erbfeindschaften: top oder flop ?!



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Mit der historisch bedingten Erbfeindschaft zwischen England und Frankreich scheint es doch nicht allzu weit her zu sein. Nachdem sich Peter Mayle in die Provence verirrt hatte, um den Buchmarkt mit kitschigen Erfahrungs-Romanen zu überschwemmen, fühlte sich unter anderen auch Stephen Clarke dazu berufen, die Insel zu verlassen und sich über den Kanal zu bewegen; allerdings Richtung Hauptstadt. Nach zehn Jahren Paris war es denn auch an der Zeit, Resümee zu ziehen und uns über die kulturellen Unterschiede zwischen Franzosen und Engländern aufzuklären.

Clarkes fiktiver Romanheld, Paul West (dessen Name ebenso knackig ist wie der von James Bond), hat einen Einjahresvertrag mit Jean-Marie Martin abgeschlossen, einem Unternehmer, der hauptsächlich in Rindfleisch macht, jedoch eine Kette von Teestuben eröffnen möchte. Paul soll dafür die nötige Schützenhilfe leisten. Zu Beginn läuft noch alles glatt, Paul kommt bei der Tochter seines Chefs unter, Elodie, die – wie alle nymphomanischen Französinnen – nur auf den verklemmte Engländer gewartet hat, um ihn in die französische Liebeskunst einzuweisen (hirnlose Sexpuppen gibt es übrigens zuhauf, und alle landen sie über kurz oder lang in Pauls Bett).

Vom Sex einmal abgesehen erfahren wir, dass in Frankreich, oh Wunder, gerne und viel gestreikt wird, dass das Land von einem Geschwür befallen ist, dem der Korruption, dass ein jeder lieber faul und uneffektiv in seinen Büros abhängt, statt dem angelsächsischen System bzw. Erfolgsweg zu frönen, und dass man nach einem Jahr des Nichtstun besser im August die Stadt verlässt, um aufs Land zu fahren. Erwähnenswert sind natürlich auch all die Hundehaufen, die die Pariser Straßen pflastern und Paul dazu zwingen, Plastiktüten über seine schönen Schuhe zu ziehen, um den Weg zur Arbeit unbeschadet zu überstehen. Dies alles soll komisch anmuten, ist es jedoch nicht oder nur bedingt.

Nachdem Stephen Clarke den Leser in eine Spirale der britischen Comedykunst geprügelt hat, bereitet er den Boden für eine neue Ebene vor: Pauls Chef Jean-Marie entpuppt sich als Schurke numéro un, der den lieben langen Tag Intrigen spinnt, um sich politisch zu etablieren. Paul, der sich, wie es sich für einen integeren Engländer gehört, nicht in Jean-Maries Pläne fügen will, wird gefeuert und beschließt am Ende des Romans, seinen eigenen Teeladen zu eröffnen. Um dieses feine Ziel zu erreichen, zwingt er mittels einer kleinen Erpressung den schurkischen Jean-Marie in die Knie.

Die englische Leserschaft darf sich freuen. Nicht nur dass England letzten Endes doch über das korrupte Frankreich siegt, es darf nun auch auf einen Nachfolgeroman hoffen, in dem sich Paul West über die Tücken der französischen Bürokratie kämpfen muss, um sein finales Ziel zu erreichen: die Infiltration der Baguettes mit englischem Tee!

Der Roman "A Year in the Merde" ist bisher noch nicht auf Deutsch erschienen. Hoffen wir, dass es so bleibt, wir haben schon genug Schrott auf dem Markt. Wer sich allerdings am Strand das Hirn verbrutzeln lassen möchte, ist mit diesem schnöden Schinken gut bedient, unterhaltsam ist er ja schon ein wenig.

Stephen Clarke: “Year in the Merde”. – Black Swan: London 2005 | 383 Seiten; 11,50 € ; ISBN 0-552-77296-8 | Amazon.de

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