Random Love
Die Liebe ist wie ein Meer: mal liegt es glatt und ruhig da, mal bringt ein sachter Wind die Oberfläche zum Zittern, mal peitscht ein Sturm Wellengebirge auf, die alles unter sich begraben.
Da ist die naive Klara, die die Welt durch die rosarote Brille sieht und nur das Gute im Menschen vermutet, bis sie erfährt, dass ihr Freund Jan sie mit ihrer besten Freundin Sylvie betrügt. Und Sylvie, die sich mit ständig wechselnden Partnern betäubt, muss ihrerseits lernen, was es heißt, sich einem Mann hinzugeben, der einen benutzt, demütigt und fallen lässt.
Auch Georg und Judith, die seit über zwanzig Jahren im sicheren Hafen der Ehe ankern, werden zurück aufs offene Meer gespült. Georg beginnt eine Affäre mit einer seiner Schülerinnen, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Als er das Ruder herumreißen will, ist es zu spät, Judith verlässt ihn, verwirklicht sich nach Jahren des frustrierten Hausfrauendaseins und findet eine neue Liebe.
Annette Mingels Prosa ist analytisch, klar und ohne Ressentiments. Ihre präzise gezeichneten Figuren sind Spielbälle des Schicksals; auf der Suche nach Glück setzen sie wie beiläufig Ereignisse in Gang, die rasch an Fahrt gewinnen, sich nicht mehr kontrollieren lassen und denen sie, möglichst ohne zu viel Schaden zu nehmen, ihren Lauf lassen müssen, bevor sie wieder in sichereren Gefilden segeln. Das Leben geht eben nicht immer in die gewünschte Richtung. »Die Liebe der Matrosen« ist ein überlegter, ein vielstimmiger Roman, der aufgrund seiner universellen Thematik ohne Schwierigkeiten den Raum zur Identifikation öffnet.
Annette Mingels: »Die Liebe der Matrosen«. – Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag, März 2005 | 345 Seiten; 19,90 €; ISBN: 3-832-17914-3 | Amazon.de | Buecher.de
in: .txt | von: lichterloh | 30. Mär, 11:34
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