Entklammert: Smog
Bill Callahan geht fünf bis sechs Alben zurück.
»A River Ain’t Too Much To Love« ist dem Diskographie-Universum von Bill Callahan dort am nahesten, wo er vor mittlerweile acht Jahren Halt gemacht hat: »Red Apple Falls« ist das vermutlich einzige Werk, mit dem es sich vergleichen lässt. Die drei letzten Alben erschienen ja unter dem Namen (Smog) und brachten etwas mehr Wuchtigkeit mit sich. »A River…« ist da eher wieder das karge, brüchig-folkige »Red Apple Falls«, das damals aus einer Laune heraus nicht produziert wurde. Denn war damals die Welt noch deutlich düster und verhunzt, bricht sie heute spätestens beim dritten Track in etwas fruchtigere Gefilde auf. Im weiteren Verlauf begegnen uns alle alten Smog-Themen, Natur, Familie, Ausgeschlossenheit, Wunder, kindliche Freude, und neue Scherze wie eine Song-Ansage (!) und wunderschön dahinplätschernde Akustik-Gitarren, die sich mit den altbekannten Geigen und Klavieren manchmal auf ein Bier einladen. Großartig: Jim White am Schlagzeug!
Die kleinen, großen Wunderwerke dieser Platte sind unzählbar, das Nirvana-Ding »In The Pines« z.B., oder der Moment, wo »The Well« fast stehen bleibt, nur damit Callahan genug Platz hat um verquiekt »Fuck all Y’all!« zu sagen. Das sind neue Töne, und wie. Lyrische Waghalsigkeiten (»Did that Rapper rape her?«) sind eingewoben in textliche Abgründe sondergleichen. »Bury me in wood, and I will splinter. Bury me in stone, and I will quake. Bury me in water, and I will geyser. Bury me in fire, and I’m gonna phoenix.« sagt er, und wir fragen uns, was mit einem der sperrigsten Querschädel unseres Planeten bloß passiert ist? Nichts. Er hat nur eine der besten Platten seiner Karriere aufgenommen.
VÖ: 30.05.2005 auf Domino
in: platten.kritk | von: wiesengrund | 5. Jun, 17:16
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