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Tocotronic: »Pure Vernunft darf niemals siegen«


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Warum Tocotronic hier bisher nur als Live-Band gewürdigt wurden, und ihre aktuelle Platte kaum Erwähnung fand, hat unterschiedliche Gründe. Faulheit war einer davon. Also haben sich die Betreiber dieses Blogs beim Riemen gerissen, und sich trotz der geographischen Entfernung von 950 km auf Synchronie geeinigt. Eine Doppel-Echtzeitplattenbesprechung, deren Chat-Log ihr nun nachlesen könnt.

* * *

[20:22] wiesengrund: Aber hier leben, nein danke. Jemand sagte mir, das klingt nach The Fall.
[20:22] wiesengrund: Dieses Riff… The Fall… astrein…
[20:22] txt: Ich weiß ja nicht. Dafür klingt es doch zu sauber.
[20:22] wiesengrund: Das auf jeden Fall(!)
[20:23] txt: Ich kann dieses Garage-Gerufe auch nicht ganz nachvollziehen. Für mich klingt das alles relativ clean.
[20:23] wiesengrund: Aber es ist im Toco-Universum doch ziemlich dreckig, monoton,…
[20:23] txt: Das schon. Und vor allem: Dunkel!
[20:23] wiesengrund: Ja! Unglaublich!
[20:24] wiesengrund: Als ich erstmals das Lied hörte dachte ich mir, das versöhnt mich mit ihnen! SO dunkel muss es klingen!
[20:24] txt: Verstehe ich. Deswegen erinnert mich das so unglaublich an die letzte Kante-Platte.
[20:25] txt: Auch mutig diese Stück als erstes auszukoppeln.
[20:25] wiesengrund: Oh, die letzte Kante… Eine Wahnsinnsscheibe, die ich mich aber noch nicht mit der Puren Vernunft zu vergleichen traue…
[20:25] txt: Naja, aber Dunkelheit, Tod/Leben/Zombies … das hat schon was gemeinsam.
[20:26] wiesengrund: Auf jeden Fall… Da bin ich echt gespannt auf die Verbindungen…
[20:26] txt: Kommt später auch noch eine recht explizite Textstelle.
[20:26] wiesengrund: Hier am Ende, wenn der Übergang zwischen Strophe und Refrain immer kürzer wird… da bekomme ich meist Gänsehaut.
[20:26] txt: Was hebt das Lied für dich so hervor?
[20:27] wiesengrund: Der Rock? Ich weiß nicht… :)
[20:27] txt: Mist, vorbei.

* * *

[20:27] wiesengrund: Aber das jetzt ist mein wirklicher Favourite… In höchsten Höhen.
[20:27] txt: Ein Liebeslied?
[20:28] wiesengrund: Gute Idee… Ich sah es immer als so eine Art »Wo steh ich?« an. Ein Fragezeichen darüber, was uns prägt und was uns bevorsteht…
[20:29] wiesengrund: Die Linearität der Zeit wird mir hier sehr anschaulich vorgeführt.
[20:29] txt: Ich glaube, was die ganze Platte macht, ist, die Stellen offen zu halten. Man kann nicht entscheiden, ob es die Liebe zu einem Menschen oder zu Zuständen ist.
[20:29] wiesengrund: Ja, da stimme ich dir zu. Sie vermeidet jedes Fettnäpfchen in dieser Hinsicht… aber ohne, dass es dadurch substanzlos wird…
[20:30] txt: Das wird ja auch programmatisch später: Diese Verneinung von festen Standpunkten.
[20:30] wiesengrund: Ja, das Hervorheben von »Graubereichen«. ;)
[20:30] txt: Genau.
[20:30] wiesengrund: Musikalisch ist »In höchsten Höhen« für mich sehr zwingend… sehr klar… sehr durchschaubar…
[20:30] wiesengrund: Und gerade daher sehr reizvoll… irgendwie.
[20:31] txt: Ja, obwohl es musikalisch eigentlich ein atypisches Stück für sie ist, oder?
[20:31] wiesengrund: Finde ich auch. Aber das gefiel eben.

