Dienstag, 30. November 2004

»Payback«


»Payback« (USA 1999, Brian Helgeland)
TV: ZDF

payback

Es passiert leider viel zu selten, dass man von altbekannten Gesichtern überrascht wird. Mel Gibson war in meinem Hirn mit den Schlagworten »Familienvater«, »tragisch-witzig« und »putzig« verlinkt. Stand er in der »Mad Max«-Reihe (die übrigens 2005 fortgesetzt wird) noch für den harten, kompromißlosen und relativ ungebrochenen Helden, verlor sich dieses Image nach und nach in klamaukiger Selbstkarrikatur (»Lethal Weapon«) oder in unfreiwillig komischen Filmen wie »Signs« oder »The Patriot«.

»Payback« nun ist auch Karrikatur und Genreparodie – allerdings überhaupt nicht klamaukig sondern sehr genau beobachtend. Gibson spielt den vornamenlosen Porter, der in seine Heimat zurückkehrt um alles umzulegen, was sich zwischen ihn und den ihm zustehenden 70.000 Dollar stellt. Jahre zuvor hatte sein Gangsterkumpan ihn nach einem Coup niedergeschossen und seinen Anteil des Geldes mitsamt seiner Freundin mitgenommen.

Porter wird vorgestellt als gieriger, bösartiger, jenseits aller Moral agierender Killer. Dass er dann schließlich auf der einen Seite tatsächlich ohne mit der Wimper zu zucken einen nach dem anderen tötet entspricht den Genrekonventionen der Revenge-Action. Dass er aber auf der anderen Seite wirklich nur seine 70.000 Dollar haben will, überhöht diesen Ansatz ins Absurde. Porter will sein Geld, bitte abgezählt und keinen Cent zu viel. Im Laufe des Films ändern sich die Feinde. Seinen alten Kumpan Val erschiesst er und nimmt sich nun das Mafia-Syndikat vor, bei dem er sein Geld vermutet. Val hatte sich mit dem unterschlagenen Geld bei ihnen eingekauft.

Der Regisser Brian Helgeland, der mit »Mystic River« einen beachtlichen Film drehte und bereits mit »L.A. Confidential« auf hohem Niveau am Neo-Neo-Film-Noir scheiterte, kennt die Genres, die er parodiert, sehr genau. Das merkt man jedem Bild und besonders auch dem Score an. Wenn sich in Payback mal etwas außerhalb von Räumen abspielt, sind die Figuren eingekeilt in Straßenschluchten zwischen bedrohlichen Skyscrapern. Porter stellt sich dem Zuschauer natürlich qua Off-Stimme selbst vor. Die Frauen sind schön, rätselhaft und unnahbar. Umwege werden keine gemacht, der Weg führt direkt nach oben, und er ist gepflastert mit Leichen. Sollte Gibson jemals an Lungenkrebs erkranken, dieser Film ist schuld daran. Kurzum: Hier wird alles dafür getan, den echten Film-Noir, den echten Revenge-Thriller nachzustellen. Man merkt, dass hier ein Fan dieser Genres arbeitet und genau deshalb nimmt man ihm die Parodie auch ab.

Info: IMDB

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