Malajube - Trompe-l'oeil. Extended Version.


Malajube - Trompe-l'oeil... na gut, es soll so sein, es soll so sein, weil es kleiner nicht geht, weil ich auch grad irgendwo in der neuen Blood Brothers drin stecke und deren Ablenkungsversuche und Tarnanzüge so unschätzbar bunt sind, so richtig knackig, und was bitte ist denn falsch daran, was tut denn so weh, wenn es knackt und holpert, und dann die Versprechungen und Schlechtgewissenheiten einfach fallen gelassen werden, für den schiefen Haussegen und all das Zeug, das einem eh nie weiter bringt...

...na gut, es soll also doch irgendwie brodeln, etwas wackeln und uns in Unsicherheit wiegen lassen, weil es ja bei Malajube vielleicht so sehr um Unsicherheit geht wie um Kochrezepte (was für ein Hunger mich befällt...), und es sich deswegen ja auch um eine Band handelt, die etwas getan hat, was sich hier irgendwo im unsicheren Eck der ganzen Musikdeskription niederlassen muss, erst dort gedeihen kann, erst dort die Fehler macht, die man nicht planen kann, sondern die passieren müssen, weshalb natürlich die Blood Brothers perfekt da hin gedreht werden, also perfekt im Sinne von richtig, und um richtig geht es ja auch immer....

...na gut, es soll also auch um das gehen, wo sich Malajube niederlassen, eine extravagante Ecke des musikalischen Ozeans, der Kanada heißt, und sie lassen sich da nieder, wie es einst Arcade Fire taten, nur war es ein anderes »da« und ein anderes »nieder«, aber die Wucht ist ähnlich, und das Fundament, wo das passiert, ist ungefähr so stabil wie jenes könnte-klappen-wenn-wir's-versuchen-stabil, das aus Toronto, einem ganz anderen „da“, jenem Toronto von Broken Social Scene, oh ja, von genau denen, herweht, und Stabilität ist ganz wichtig, für Malajube, für dieses Album...

... na gut, jetzt ist nichts mehr gut, jetzt tun wir tun, also alles, was wir nie sollten, weil es meine Deutschlehrerin damals auch verboten hat, weil tun tut man nicht, aber es ist genau das, was dieses Album tut: Es tut, und dabei ist es so energetisch und schaffensgewillt, dass es für jedes Schaffen genau einen Moment braucht, genau die Spanne, die du zwischen zwei Wimpernschlägen hast, der Augenblick, der da am Beginn heißt »Jus De Canneberges« und mit diesem Akustik-Ding anfängt, deutlich zu düster in den ersten zwei Sekunden, aber dann mit einem Bang!-Bang!-Bang! ein erhabenes Uptempo erreicht, das langsamer ist als alles, was heutzutage Up! ist (undschönernochdazu) und dann senkt sich dieser Engel herab und singt von Heidelbeersaft, wo du nur verstehst »What you say do that?«, aber es ist natürlich Blödsinn, weil es französisch und nicht englisch ist, aber das ist es trotzdem was rüberkommt, was mein Ohr fühlt, und was ich verdammt nochmal beantworten will, denn dann bleibt das ganze kurz stehen, und die Minute ist noch nicht um, da braust es in so einen Architecture in Helsinki-Orkan, aber justlikethat, wie sie ihn selber nie hinkriegen würden, und schneller als ich denken kann, ist dieser Moment schon wieder verflogen, und aus, und es geht weiter, nach Monstreal...

...na gut, und dort hat es -40° Celsius, und eben so sollten sich Radiohead anfühlen heutzutage, genau das sollte Thom machen, nicht sich unterkühlt fühlen, sondern SAGEN, wie kalt es ist, und dann ein Statement dagegen machen, einen Schlachtruf, einen Hitzewall, ein warmes Stück Song zum Einwickeln, der dieses Gefühl vermittelt, was seit »Neighbourhood #1« niemand mehr geschafft hat, als es auch darum ging, wie kalt es nicht doch ist, aber dass wir doch Tunnel graben, durch den kalten Schnee, um uns zu verbinden, oh ja, und was ist denn bitte ein schöneres Bild als dieses, und hier tut es sich bei -40° Celsius jemand sehr leicht Barbarabababababarapadam! zu singen und sich darin richtig zu wenden, mit dem Rhythmus zu spielen, denn der Rhythmus hält uns wach und stark, bis er zum Walzer wird, ein Weihnachten im Stroboskop, zersetzte Geschenke, sehr viel Früchte, wo früher die Zitrone war, jetzt die Heidelbeere, und wieder ist der Moment schneller weg als du denkst, und es macht sich dieses Gefühl breit, es wäre genau das eben gerade, was zu hören MUSST, genau diese sonnengeküsste Musik, die dich retten wird, denn um Rettung geht es auch bei Malajube...

