Some more misery
Man kann da anfangen, wo man will. Also, es ist so: Placebo und Franz Ferdinand versuchen sich zu einigen ob Pseudogoth mit Mainstreamappel mit Postpunkindiecredibilty mit Mainstreamappeal auf einen Nenner zu bringen sind. Resultat: Schwierig. Ungefähr so schwierig, wie ich mir tat, die britische Insel in letzter Zeit zu schätzen. Die laute britische Insel, wohlgemerkt, die unepischen, leisen My Latest Novel-Zauberwerke kann man da eh nicht dazuzählen. Und jetzt kommt »Civilian« daher. Sie vollbringen nicht nur den obigen Nenner (der da heißt: Bass!), sondern führen auch ihre ehemalige Vorband Hard-Fi ad absurdum, verpulvern The Futureheads/The Killers/Kaiser Chiefs/etc mit einem Fingerschnipp, trampeln auf dem Erbe Maximo Parks herum (weil die das mit dem Bass eben nicht verstanden haben…), machen dennoch nicht den Bloc Party-Fehler NUR für den Dancefloor zu schreiben, machen auch nicht den Art Brut-Fehler, eine Zeile vier mal zu oft zu singen, deuten hier und da mal an, was alles aus British Sea Power hätte werden können, wuchten sich in Snow Patrol-Ozeane (von denen man ja bekanntlich – je nach vorliebe – weiter zu Sebadoh oder Live gehen kann), erklimmen dieses sommerliche Gefühl der letzten Robocop Kraus-Platte, erinnern an das viel zu spät und viel zu wenig gefeierte Shout Out Louds-Debüt, stürmen die Charts (mit drei – nur drei! – sensationellen Hitsingles), verdammen mich in Erinnerungen an die guten Seiten der serbischen Indiepunkrock-90er (ein schier in diesem Rahmen nicht zu öffnendes Fass...) und lassen die Sonne und den gerade Wien zerschmelzenden Hochsommer völlig lächerlich aussehen in Schweißverursachwettbewerb. Das alles so konzentriert, wie ich es nicht erlebt habe, seit Tigerbeat mir damals Rockmusik erklärte. Das alles so richtig und gut angepasst, dass ich wieder daran glauben kann, dass die Briten Gitarren halten können. Seit dem Franz Ferdinand-Debüt, erstmals. Und das alles mit so viel Charme, so gutem Wissen und so tollem Kniefall, dass ich nur staunend nach oben blicken kann, und sage: »Close to madness/ So demanding/ I can't breathe anymore/ I'll never be the same again.«
in: platten.kritk | von: wiesengrund | 21. Jun, 21:14
3 Kommentare | Kommentar verfassen | 0 Trackbacks
ruhepuls - 22. Jun, 20:16
heisss!
wiesengrund - 22. Jun, 20:24
... du sagst es ... *schwitz*... du sagst es ...
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