Die menschliche Komödie



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Honoré de Balzac hat mit seiner menschlichen Komödie ein Werk geschafften, das heute sicher seinesgleichen sucht, denn es umfasst 90 Romane und über 2000 Figuren! Der hier vorgestellte Roman, Vater Goriot, gehört zu den bekanntesten Balzacs und stellt zugleich mit dem alten Goriot eine der ergreifendsten Gestalten der menschlichen Komödie.

Sinn dieses Werkes: Die Darstellung der französischen Gesellschaft zwischen Revolution (1792), Restauration (1814-30) und der Julimonarchie (1830-48), ihre Jagd nach Geld, Macht und Prestige, ihre Sucht nach Vergnügungen und ihre bedenkliche Moral.

Der Nudelfabrikant Goriot hat die Zeit nach der Revolution gut genutzt und konnte als gerissener Geschäftsmann ein beträchtliches Vermögen anhäufen. Nach dem Tod seiner Frau überträgt er seine Liebe auf seine Töchter Anastasie und Delphine, die er mit einer beträchtlichen Mitgift ausstattet. Anastasie vermählt sich mit dem Comte de Restaud und Delphine mit dem elsässischen Bankier de Nucingen. Als jedoch während der Restauration der Adel neu erstarkt, können die Töchter den Vater, den sie wie Vampire bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt haben, nicht mehr gebrauchen. Mit einer lächerlichen Pension ausgestattet, siecht dieser in einer Pariser Pension vor sich hin, wo er den verarmten Landadligen Eugène de Rastignac kennen lernt, der, vom schönen Pariser Schein geblendet, selbst aufsteigen will, jedoch auf dem Weg nach oben von seinen tugendhaften Moralvorstellungen (leider nur ein klein wenig) behindert wird.

Am Ende stirbt Vater Goriot einsam und verlassen, nur Rastignac steht ihm in den letzten Stunden bei. Dieser jedoch folgt dann doch den Versuchungen der Oberschicht, vertreten durch Delphine de Nudingen, und opfert seine Tugend der Aussicht nach Reichtum und Macht.

Einzelne Handlungsstränge werden in Balzacs Romanen oft nicht zu Ende geführt, sondern in anderen Romanen wieder aufgenommen. Die Texte verschränken sich so ineinander und werden zusammengenommen zum Spiegel der französischen Gesellschaft. Nach einem etwas ermüdenden Einstieg ganz im Zeichen der balzacschen Erzähltradition (man hat es hier mit einem auktorialen, allwissenden Berichterstatter zu tun, der wertend auf den Leser einwirkt) baut die Handlung schnell an Spannung auf und hält sich bis zum dramatischen Ende, das sich zwar sehr früh abzeichnet, jedoch dank vieler Wendungen immer wieder verzögert wird.

Balzac gehört neben Stendal und Flaubert zu den großen Realisten Frankreichs, doch stehen diese in ihrer Erzählweise unabhängig voneinander. Den heute wichtigsten realistischen Roman liegt zur Zeit ihrer Entstehung noch keine Poetik zugrunde. Der Begriff des Realismus wurde folglich erst nachträglich durch die Literaturwissenschaft postuliert.


Honoré de Balzac: "Vater Goriot". -Frankfurt am Main: Insel Verlag, Oktober 1996|307 Seiten; 7,50 Euro; ISBN: 3458336117|Amazon.de

Es geht los...


Seit 19 Uhr kreisen im knallgelben Licht der untergehenden Sonne wunderschöne Pollen durch die Luft. Am Donaukanal fängt das regen, abendliche Treiben an zu Brummen. Chinesisches Abendessen wird serviert, die erste Biere genommen, Drogenvorrat für den Abend eingekauft. Konzertkarten werden hie und da verhandelt, »RESTLOS AUSVERKAUFT!« prangt von allen Wänden des Eingangsbereichs des Flex. Kamerateams surren vorbei, Gruppen aus Polen, auch Kroatien versuchen sich mit den Einheimischen zu verständigen. The Arcade Fire spielen in besagten Ländern kein Konzert, weswegen sie den weiten Weg gekommen sind. Das coole Fühlen, ich spür’s.

arcade fire live2

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Es ist eng, schon zehn Minuten vor der Vorband ist es eng. Arcade Fire bitten darum nicht zu rauchen. Schnell noch die letzten Zigaretten genißen, bevor es losgeht. Im Kopf spulen sich Listen ab. Liste 1 sagt »Wake Up« und dann »Laika«, dann der Block an alten Sachen, dann der Hammer-Block mit den besten Albumstücken. Liste 2 sagt »Laika« am Anfang und »Wake Up« als Zugabe, außerdem dabei im Gegensatz zu Liste 1 ist »7 Kettles«. Liste 2 ist aktueller. Angst. Vergiss die Listen, sei bei Arcade Fire, schau auf die Bühne. Es ist dunkel, Eine Absperrung wurde gezogen, das Flex ist noch enger. Die Gesichter um mich herum sind magisch erhellt, jeder Mensch in diesem Raum hier wartete seit Monaten auf diesen Augenblick. Es war elektrisch, ganz und gar unerklärbar gespannt, und wenn jemand nur eine Zigarette zu viel geraucht hätte, wenn das Streichholz auf den Boden gefallen wäre, hatte man das Gefühl, als würde dann ein riesiger Gassee unter uns hochgehen, die Wolke auf der das Publikum zu schweben vermochte. Schweben und warten, um kurz nach Acht betritt Owen Pallet die Bühne.

