Sonntag, 25. September 2005

Stars - "Set Yourself On Fire"


Wie altmodisch. Wie unkonsequent britisch. Wie gemein.

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Denken wir mal an »Heart« zurück. Hm, Eleganz? Epos? Breite statt Weite? Mag alles sein. »Heart« war eine Platte zum lieben. Ich tat es nicht, weil ich sie nicht kannte. Ja, die Stars kamen erst mit »Set Yourself On Fire« in mein Leben. Sie hatten weiß Gott früher Möglichkeit dazu, beim Immergut 2003 waren ausgerechnet sie die einzige Band die ich NICHT gesehen habe. Vielleicht aus Vorfreunde auf die große, große Schwesternband Broken Social Scene. Also gut, Rewind. »Heart«. Was für eine Platte! Was für ein schelmisches Stück wunderschöner Popmusik. Erhaben. Gewaltig. Leichtfüßig. Selbstsicher. Irgendwo voller kindlicher Freude. Und voller Hits, nur der Opener »What The Snowman Learned About Love« oder »Elevator Love Letter« als Beispiele genommen. Oder dieses eine Lied über den Tod, das so unglaublich flott war. Erm…. »Death To Death«, genau. Okay, wir haben das irgendwo. Was dann?

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Dann kam sie, die Platte Nr. 3. »Set Yourself On Fire« trägt sie als Namen und beginnt mit dem nun fast schon überstrapazierten Zitat »When there is nothing left to burn, you have to set yourself on fire!«. Dieser Opener, »Your Ex-Lover Is Dead«, ist mal der erste von unzähligen Gründen, warum die Stars so eine besondere Band sind. Weil sie den Moment spüren, an dem Schönheit ganz von sich aus in der Musik aufsteigen kann, und eben dieser Opener am Ende, wenn die Drums nur mehr Snares aneinanderreihen und sich eine turmhoche Energie aufbaut, dir »Transatlanticism« von Death Cab For Cutie ins Hirn legt, das ganz ähnlich aus seiner eigentlichen Statik die größte Kraft schöpft. Statik. Das muss man sich mal bei den Stars auf der Zunge zergehen lassen.

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»Set Yourself On Fire« versucht ähnlich britisch zu sein wie »Heart«, aber irgendwo gelingt es ihr auf eine andere Art und Weise. Etwas konkreter vielleicht. Etwas verspielter. Wo »Heart« noch trüb war, ist »Set Yourself On Fire« träumerisch hoch tausend. Träumerisch und statisch, so kann’s gehen. »Ageless Beauty« exerziert das auch wunderbar in seiner Schlichtheit vor. Ein ganz nebensächlicher, aber weltgroßer Popsong mit (fast) keinen Kanten, der von Amy Millans Gesang in fantastische Umlaufbahnen geschleudert wird. Überhaupt: der Gesang ist so eine Sache bei denen. Wie sich die beiden Stimmen da umherjagen und gegenseitig ergänzen ist in etwas anderer Form aber doch auch ähnlich bei den Kills oder – schlimmer Gedankensprung – Royal Trux zu finden. Nur war es bei denen eben das gegenseitige Belauern und emotionales Offenbaren. Bei den Stars erzählen diese zwei Stimmen wie eine. Sie sprechen von der zeitlosen Schönheit, die in Musik liegen kann. Sie sprechen von der Revolution. Sie sprechen von uns.

Aber wie war das noch mal mit Broken Social Scene? Ganz einfach, eigentlich. Die Bands sind gute Freunde, gingen miteinander auf Tour und Amy und Evan Cranley spielten bei »You Forgot It In People« mit. Die Stellen, wo diese Freundschaft aufblitzt, sind kleine verschobene Momente wo ein Stars-Song kurz bricht, nur um daraufhin sofort wieder in den bekannten Rhythmus zurückzukommen. In »One More Night« z.B. Aber der große Unterschied ist, dass Broken Social Scene (heute mehr denn je) dem eigentlichsten Ziel des Postrocks, den Song zu überwinden, näher sind als es dem Postrock je lieb war, während die Stars von nichts anderem leben, als wunderschöne Songs zu schreiben. Es scheint, als sind die Stars das, was passiert wäre, wenn Broken Social Scene bei ihrer Loslösung vom »klassischen« Postrock und bei den anfänglichen Versuchen mit Indie-Rock (also der Zeit zwischen Platte 1 und 2) eben etwas stärker zu letzerem abgebogen wären, als sie es schlussendlich mit »You Forgot It In People« taten. Die Stars sind die extrem schönen Broken Social Scene, nur eigener. So schön wie eben heutzutage Death Cab For Cutie sein können. Oder etwas früher Spirtualized (man höre das Ende vom Track »Set Yourself On Fire«!).

»The revolution wasn't bad
We hit the streets with all we had
A tape recording with the sound
Of the Velvet Underground
A K-Way jacket torn to shreds
And a dream inside our heads
And after changing everything
They couldn't tell we couldn't sing
After changing everything
They couldn't tell we couldn't sing
They couldn't tell we couldn't sing
And that changes everything.«

Dieses Ende von »Soft Revolution« macht es allein schon aus. Das macht alles wieder gut, wenn der Tag mies war. Das macht alles ins Lot, damit der letzte Track, »Calender Girl«, dich sanft loslassen kann. Nachdem dir die ganze Platte die Hand hielt, braucht es so einen Moment auch. »I’m alive.«. Denk da mal drüber nach!





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