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Kid wies bereits drauf hin: BlowUp Doll ist ein schönes MP3-Blog für Sixties-Musik mit ab-und-annen-Ausrutschern, die aber angesichts der restlichen Musiken verzeihbar sind. Fein.
Die aktuelle Spex ist wegen des (auch toll illustrierten) Porno-Specials diesmal besonders lesenswert.
Wolfgang Frömberg schreibt über »Kinsey« und »Inside Deep Throat«, Dietmar Kammerer liest Jörg Metelmanns »Porno-Pop«, Tim Stüttgen interviewt Linda Williams (»Hard Core« ), Michael Bruns hört sich Porno-Soundtracks an und interviewt Matmos, die – wer hätt’s gedacht – auch bereits Scores für Schwulenpornos komponiert haben. Hias Wrba erzählt unterhaltsam die Geschichte des Pornofilms und der Diskurse um das unterschlagene Genre und der Man fürs Bling-Bling, Markus Hablizel, spricht mit King Orgasmus a.k.a. Orgi 69, über desen Verpflichtungen als HipHopper hie und Pornoproduzent dort.
Schade nur, dass sich das Ganze überwiegend auf Film konzentriert. Ob die Welt der Popsternchen von Sarah Connor bis Christina Aguilera von Strategien des Porno beeinflusst ist bzw. inwiefern diese bewusst oder unbewusst davon leben, wäre ja auch mal einen Text wert gewesen. Und so muss mal wieder HipHop herhalten, wo doch Porno (Offensichtlich?) bereits längst im mainstreamigsten Mainstream auch jenseits der Goldkettchen angelangt ist. Und was ist mit pornographischer Literatur? Da gab es in den letzten Jahern doch so einige erbittert-reaktionäre Feuilletondebatten. Oder auch die Kunst: Was ist denn mit Tracey Emin oder auch Jake und Dinos Chapman? Naja, gut, man kann ja auch nicht alles in ein Heft bekommen.
Und was gibt’s sonst so neues an der Mag-Front? Vice ist erwartungsgemäß überall eingeschlagen (Achtung, das ist bestimmt bald total un-pc wg. Terror und so, deswegen gönne ich mir mal die Phrase) wie eine Bombe. Bei mir noch nicht, aber einer gewissen Spannung kan ich mich auch nicht erwehren.
Anstatt dessen habe ich aber zum ersten Mal die Lettre International aus dem Bahnhofskino geschleppt. Schweineteuer das Teil, aber allein die beiden Texte von Slavoj Žižek (»Star Wars III. Über taoistische Ethik und den Geist des virtuellen Kapitalismus«, ein Auszug hier) und Jorge Volpi (»Unsterbliches Scheitern. Orson Welles und Don Quijote«, ein Auszug hier) lohnen den Kauf. Außerdem lesenswert: Der inzwischen unvermeidliche Giorgio Agamben über »Theos, Polis, Oikos. Das Mysterium der Ökonomie auf der politisch-christlichen Bühne« und ein hochspannendes Dossier über den Irak-Krieg, aus dem leider nur ein Teil des Textes von Mark Danner, Geheimsache Irakkrieg, online steht.
Jochen Schmidt, taz-Autor und Schriftsteller, arbeitet an einer
Chronik. Sehr tagebuchartig, sehr ausführlich, sehr interessant. Ich wundere mich ja dann doch immer wieder, woran ich so hängen bleibe.
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