Spiegel, Aust und der »wahre Journalismus«
Das aktuelle taz mag druckt einen Auszug aus Oliver Gehrs bei Droemer/Knaur erscheinenden Buches »Der Spiegel-Komplex« vorab. Gehrs, einst selbst Redaktuer beim Spiegel und jetzt Herausgeber des Dummy-Magazins:
»Als Chefredakteur von Deutschland hat es Aust nicht leicht. Es ist praktisch eine politische Funktion, ein bisschen so wie die des Innenministers. Wenn er seinen alten Bekannten Otto Schily trifft, dann sind das Gespräche auf Augenhöhe. Hier der frühere RAF-Anwalt, der mit betretener Miene an Ulrike Meinhofs Grab stand und in geschliffenen Plädoyers hart mit dem Rechtsstaat ins Gericht ging. Der heute für einen starken Staat und eine restriktive Ausländerpolitik kämpft, aber dennoch nicht als gewendeter 68er gilt, weil er schon immer feine Anzüge mit Weste und eine Taschenuhr trug. An seiner Seite der streitbare Journalist, der gegen die USA, gegen Springer und gegen die Atomkraft anschrieb und der heute ein Blatt macht, das ein großes Herz für die Wirtschaftskapitäne hat und ein eher kleines für Minderheiten. Ein Journalist, der auch nicht als gewendeter Linker gelten kann, weil er zwar über Jahrzehnte links gehandelt, aber wohl nie gedacht hat. Wer daraus einen ideologischen Zusammenhang zimmert, ist selbst schuld.«
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