...na gut, und es geht um Klammern um diese Prolog- und Epilog-Teile, Intro und Outro, egal, mit all dem spielen Malajube sehr gern und es ist so ein herzliches spielen, denn hier macht die Linie weiter von »Boa vs. Python« (Test Icicles) und »On My Own« (Boy Kill Boy), dieser fiesen Hits, die diesen Kreisschließungstrick so toll hinkriegen, und dich am Ende daran erinnern, dass du eigentlich immer nur auf den Anfang gewartet hast, und bei diesem Kochrezept namens »Pâte Filo« machen das Malajube auch, oh ja, so richtig gekonnt dramatisch, mit einem Anfang zum Niederknien, und dann einem Zwischenteil, so einer Song-Treppe, die immer wieder in panisches Schreien ausbricht, wo du schon dir selbst aussuchen musst, an welche Happen du dich festhalten willst (ma sensebilité!) nur um dich am Ende wieder so richtig feedzubacken, wieder voll in die Maschine des Anfangs reinzuhauen, und dann aber, ohfockinggod, woanders abbiegen, weil sich jeder Mensch verändert auf dem Weg dem Kreis entlang, weil es eben keine Kreise gibt, weil sie zu perfekt oder so was wären, und das musst du erstmal in so einen Indiepopperlenrockkracher reinpacken, dass er am Ende eben nicht mit der Repetition des Anfangs zwinkert, sondern noch anderes Zeugnis draufsetzt, noch einmal Luft holt und laut aufschreit und dieses Schlagzeug so gekonnt im Off-Becken mit deinem Fußboden jongliert, den du darin natürlich verlierst, und eben dieses »natürlich« erklärt dir erst den ruhig sanften Treppen-Ausgang, der sich so heimelig anfühlt, mit einem Zick!-Zack! am Schluss, und um Wendungen geht es auch bei Malajube...

...na gut, und dann wird’s zu einem Zack!-Zack!, zu einem Aufwachen und ich sitze dramatisch im Flugzeug, das bebt und schwirrt, multicolor, sowas wie Testbilder surren im Kopf, und Flugzeuge haben was mit Entfernungen zu tun, und davon lebt dieses Lied, »La crabe«, auch, weil es sich immer wieder weg- und hinbewegt zu dir, und dabei aber nie »weg« ist, sondern immer »Weg«, und auf diesem Weg sollten die lauten Stimmen im Hintergrund, die Toten, die schreien, immer im Augenwinkel behalten werden, weil entfernt sein eben nicht heißt, das es weniger intensiv wird, oh ja, Intensität, wie sehr es doch um sie geht, hier, und eben diese Intensität in der Entfernung ja erst dieses Ende ermöglicht, den Moment wo das Lied pur rockistisch zurückkommt und dich anbrüllt, als ob es Aphex Twin in der allerletztne Ecke seine spookyness erschrecken will, und dabei brichst du zusammen, eine düstere Zelle unter der Haut, es bleibt dabei, wir sind dabei...

...na gut, und dabei sind wir aber in diesem »wir« eines sanften Lagerfeuers, Chanson Chanson Chanson, aber eben doch nicht, weil wir wieder mit dem Rhythmus spielen und dabei einen Refrain erobern, capture the flag, und wie tief dann die Gitarre noch reinkann ist eben so einen Intensitätsfrage, wie tief du gehen kannst, und wie hoch es hinaus kommt, aus diesem Refrain, aber am Ende macht »La monogamie« doch noch eine Wendung, als der Kinderchor die Gitarren in die Hand nimmt, so wie bei Smog's »Knock Knock« damals, und es erst richtig zum Wahnsinn wird, äh... At The Drive-In-Wahnsinn, wobei natürlich die keinen blassen Schimmer von Wahnsinn haben, und hier der Wahnsinn aber von der Decke in dein Auge tropft, und du denkst es seinen Tränen, aber in Wirklichkeit tanzt du, verdammt, tanzt, tanzt, tanzt du, die ganze Nacht...

...na gut, in der Ekstase der nicht-wahrnehmbaren Sprache, dieser Worte, die du nicht kriegst, siehst du dann immer Fantome, das macht das Mitsingen bei solchen Alben so toll, und je weniger du französisch denken kannst, umso besser, denn hier heißt es Zirkus, Attraktion und etwas Entertainer-Klavier, dein Lieblingsgericht, »Ton plat favori«, aber doch so bittersüß gekocht, dass es den Bogen zu einem Ska-rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr locker hinkriegt, Na! Na! Na! Na! und es eben um Spaß geht, ja, um Spaß, darum geht’s auch bei Malajube....

...na gut, den Spaß müssen wir wohl so kaufen, jemand flüstert »MC Solaar«, und hier sind wir, »La russe«, ma malédiction, un mal de la diction, und es geht natürlich um seine WÖRTER, seine Sprache, die der Fluch ist, rechtfertigen, erklären, analysieren, interpretieren, und das alles ist Hip Hop, zu schön für die Kritik(er) und alle die, die zweifeln werden, in Stille, wo es keinen Zweifel gibt, genau das, was ich eben hören wollte, en silence, verdammt, warum können Synthieflächen manchmal doch so gut funktionieren, obwohl ja so peinlich und wüst, aber eben diesmal Malajube und so unfassbar großartig, denn um Kobolde und Flüche geht es auch...