* * *

[20:31] txt: Oh, Der achte Ozean. Das leiert so schön.
[20:31] wiesengrund: So weiter. Ein Lied, das mich ganz besonders fasziniert.
[20:32] wiesengrund: Und zwar wegen seiner Rezeption.
[20:32] txt: Inwiefern?
[20:32] wiesengrund: Weil jeder dazu »schräg«, »schief«, »unstraight«, »leiernd« sagt.
[20:32] wiesengrund: Ganz egal, was ich gelesen habe, über die »Schrägheit« des Songs waren sich alle einig. Woher kommt das?
[20:32] txt: Naja, ist es doch. Das setzt sich später mit dem ebenso oft angemerkten »Lalala« fort.
[20:33] txt: Ich glaube, das ist auch programmatisch. Vielleicht so eine Art V-Effekt?
[20:33] txt: Übrigens ist das Tempo auch leiernd, fällt mir gerade auf.
[20:33] wiesengrund: Für mich wirkte immer nur dieser eine schiefe Akkord kurz vor dem Refrain schräg, der Rest passt sich eigentlich ganz gut in mein gewohtnes Toco-Melodienverständnis ein.
[20:34] txt: Aber diese einzelnen Töne der zweiten gitarre, die werden doch immer so komisch gezogen?
[20:34] wiesengrund: V-Effekt… ja, das könnte sein… es würde dazu passen, dass ja mehrere Stellen des Albums in der zweiten Hälfte die erste zitieren.
[20:35] txt: Selbstreferenzen. Das können sie gut. Schon immer.
[20:35] wiesengrund: Die einzelnen Töne zerlegen die Akkorde nur, so zumindest kommt es mir vor, sie »sezieren« den Song
[20:35] wiesengrund: Die Schiffs-Metapher hab ich noch immer nicht ganz durchschaut… was er genau damit meint.
[20:36] txt: Könnte sein. Und der Gesang? Der leiert doch auch. »Hahand«, »Verstahand« und so
[20:36] wiesengrund: Die Schlussmelodie ist ein Killer.
[20:36] txt: Ich glaube das mit dem Schiff ist ähnlich wie mit dem All. Könnte ja auch ein Raumschiff sein.
[20:36] wiesengrund: Stimmt… obwohl er deutlich von »See« und eben »Ozean« spricht…
[20:37] txt: Also die Suche nach dem Entfernten. Wo eben auch keine Standpunkte mehr möglich sind.
[20:37] wiesengrund: Ja, auf dem Meer gibts keine Anhaltspunkte.
[20:37] txt: Und nun? Der Gegenentwurf?
[20:37] wiesengrund: Quasi… die Beantwortung der eigenen Zweifel vielleicht…

* * *

[20:38] wiesengrund: Eine sehr schöne Akustikgittarre eröffnet hier Keine Angst für niemand
[20:38] txt: Bin mir nicht sicher, ob das wirklich ein Zeichen für Hoffnung ist.
[20:39] txt: Auch interessant: Die Umdeutung von politischen Slogans wie hier zu »seelischen«.
[20:39] wiesengrund: Kommt mir auch nicht so vor. Aber es deutet mit Straßen und Wegen eine Bewegung an… wohin wird aber offen gelassen.
[20:39] txt: Ja. ABER: Die Straßen sind eingezäunt.
[20:39] wiesengrund: Ja, dieses TSS-zitat gefällt ganz vortrefflich.
[20:40] wiesengrund: Das ist richtig, der Zaun ist immer präsent.
[20:40] txt: Und es bleiben die »alten« Wege.
[20:41] wiesengrund: Diese düstere, dunkle Stimme neben Dirks finde ich etwas merkwürdig, die passt mir da nicht ganz ins Bild.
[20:41] txt: Da hörst du mehr als ich. ;)

