Gravenhurst: To understand yourself as a killer
Die Gitarren-Platte für den Herbst kommt von einer Ein-Mann-Band und heisst »Fires In Distant Buildings«. Gravenhurst ist Nick Talbot ist Düsternis ist Gewalt. Deprimierender kann Musik eigentlich nicht ausfallen. Die Platte atmet in ihrer Langsamkeit den Geist von Low und bei dem vorletzten »Song From Under The Arches« meint man zu Beginn einer ent-doomten Version von Bohren & der Club of Gore zu lauschen. Dabei scheint sich aber vor allem Gewalt in ihrer körperlichen und seelischen Form als Leitthema zu etablieren. Die Songzeile »To understand a killer / I must become the killer«, die spätestens in ein paar Wochen das zu Tode zitierte »When there is nothing left to burn / you have to set yourself on fire« der Stars als Lieblingsbonmot der herbstdeprimierten Indiejugend ablösen wird, stellt sich durch das darauf folgende »and I don't need this violence anymore« selbst in Frage. Nick Talbot führt ein Gespräch mit sich selbst, Introspektion, zwei Seelen, ach…
Zitiert wird hier ausgiebig, von Simon & Garfunkel (»Nicole«) bis hin zu Placebo (!), aber die Zitate sind bloß mehr Eckdaten auf einem Weg, der längst beschritten wurde. Die Einsamkeit ist überall, aber hier ist sie am größten. Und wenn Talbot Radiohead zitiert (»I want to have put everything in its place / I want to destroy everything«) nickt man nur noch stumm mit dem Kopf. Alles zu zerstören, um neu anfagen zu können: das scheint Talbots Weg zu sein, dessen Ziel wir nicht zu sehen bekommen werden. Um es klar zu sagen: Katharsis ist hier nicht drin, vergiß es. Die Platte zieht dich tief runter in Höllenkreise und da sollst du verdammt noch mal auch bleiben.
das wunderschöne Video zu »Velvet Cell«
in: platten.kritk | von: txt | 13. Nov, 20:14
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