...na gut, es geht uns langsam die Luft aus, wir können nicht mehr, wir sind »da« und »nieder«, und beides fühlt sich richtig und stabil an, und plötzlich verbrennen sie uns, mit »Fille à plume«, mit so einem unfassbar fiesen Telefon-Song, Dälek, Kindergeburtstags Uh-hu!, territoriale Komplexität, und Schuhe schauen können wir auch dabei, was für eine Oper, die irgendwo im Chor, hinter der vorletzten Note so einen kleinen Schluck Hoffnung bietet hier je wieder lebend rauszukommen, und kaum ist dieser Moment vorbei, bist du raus, und lebendiger als je zuvor....

... na gut, lebendiger Glam, warum nicht auch Glam, hier wollen wir mal nicht so sein, denn im Glam lagen auch immer Zombies, wieder diese Schreie, dieses unfassbare Flehen um Erlösung, als ob die Stimmen und die Band als Ganzes genau wissen würde, was für ein Irrsinn an Album hier passiert, und als ob sie um Befreiung flehen, weil es so unfassbar magnificent ist, und du würdest ihnen gerne helfen, aus dieser Selbsbewusstheit rauszutreten und so wie du einfach mitzustolpern auf dem Weg, aber du kannst nicht, weil der Moment auch schon wieder weg ist, und du schließlich wieder mitmusst, der Bus wartet, bei »Casse-cou«, diesem herrlichen Led Zeppelin-Gerät, wo die Schreie wieder kommen, wieder um Hilfe suchen, und du fragst dich, was du machen sollst, wie du helfen kannst, weil du ja nicht reingreifen kannst, um die Leute rauszuholen, auch wenn es genau das ist, was du gerade so sehr willst...

...na gut, und dann kommt dieser neue Planet, den Malajube, für uns gebaut haben, letzten August, »Étienne d'août«, und genau dorthin rettet sich die Band gerade noch vom Wahnsinn, und dort schwebst du dann über dieser zarten Oberfläche, die so unwahr wirkt und fragil, Watte, dieser ganze sanfte Zug, der so herrlich unter deiner Haut vorbeiflitzt und in dieser Ballade, in diesem Ohrwurm sein »Let It Dive« findet, genau das, was du eben gerade nicht erwartet hast, aber in dieser Unerwartetheit soviel Geborgenheit und Sicherheit liegt, dass du ganz problemlos auf einer Nadelspitze stehen kannst und den Ausblick genießt, den Ausblick auf was noch kommt auf dem Weg, auf dem keine Schatten mehr liegen, auf dem alle hell winken und die Stimmen singen, meine Güte, singen, aber so richtig...

...na gut, und auch wenn du vorher kurz das Gefühl hattest, es IST alles gut, und es IST alles perfekt, weißt du aber dennoch, dass der Weg nur hell ist, WEIL er nicht perfekt ist, und in »St-fortunat« ist der herrliche Chanson wieder dieses leichte Zweifeln an allem glücklichen, weshalb es z.B. okay ist, ein Album so ausklingen zu lassen, weil es so ein Rückblick ist, ein Skelett, ein Fantom, und die Lücken und Fehler so schön im Blick hat, die gemacht wurden, auf dem Weg bisher, die Mücken, die man zum Weinen gebracht hat, und die nie wieder heilen werden, und genau deswegen braucht es nur »Le fin« um die letzten Takte und ein Lo-Fi-Bonus abzuliefern, und es ist eigentlich mit einer Leichtigkeit vollbracht, diese fehlende Heilung, um die es die ganze Zeit ging, die Verbrechen und die Begräbnisse, die Fehler und das helle, wunderschöne Erleuchten zu verstehen und aufzunehmen, denn schließlich haben Malajube auch genau das gemacht, es aufgenommen....

...na gut, und nach der Aufnahme ist es immer eine eigenartige Reise, voller Seitenstraßen und Überraschungen, aber was es eben ausmacht, ist, wie stabil es war, wie nah an dir, wie konzentriert und wie wenig out there, wie schnell du aus der Deskription wieder rauswillst, schnell raus, und zurück zum Start, diesmal kein Vergleich zu den Fundamenten, es gibt keine Kreise, kein Vergleich zu irgendwas, sondern einfach ein truly epic Indierock-Album. Überredet? Nicht?

...na gut...

Jackson Pollock Emulator


Jackson Pollock Emulator
Der ganze Browser ist dein Spielfeld. Einfach Maus bewegen und mit linker Maustaste Farben wechseln. Und natürlich herumprobieren. Ganz abgesehen davon, dass mir Pollock immer lieb war (und ich noch immer auf der Suche bin nach einer Möglichkeit, zu schreiben wie er malte), fängt der Emulator recht gut so manchen Aspekt seiner Idee ein. Danke, JohnB bei jayisgames.com! (Welches btw generell schwer zu empfehlen ist bei Kurzweiligkeitsproblemen...)

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