* * *

[20:41] wiesengrund: :) So, Gegen den Strich, ein Ohrwurm.
[20:41] txt: Definitiv!
[20:41] wiesengrund: The Cure-Riff zu Beginn.
[20:41] txt: Und zum ersten mal das Dandy-Motiv.
[20:41] txt: Cure? Ja. Schön. Jetzt wo du es sagst…
[20:42] wiesengrund: Aber es baut dann schon ein sehr eigenes Songbild auf… ist sehr konsistent.
[20:42] txt: Der ganze Song ist ein einziges Zitat-Monster.
[20:43] txt: Musikalisch jedenfalls klingt es erstaunlich offen.
[20:43] wiesengrund: Der Refrain ist melodisch ganz nah bei meiner erinnerung an »KOOK«, ihrer meiner Ansicht nach besten Platte.
[20:43] wiesengrund: Ja, offen, das triffts gut. Und die Zitate… »Völker auf zum Gefecht« :)
[20:43] txt: Stimme ich mit dir überein.
[20:43] txt: Weisst du von wem »Wähle dir deine Fallen aus« stammt?
[20:44] wiesengrund: Nein, von wem denn?
[20:44] txt: ;) Keine Ahnung.
[20:44] txt: Aber »Talent borrows, genius steals« ist von Wilde.
[20:44] wiesengrund: :) Oh, gut… dann wird das mal nachrecherchiert.
[20:44] txt: *notier*
[20:44] wiesengrund: Ja, auch eine tolle Zeile, finde ich…
[20:44] txt: Sicher!
[20:44] wiesengrund: Bleibt die Frage, was man mit all der Zitiererei anfangen kann.
[20:45] wiesengrund: …oder wohin sie führt.
[20:45] txt: Sie würden jetzt sagen: »Ist doch egal, aber…«
Ist das jetzt wieder mal ein Bild der Liebe in Zeiten der Chole…, äh, Verzweiflung?
[20:45] wiesengrund: *lol* Das würde passen, ja!

* * *

[20:46] txt: Ah, Angel jetzt. Damit werd ich nicht warm.
[20:46] wiesengrund: Ja, erstaunlich wenige werden damit warm… auch so ein Konsens in der Rezeption.
[20:46] txt: Wirklich? Ich habe zu wenig gelesen über die platte bisher.
[20:46] wiesengrund: Ich finde den refrain einfach ideenlos… als ob ihnen einfach nicht mehr eingefallen wär.
[20:47] txt: Und gab es das mit dem »weißen Papier« nicht schon auf einen anderen Toco-Platte?
[20:47] wiesengrund: Vielleicht auf der weißen, die kenn ich echt nicht so gut…
[20:47] txt: Deine Hass-Platte oder?
[20:47] wiesengrund: Ja, ohne Frage. :)
[20:48] wiesengrund: »Angel« würde dort nicht Fehl am Platze sein, kommt mir vor…
[20:48] txt: Ich finde den Anfang des Textes so unglaublich blöd. Dieses »Weine nicht usw.«
[20:48] wiesengrund: Vielleicht ist es genau das, was mich auch an dem Song stört.
[20:49] wiesengrund: Ja, der wirkt etwas … ideenlos, wie gesagt. :9
[20:49] txt: Naja, ich mochte die weiße. ;)
[20:49] wiesengrund: Ja, aber lass uns nicht von der weißen reden, das hat mich z.B. am SPEX-interview mit den Tocos sehr gestört.
[20:49] txt: Ich schweige ja schon ;)

