Das große Ekatarina Velika-History-Special. Teil eins von whoknows: Šarlo Akrobata
Letztens bei youtube: Erinnerungen. Erinnerungen an eine Band, die sehr viel bewegt hat. Zumindest für den kleinen Teil der Welt, der sie wahrnehmen konnte. Homepages, die nostalgija.com heißen, Videos in statischer Dystopie-Optik, drogenbeeinflusste Hoffnunglosigkeit. Ende der 80er in Jugoslawien: Ekatarina Velika sind alles was jemals aus New Wave herauszuholen war, in einem Land, das westliche Musik immer durch eine ganz besondere Brille gelesen hat.
Man kann sagen, die Wurzeln liegen 1981. Damals kam eine Platte heraus, die Paket aranžman hieß. Auf ihr waren drei junge, frische Bands vertreten, die aus dem Punk kommend die New Wave eigentlich wirklich lostraten: Šarlo Akrobata, Električni orgazam und Idoli. Über die beiden letzteren könnte man nun auch einiges erzählen, aber uns interessieren derweil mal nur die ersteren. Ab Paket aranžman war New Wave (UK- und US-Variante, samt einiger recht arty geratenen Abwandlungen...) salonfähig. Der systemkritische politische Appeal wurde vom Post-Tito-Kommunismus als konstruktive Kritik sogar geduldet, und mit dem SKC, dem studentisch-kulturellem Zentrum in Belgrad, gab es sogar einen wundervollen Ort, wo die Bands sich entwicklen und beeinflussen konnten. Šarlo Akrobata haben es geschafft ein Jahr in diesem Umfeld zu arbeiten. Ihr Erfolg reichte bis zur Einladung durch die Zagreber Biennale im Frühling 81. Mehr oder weniger als Vorband von Gang Of Four.
Šarlo Akrobata – Niko kao ja
(von Paket aranžman, 1981 Jugoton)
Im Wesentlichen bestand Šarlo Akrobata aus Milan Mladenović als Texter und Gitarrist und Dušan »Koja« Kojić als Texter und Bassist. Die beiden recht unterschiedlichen Hitzköpfe konnten noch ein Album, ihr für Jugoslawischen New Wave epochales Bistriji ili tuplji čovek biva kad..., aufnehmen, für das sie eigentlich vom großen staatlichen Major PGP RTB angeheuert wurden. Nach den recht chaotischen Aufnahmen und einem sehr verwirrenden Ergebnis, wo »arty« von Hendrix bis Ska, von Reggae bis Hardcore reichte, wurde jedoch entschieden diesen Teil der verrückten Jugend doch an das kleinere Label Jugoton abzugeben, aus denen später in den 90er das bedenkliche Croatia Records wurde.
Šarlo Akrobata – Rano izjutra
Šarlo Akrobata – Ljubavna prica
(beide von Bistriji ili tuplji čovek biva kad..., 1981 Jugoton)
Bereits im Herbst '81 war alles vorbei, Milan und Koja zerstritten und Šarlo Akrobata Geschichte. Jeder sollte ein Nachfolgeprojekt haben, und beide hatten deutlich mehr Erfolg damit. Koja gründete die noch heute aktiven Disciplina kičme, eine Band die für zehn Jahre lang heavy-experimentellen No Wave definierte, um dann in den frühen 90ern in London auf On-U Sound zu landen. Und Milan gründete Ekatarina Velika. Beziehungsweise Katarina II, wie sie beim Debüt noch hießen.
| von: wiesengrund | 29. Sep, 05:32
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