The Go-Betweens + Paul Armfield – 24. 5. 2005


»Oceans Apart« heißt das neueste Werk von Forster und McLennan, und nach einem wieder einmal tollen Gig von Paul Armfield wurde es nun auch Wien live präsentiert.

go-betweens

Paul Armfield kommt von einer Insel südlich von England, auf der alle Menschen Musik machen. Oder fast alle. Er hat mit seiner Band, den Four Good Reasons, letztes Jahr sein Debüt veröffentlicht, von dem er sagt, dass es auf der Isle of Wight in keinster Weise etwas Besonderes wäre. Jede zweite Pub-Band dort, könnte so ein Album aufnehmen, würde sich mal wer darum kümmern. »Songs Without Words« ist ein Folk Noir-Meisterwerk, das Gefühle entkantet und den Songs genau die Wörter gibt, die sie behaupten nicht zu besitzen. Schon letztes Jahr besuchte er mit den Four Good Reasons Wien und bewies, dass diese Songs live ebenso funktionieren können.

Als Vorgruppe der Go-Betweens ist er alleine auf der Bühne, mit seiner Gitarre spielt er ein herzerwärmendes, intensives Set, und kämpft gegen die Ungeduld des Publikums an, das nur die Go-Betweens sehen möchte. Was ihm erstaunlich gut gelingt, gab es immerhin ganz leise in der erste Reihe auch einen Hauch eines »Zugabe!«-Rufes, was sicher nicht dem örtlichen Paul Armfield-Fanclub zu verdanken ist, weil den gibt es nicht.

Tja, und die Go-Betweens… was soll man zu denen noch sagen? Sind diese Songs nicht an sich schon Aussage genug über die Bedeutung, die Geschichte und das Potential dieser Band, immer noch nach fast 30 Jahren mit jedem neuen Wurf nicht stehenzubleiben? Das Bemühen, nicht im Retro-Desaster sein eigenes Werk als einzige Referenzgrundlage zu nehmen, gerade nach dieser unfassbar gut gelungenen Reunion damals, zeigt sich auch live als eine ihrer schwer zu glaubenden Stärken. Die Go-Betweens schaffen eine sensationelle Symbiose zwischen dem Bemühen um den Song, also das daran arbeiten, das sichtbare investieren von Energie, damit der Song ein Song, eine Perle wird, und der Ausgelassenheit, der Lockerheit, dem wilden Charakter, der ihr Schaffen immer mitgeprägt hat. Allein ersteres lässt heute jede zweite Band krampfhaft aussehen. Was damals bei den Go-Betweens DIY hieß und mit Punk nicht wenig zu tun hatte, ist jetzt eben ein abgebrühtes, zeitloses Verständnis der eigenen Fähigkeiten, Songs auf die Bühne zu zaubern, die Universen erzählen können, ohne unser existierendes schelmisch zu verlassen. Auch wenn diese Songs zum Beispiel in Bayrischen Käffern geschrieben wurden, was sie selbst wohl als einen der am weitesten entfernten Orte des Universums ansehen.

Und wenn sie dann sagen, dass die Lichttechniker bitte das Licht abdrehen sollen, das das Publikum blendet, dann ist mit keinem Moment die Frage da, ob das eventuell ihrer ästhetischen Auffassung unserer Gesichter wegen passiert. Nein, es ist das Bemühen und die Ausgelassenheit, immer diese grandios-elegante Schöngeistigkeit, die sie zu einer beeindruckenden Band macht. »Why do people who read Dostoyevsky look like Dostoyevsky?« singen sie in »Here Comes A City«. Den Scherz, das auf die Go-Betwens anzuwenden, erspare ich euch, weil er nicht stimmen würde.

The Kills - 23. 5. 2005


Der rockistische Overkill im Kleinen, die Eskapade einer ausfälligen Nacht, die man lieber nicht vergisst, machte klar, dass The Kills einer der besten Live-Rockbands sind, die es zur Zeit gibt. Dass das »No Wow«, vor dem ihr aktuelles Album so eindrücklich warnt, hier nicht eingetreten ist, ist selbstverständlich.

kills

Mit einem Galopp fangen sie an. Wie auch auf dem aktuellen Album ist der Titeltrack »No Wow«, diese Minimal-Rock-Sau mit nervös-fiebriger Drummachine, die Eröffnung. VV und Hotel sind bis dorthin gut gelaunt, saßen am Bühnenrand, hatten Freude daran die wunderbare Scout Niblett als Vorband anzuhören, aber ab dem Moment, wo »No Wow« mit diesem ersten, galoppierenden Beat einsetzte, waren sie gewandelt. Er: Roboter. Sie: Zombie. Beide zusammen: Inferno.

Hotel starrt. Sein Blick geht stur geradeaus, mindest einmal um die ganze Erde herum, und borht sich in seinen eigenen Hinterkopf, führt dadurch die Zuckungen und mechanischen Bewegungen seines Körpers herbei. Wenn er grad nicht singt, redet er manisch irgendwelchen unverständlichen Text vor sich hin, als ob es von jedem Lied eine alternative Version mit anderen Lyrics gäbe. VV ist völlig aufgelöst, taumelt, weint, stirbt, steht wieder auf. Ihr Gesang ist so intensiv und dreckig, dass Hotel in den wenigen Momenten, wo er bei Bewusstsein ist, zu ihr stielt, um sicher zu gehen, dass seine Partnerin noch da ist. Wenn sie sich mal nahe kommen, ist das ein beängstigendes Spannungsfeld zwischen Leben und Tod. VV und Hotel helfen sich selbst genauso viel, wie sie sich gegenseitig umbringen. Mit Gitarren, mit Stimmen, mit Beats.

Am Ende herrscht völliger Exzess auf der Bühne und im Publikum. In einem See an Distortion liegen die beiden auf am Boden (unklar, ob es einer Vergewaltigung ist) und wissen um das eigene Überleben ebenso, wie um den eigenen Tod. Hier und jetzt steht uns allen da unten, die wir dieses Fiasko miterleben durften nur ein »Wow!« im Gesicht geschrieben. Manche sagen, so sieht die Zukunft von Rock ´n Roll aus. Manche sagen, so sah die Vergangenheit aus. Wenn sich The Kills in der Mitte, im Jetzt, treffen, ist es schlicht der Rock, den sie als einzig durchführbaren ansehen. Und diese Optionslosigkeit auf die Bühne zu hieven ist mehr als Kunst.

Befindlichkeitsupwaking


auch wenns so uninteressant wie nur irgend möglich ist, diese endlose sonne am balkon zu haben beim aufwachen und dazu mit "transatlanticism" das beste lied der welt für solche momente, hat etwas ungemein befreiendes. ich mach mich heute auf den weg nach münchen, dann weiter richtung immergut. und mit dem lied im rücken geht das auf einmal viel leichter. ich würde euch gerne den link zu einem feinen gratis-download anbieten, aber von dem album ist ja bekanntlich nur "Title And Resignation" online available. auch gut, aber nicht das was mich jetzt im moment erschüttern könnte. ich bitte jede leserin und jeden leser diese blogs heute noch in den plattenladen des vertrauens zu gehen, und laut "transatlanticism" zu rufen....

[Ich darf da mal kurz aushelfen:
Death Cab For Cutie: Transatlanticism]

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