* * *

[20:49] txt: Aber es macht schön viel Platz für mein Lieblingstück, das jetzt gleich folgt, Pure Vernunft darf niemals siegen.
[20:50] wiesengrund: Ja, das nächste Stück ist da wirklich ein Hammer…
[20:50] txt: Allein diese fließende gitarre. Ein Hammer!
[20:50] wiesengrund: Ja, sehr plastische Bilder kommen da in mein Hirn.
[20:50] txt: Muss was lauter machen …
[20:50] txt: Hier auch wieder: »Universum«.
[20:51] wiesengrund: Wegen dem Song wurde das Album z.B. von vielen Altherren-Kritikern verrissen… »Wer solche simplen Texte schreibt, kann nicht erwachsen sein« … als ob das was Erstrebenswertes ist.
[20:51] wiesengrund: Oh, dieser wilde Refrain erinnert mich an – ach du meine Güte – Firewater!
[20:51] txt: Naja, dümmer gehts doch nicht. Das ist so das Niveau von »Die haben einen schlechten Schlagzeuger«
[20:52] wiesengrund: Genau! :)
[20:52] txt: Firewater? Das sind deine Helden. Mit denen kann ich nicht.
[20:52] txt: Das schichtet sich gerade so schön auf. Lage für Lage.
[20:52] txt: Und jetzt der »Lalala«-Part
[20:52] wiesengrund: Dieser Walzer-Rhythmus ist so Un-tocotronisch, oder irr ich mich da?
[20:52] txt: Total!
[20:53] txt: Die zweite Gitarre könnte hier auch ein Bläser sein.
[20:53] wiesengrund: »Tief im Inneren spalten« … Wahnsinnstext!
[20:53] txt: Das hat so unheimlich viel Kraft!
[20:53] txt: Sorry, dumme Platitüde.
[20:53] wiesengrund: Ja, Bläser!!! :) Aber dann wärs schon ein reiner Firewater-Song, das sag ich dir ;)
[20:53] txt: Hehe. Jetzt das Finale »Wir sind so leicht…«
[20:54] wiesengrund: Unglaublich. Dass sie sowas noch können … das hat mich echt erstaunt.
[20:54] txt: Beim Konzert hatte ich an dieser Stelle einen irre dicken Kloß im Hals.

* * *

[20:54] txt: Cheers for Fears
[20:54] wiesengrund: Kann ich mir gut vorstelllen. So der Lagerfeuer-Beginn.
[20:55] txt: Ja, ich alter Hippie :)
[20:55] txt: Noch ein Song, der mich nicht bekommt.
[20:55] wiesengrund: Aber ganz Hippieesque ist es ja nicht, da ist noch was…
[20:55] wiesengrund: so was 80er-mäßiges.
[20:55] txt: 80er?
[20:55] wiesengrund: Ich finde diese Fast-Drummaschine sehr interessant, auch ein Toco-Novum in der Form…
[20:56] txt: Ich dachte eigentlich, es wäre eine. Ist es nicht?
[20:56] wiesengrund: Na, dieses Keyboard, diese an die Wand gepinselte Atmosphäre, die sich breit machen will. Das erinnert mich so an 80er-Serien-Vorspannmusik.
[20:56] wiesengrund: Ich kanns mir nicht vorstellen…, abher womöglich hast du Recht :)
[20:57] wiesengrund: »Lost and proud« … ab hier wirds mir auch etwas unangenehm.
[20:57] txt: Ja, da wird sich zu Unrecht etwas angeeignet, glaub ich.
[20:58] wiesengrund: Das hätte ein Instrumental bleiben sollen. Dieser Aspekt gefällt mir durchaus, aber der Text stört mich.
[20:58] txt: Neenee, da brauch ich mehr Wein zu…
[20:58] wiesengrund: Prost! :D

