The Go! Team - Thunder, Lightning, Strike
Eine kalte Herbstnacht bricht über einer trostlosen Vorstadt des Englands der 80er Jahre herein, du stehst auf der Schwelle eines Hauses und hast Angst davor, in die Stadt zu gehen. Angst vor den wilden Meuten, den Grausamkeiten, dem Terror, den Katzen. Du blickst rauf und der Wind bricht lauthals in dein Gesicht ein. Kälte. Starre. Und immer wieder diese Angst….
Das waren immer und immer wieder meine Vorstellungen der ersten acht Sekunden von »Thunder, Lightning, Strike«. Es war allein der Wind, dieses gruselige Rauschen. Und was passierte mit jedem Mal wieder? Dieser Überraschungsmoment, dieser Bruch. Als auf einmal mit einer ungeahnten Lockerheit eine E-Gitarre den Wind zerschneidet und die Drumsticks den Takt angeben für eine Odyssee, die jede Zelle des Gefühlten Körpers der ersten acht Sekunden widerspricht. Angst? Verzweiflung? Katzen? Forget it!
Allein dieser Opener »Panther Dash« ist in seinem fundamental-simplen wie genialen Aufbau ein Stück Popkultur der Sonderklasse. Wird hier (wie auch auf den weiteren 37 Minuten) gesamplet und geklaut was nur geht. The Go! Team sind eine kaum erahnbare Mischung aus 80er-Jahre Fernsehserien und Nullziger-Indierockotronic. Mit Drive. Und Wucht. Der blasse Anblick des Retro scheint hier aber schon zur Abschreckung zu dienen. Denn wahrhaft hat es damit nichts zu tun, auch wenn durch die Jahrhunderte hindurch geklaut wird. The Go ! Team gelingt es auf »Thunder, Lightning, Strike« so geschickt, Altes für Neues zu verwenden, ohne die beiden zu verwechseln, wie es mir seit Von Spar nicht mehr vorkam. Nur klingen The Go! Team natürlich britischer. Vielleicht auch nicht so zornig, und von dacher entspannter. Und es ist nichtsdestotrotz unmöglich hier Sampling von Songwriting zu unterscheiden. The art of daaaance: We’re playing drums TWICE!! Excuse me, I need a haircut….
Was da für Perlen noch herumliegen? Neben »Panther Dash«? Das bereits erwähnte »The Power Is On«, Hektik, Fröhlichkeit, Euphorie. »Get It Together«, inkl. Scratch-Exkursion am Ende. (Schon mal was von der neuen Common gehört? Aufgefallen, dass ein Track »Go!« heißt? Mal überlegt wessen jugendliche Gego!e da am Ende reingesamplet wird?)
»Junior Kickstart«! Du grüne Neune! Was für ein Anfang, dieses trocken-zerschmetternde Gitarrenriff, das dann so von den Bläser und den Schlagzeugen in unerreichbare Höhen gehoben wird! Und schließlich »Everyone’s A V.I.P. To Someone«, der ruhige Ausklang, der einfach nicht ruhig werden will. Aber täuscht Euch nicht: Von 11 (in der neuen Europa-Version 13) Stücken ist kein Filler, sondern nur Killer zu finden. (Na gut, außer dem Intermezzo der »Air Raid GTR«, dass »Junior Kickstart« ausklingen lässt….)
Okay, also worum geht’s? Ninja! Go! Power! Kickstart! Junior! Terror! Ladyflash! Panther Dash! Huddle Formation! Thunder! Lightning!! Strike!!!
Allein die Namen, die sie sich und ihren Songs gaben machen deutlich, dass dies hier eine der druckvollsten, frischesten und unverbrauchtesten Musiquen seit Ewigkeiten ist. Und die besten zwei Schlagzeuge seid »Worlds Apart«. Ehrlich.
in: platten.kritk | von: wiesengrund | 24. Sep, 20:30
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