Entklammert: Smog
Bill Callahan geht fünf bis sechs Alben zurück.
»A River Ain’t Too Much To Love« ist dem Diskographie-Universum von Bill Callahan dort am nahesten, wo er vor mittlerweile acht Jahren Halt gemacht hat: »Red Apple Falls« ist das vermutlich einzige Werk, mit dem es sich vergleichen lässt. Die drei letzten Alben erschienen ja unter dem Namen (Smog) und brachten etwas mehr Wuchtigkeit mit sich. »A River…« ist da eher wieder das karge, brüchig-folkige »Red Apple Falls«, das damals aus einer Laune heraus nicht produziert wurde. Denn war damals die Welt noch deutlich düster und verhunzt, bricht sie heute spätestens beim dritten Track in etwas fruchtigere Gefilde auf. Im weiteren Verlauf begegnen uns alle alten Smog-Themen, Natur, Familie, Ausgeschlossenheit, Wunder, kindliche Freude, und neue Scherze wie eine Song-Ansage (!) und wunderschön dahinplätschernde Akustik-Gitarren, die sich mit den altbekannten Geigen und Klavieren manchmal auf ein Bier einladen. Großartig: Jim White am Schlagzeug!
Die kleinen, großen Wunderwerke dieser Platte sind unzählbar, das Nirvana-Ding »In The Pines« z.B., oder der Moment, wo »The Well« fast stehen bleibt, nur damit Callahan genug Platz hat um verquiekt »Fuck all Y’all!« zu sagen. Das sind neue Töne, und wie. Lyrische Waghalsigkeiten (»Did that Rapper rape her?«) sind eingewoben in textliche Abgründe sondergleichen. »Bury me in wood, and I will splinter. Bury me in stone, and I will quake. Bury me in water, and I will geyser. Bury me in fire, and I’m gonna phoenix.« sagt er, und wir fragen uns, was mit einem der sperrigsten Querschädel unseres Planeten bloß passiert ist? Nichts. Er hat nur eine der besten Platten seiner Karriere aufgenommen.
VÖ: 30.05.2005 auf Domino
in: platten.kritk | von: wiesengrund | 5. Jun, 17:16
3 Kommentare | Kommentar verfassen | 0 Trackbacks
txt - 5. Jun, 22:32
Was
kannst du denn so als Einstieg in das Smog-Universum empfehlen? Kenne so gut wie nichts.
wiesengrund - 6. Jun, 08:09
hmmm
vielleicht würde ich es jetzt bereuen, es genauso zu machen, aber damals, als ich ihn kennenlernte, war 99/00. die beiden alben aus der zeit, das von mir öfters schon angehimmelte "knock knock" und die "dongs of sevotion", sind auf dem weg zum popsong aus callahans verschwurbelt-authistischer perspektive die vielleicht in ihrer einheit am besten geglückten "meisterwerke". die songs drauf sind auch mitunter die eingängigsten, die er gemacht hat, ich verweise da ganz stark auf die single "held" von "knock knock", die definitiv einer der smog-untypischsten songs ist, über den ich ihn aber erst kennengelernt habe. noch jahre später schrieb ich kurzgeschichten, die nur die lyrics dieses einen songs verarbeiteten... ;)
und neben "knock knock" und "dongs of sevotion" (anspieltipp, trotz 8 minuten epischer länge: "distance") sind die beiden "klammer-platten" , wie sie lars brinkmann und ich so schön getauft haben, auch durchaus angrefiabr: "rain on lens" ist brüchige wucht, "supper" verzweifeltes jauchzen. mir persönlich gefallen sie wie gesagt nicht so sehr, es könnte aber sein, dass sie als erstkontakt durchaus taugen könnten.
und vor 99 hatte der gute ja eh nur sieben oder acht alben, das hat ja zeit... ;)
und neben "knock knock" und "dongs of sevotion" (anspieltipp, trotz 8 minuten epischer länge: "distance") sind die beiden "klammer-platten" , wie sie lars brinkmann und ich so schön getauft haben, auch durchaus angrefiabr: "rain on lens" ist brüchige wucht, "supper" verzweifeltes jauchzen. mir persönlich gefallen sie wie gesagt nicht so sehr, es könnte aber sein, dass sie als erstkontakt durchaus taugen könnten.
und vor 99 hatte der gute ja eh nur sieben oder acht alben, das hat ja zeit... ;)
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