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* * *

[20:58] txt: Ah, Alles in allem, das wiederum überzeugt mich vollkommen.
[20:58] wiesengrund: Ja, befreiender Anfang. Das »hebt ab«…
[20:59] wiesengrund: Ist ein ganz ganz großer Song für mich, ja…
[20:59] txt: sind Überhaupt viele Stellen, wo es zu fliegen beginnt. Trotz der kompakten Profuktion.
[20:59] wiesengrund: Da denkt die Gitarre schon etwas in den verzerrten Maßstäben, wie auf »Mein Prinz« das gleich kommt, und in der Hinsicht wirklich hervorsteht.
[21:00] txt: »So steht es geschrieben oder auch nicht«: Großartig!
[21:00] wiesengrund: Die kompakte »Profunktion« ist allerdings genauso toll wie die komnpakte »Produktion«! :)
[21:00] txt: Jaja, elende Schnellschreiber.
[21:00] wiesengrund: Wie gesagt, manchmal sind sie auch sehr profuktiv, die vertippser.
[21:01] txt: Hehe. Verschreiber? Wo? Ich doch nicht! *entrüst*
[21:01] wiesengrund: Diese Gitarre, erinnert mich auch stark an Cure…
[21:01] txt: Ich finde sie jetzt aber doch nicht mehr so luftig. Das wird immer hermetischer.
[21:01] wiesengrund: Diese Pause jetzt fügt sich, finde ich, gut ein … eröffnet eine neue Dimension …
[21:02] txt: Ja. Was soll dieses Stöhnen eigentlich?
[21:02] wiesengrund: …um dann nochmal loszutreten…. simple Dramaturgie… gut umgesetzt.
[21:02] txt: Ah, Fassbinder jetzt :)
[21:02] wiesengrund: Ja… :)

* * *

[21:02] txt: Nun also Mein Prinz.
[21:02] wiesengrund: Da brettert »Mein Prinz« los.
[21:03] txt: Sag ich doch. ;)
[21:03] txt: Vielleicht der beste Text auf dem Album?
[21:03] wiesengrund: Vielleicht, ja… Jedenfalls bleibt er am stärksten hängen… von Anfang an.
[21:04] txt: Oh, da finde ich aber »Pure Vernunft« eingängiger.
[21:04] wiesengrund: Wirklich? Das hat bei mir etwas länger gedauert.
[21:04] wiesengrund: Die Melodik von »Mein Prinz« ist sehr kompakt… fast schon zu kompakt.
[21:04] txt: »Pure Vernunft« hat mich sofort gehabt. Die anderen Lieder dauerten länger (also so zwei Stunden oder so).
[21:04] wiesengrund: Aber sie packt mich immer wieder… ohne Frage.
[21:05] txt: Ich glaube, das macht die zweite Gitarre hier.
[21:05] wiesengrund: :) Zwei Stunden können auch eine Ewigkeit sein…
[21:05] txt: Das ist schon ziemlich eklig irgendwie.
[21:05] wiesengrund: Eklig?
[21:05] txt: Naja, diese »fette« Gitarre.
[21:05] txt: Irritiert mich immer wider.
[21:06] wiesengrund: Ja, die ist … die hat mich einfach von Anfang an erfasst.
[21:06] txt: Hört sich an wie über meinen uralten Roland gespielt.
[21:06] txt: Komisch halt.
[21:06] txt: *schwurbel*
[21:06] wiesengrund: DA! Einmal kurz bricht die Stimme aus dem Melodiebogen aus! Passiert auf »Aber hier leben« auch einmal kurz… ganz eigenartige Stelle!
[21:07] txt: Ja, das würde auch wieder zu der V-Effekt-Theorie passen.
[21:07] wiesengrund: Du hast einen uralten Roland? :)
[21:07] txt: Naja, so dreizehn, vierzehn Jahre alt.
[21:07] wiesengrund: Wow! Das ist uralt… vielleicht benutzen die Tocs ja auch so einen… ich würde es ihnen nicht übelnehmen.

