It takes time, but you can't talk your way out.
Eine Blume verbrennt. Jede Schönheit verbrennt. Und in jedem dieser Brände liegt der Neuanfang. Ein Neuanfang, den The Stills aus Montreal zu einem zentralen Thema gemacht haben, als ihr Debüt »Logic Will Break Your Heart« zwar positiv aufgenommen wurde, aber irgendwie nicht zur Canadian Invasion mitgezählt wurde. Dafür gab es zu viele »Smiths!«- und »New Order!«-Rufe. Zugegeben: Stimme und Bass waren tragende Elemente dieses zutiefst melancholischen und schönen Debüts. Aber dieses Debüt befreite sich in mindestens drei zeitlosen und großartigen Popsongs von allen Fesseln der Referenzhölle. Und trotzdem – oder gerade deshalb – beschlossen die Stills da nicht weiterzumachen. Am Anfang… war ein Feuerball. Jetzt gilt es zu leben.
»Without Feathers« verkündet im Opener »In The Beginning«, dass dieser Anfang eben auch in »stars and suns« war, Broken Social Scene zuzwinkernd. »In The Beginning« macht schon deutlich, dass eine der wesentlichen Aspekte des Neuanfangs der Umstieg von Moll auf Dur ist. Ein grandios funktionierender Popsong als Opener kann eben auch gleich die neuen Zutaten einführen, ohne die alten zu vergessen. So wird die wunderbare Pause in »In The Beginning« von dem (vom Debüt her schon so geschätzten) Bass gerettet. Auf der anderen Seite: Der neu entdeckte Schlagzeug-Galopp. Dieses wilde, ungezügelte Verlangen nach lebensfroher, vorwärtsgerichteter Popmusik. Und die lässt uns für den Rest des Albums nicht mehr los. Nr. 2, »The Mountain«, macht schon klar, dass das hier nicht abflauen will. Im weiteren Verlauf begegnen uns Jason Collett im famosen »Oh Shoplifter«, Rocksau Emily Haines in »Baby Blues« und ungefähr sechsundachtzig tolle Momente kanadischer Bauart, die immer zwischen Kitsch, Indie und Tohuwabohu pendeln. Sogar die ruhigen Momente sind nicht triefend, sondern spritzig, die Bläser sind opulent, aber nicht episch, die Pianos und Orgeln gut ergänzend, nicht sich gegenseitig verdrängend.
Für eine so übersehene Band ist »Without Feathers« ein erstaunlicher Anwärter für »Kanadische Platte des Jahres«. Ich wünschte ich hätte die Stills von Anfang an gekannt; so bleibt mir nur, dieses Ergebnis einer Neuerfindung zu bestaunen, die Schönheit in jeder Zeile dieses Albums, in der sich die Band nicht mehr umdreht. Vielleicht ist es aber auch besser, dass ich sie erst jetzt kennen lerne, weil ich mich somit gar nicht umdrehen KANN. Und manchmal ist das eben am besten. Von den Yeah Yeah Yeahs über Built to Spill wieder zurück in die Zukunft. Am 12.05. erscheint »Without Feathers«. Then future hangs in our face.
in: platten.kritk | von: wiesengrund | 15. Apr, 16:56
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