***

Beinahe-Nervenkollaps, Übernachtigkeit und hemmungslose Nervosität prägten den Tag. Angst, Schweiß und Unvermögen in geraden Sätzen zu reden. It’s the Reinsteigern-Thing. Verarschen ließe sich das mit »Ist ja nur irgendeine Band, von irgendwoher«. Und jeder, wirklich jeder im Raum hätte gewusst, dass es einfach nicht stimmte. »Funeral« ist nicht irgendeine Platte. Das Listenabspulen im Kopf lässt keine Ruhe, ist die beste Ablenkung von den Fangarmen dieses Abends,

Neighborhood #1 (Tunnels) Gewinner: Keiner.
Neighborhood #2 (Laika) Gewinner: Keiner.
Une Annee Sans Lumiere Gewinner: Keiner.
Neighborhood #3 (Power Out) Gewinner: Keiner.
Neighborhood #4 (7 Kettles) Gewinner: Keiner.
Crown Of Love Gewinner: Keiner.
Wake Up Gewinner: Keiner.
Haiti Gewinner: Keiner.
Rebellion (Lies) Gewinner: Keiner.
In The Backseat Gewinner: Keiner.

Der Computer läuft, er muss nur einsehen, dass es immer irgendwann den Punkt geben kann, an dem es einfach sinnlos ist weiterzuspielen. Einfach sinnlos ist weiterzuspielen. Einfach. Sinnlos. Ob ich das je verstehen werde?

arcade fire live3


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Owen Pallet ist nicht Patrick Wolf, auch wenn er fast so aussieht. Final Fantasy, ich hab’s nur einmal gespielt, das VIII. Damals interessierten mich Computer nicht so, ich hab den ganzen Hype darum nicht ganz verstanden. Owen Pallet ist Final Fantasy, eine Solo-Band. Er und seine Geige sind die besten Freunde. Ein Sampler noch mit an Bord, und los geht’s. Eine halbe Stunde lang wird Owen ins Publikum singen und lachen. Dabei führt er unwahrscheinliche Songs auf seiner Geige aus, lässt die Riffs loopen, schichtet Turm auf Turm und macht mit einer fantastischen Stimme auf einmal schlagartig alles weg, was vorher meinen Kehlkopf zugeschnürt hat. Wenn bei einem kurzen Final Fantasy-Stück im Höhepunkt sich die sieben Geigen-Melodien, die gerade übereinander liegen, schlagartig auflösen ist es Sonnenaufgang, obwohl draußen gerade das Gegenteil herrscht. Patrick Wolfs Gestus ist aber dabei bei Final Fantasy. Auch Label-Kollege Xiu Xiu, krampfähnliche Ausschreie erwecken hier die Erinnerung. Final Fantasy vermag uns für eine halbe Stunde in ein anderes Universum zu katapultieren.

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Sieben Menschen plus Owen Pallet sind auf der Bühne. Die Zeit ist um, wer jetzt noch gehen möchte kann es tun. Ich überlege kurz, ganz nach hinten zu gehen. Nein doch erste Reihe. Die Wahnsinnigen auf der Bühne lachen. Der erste Akkord schneidet das Flex in kleine Stücke. »Wake Up« ist Chaos. Ein Song, er ist da. Ich lege mich rein. Nicht aufgeben. Es muss weitergehen. Und das tut es auch. Auch wenn ich es vorher aus Live-Mittschnitten erahnt habe, ist jener sensationelle Übergang zwischen »Power Out« und »Rebellion (Lies)« einfach unglaublich. Hier wird die Platte neu erfunden. Was bei einer so unglaublichen Platte mehr als mutig ist. Verrückt, energetisch, zum wahnsinnig werden schön war die Halle des Flex im Widerschein eines Anbeginns einer neuen Epoche getaucht.

arcade fire live

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Der nächste Tag war auch sonnig. Aber es hörte sich anders an.

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Jippie Diplomarbeit. Ich bin gerade damit fertig geworden...
Scheini (Gast) - 1. Aug, 15:10
Recht hast du. Sieht...
Recht hast du. Sieht man ja an so mancher Zeitung.
Phil (Gast) - 1. Aug, 15:03
Eitelkeit?
Nur wer laut schreit wird gehört. Der Inhalt ist da...
Roland Rafael Repczuk (Gast) - 1. Dez, 09:02
Absoluter Surrealismus...
Mir fehlt die Farbe
Roland Rafael Repczuk (Gast) - 18. Mär, 12:42
Endlich mal eine Filmkritik...
Endlich mal eine Filmkritik als Auslegung die Sinn...
der (Gast) - 9. Mär, 21:49


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