* * *

[21:07] txt: So jetzt aber Kante-Alarm: Tag der Toten.
[21:07] wiesengrund: Okay, »Tag der Toten«, das kriegt mich eher nicht so, und dich?
[21:08] txt: Musikalisch finde ich das, puh, belanglos. Aber textlich!
[21:08] wiesengrund: Textuell ist da der Kante-Fleck, ja.
[21:08] txt: Überhaupt ist hier eine große Text/Musik-Diskrepanz, die sonst auf dem Album gar nicht auftaucht.
[21:09] wiesengrund: Bleibt die frage, wie lange »Zombi« noch Wellen schlagen wird in der deutschen Pop-Landschaft.
[21:09] txt: Hat es das überhaupt?
[21:09] wiesengrund: Ja, das stimmt, da passt was nicht zusammen.
[21:09] wiesengrund: Oh, ich hab das schon so empfunden.
[21:10] wiesengrund: Aber vielleicht übertreibe ich ja auch stark mit meinen Projektionen.
[21:10] txt: Naja, bei »Pop-Landschaft« denke ich an die Helden, Sportfreunde und sowas.
[21:10] wiesengrund: Ach so. :)
[21:10] txt: Aber ich glaube »Zombi« hat viel Einfluß auf die Musiker an sich gehabt.
[21:10] txt: Oh Gott, schickt mir die Korrektur vorbei!
[21:11] wiesengrund: :) Aach was!
[21:11] txt: Ich meinte deutsche Musiker aus dem ehemaligen Hamburger-Schule-Umfeld.
[21:11] wiesengrund: Ja, die auf jeden Fall.
[21:11] txt: Was hälst du von den Toco/Blumfeld-Vergleichen?
[21:11] wiesengrund: Aber jetzt Schluss mit Kante. Auf zu…

* * *

[21:12] txt: In tiefsten Tiefen
[21:12] wiesengrund: Toco/Blumfeld hab ich nie so ganz verstanden. Kante/Blumfeld ja noch eher…
[21:12] wiesengrund: Liegt aber vielleicht daran, dass ich Blumfeld nie verstanden und/oder gemocht habe.
[21:12] wiesengrund: Und mit den Tocos bin ich immerhin aufgewachsen. :)
[21:12] txt: Naja, sonst ja auch nicht. Aber bei diesem Album und dem letzten Blumfeld-Album?
[21:13] txt: Egal.
[21:13] txt: Das mag ich auch nicht wirklich. Hat so was belämmert-ätherisches.
[21:13] wiesengrund: »Von hier aus gehen wir weiter, von hier aus können wir scheitern« … sagt der Feuerwehmann ins Megaphon.
[21:13] txt: Hihi.
[21:13] txt: Letzter Song schon?
[21:14] wiesengrund: Ja.

* * *

[21:14] wiesengrund: Dieses unglaublich traurige, bewegende Ich habe Stimmen gehört.
[21:14] wiesengrund: Der Opener aller ihrer Konzerte bis jetzt…
[21:14] txt: Ein würdiger Abschluß auf jeden Fall.
[21:14] wiesengrund: Diese einsame Wüsten-Gitarre… Morricone lässt grüßen.
[21:14] wiesengrund: Ja, würdig auf jeden Fall.
[21:15] txt: Das ist unheimlich laid-back und trotzdem zwingend.
[21:15] wiesengrund: Ja, genau!
[21:15] wiesengrund: Und wie es dann da hinaufbaut…
[21:15] txt: Und jetzt … wumm!
[21:15] wiesengrund: Zu diesen Höhepunkten, die dann erlöst werden von Morricone höchstpersönlich.
[21:15] txt: Nein, nicht wirklich wumm, eher semi-wumm.
[21:15] wiesengrund: »semi-wumm«. Genau!
[21:15] wiesengrund: :)
[21:16] txt: Morricone ist aber ein schöner Vergleich.
[21:16] wiesengrund: Dieses »frei sein und gehen« als letztes Statement.
[21:16] txt: »Ich hab ins Dunkel gesehen« könnte auch als Resümee des Albums gelten.
[21:16] wiesengrund: Ich habe mich oft gefragt, ob das der perfekte Song ist, um eine Bandkarriere zu beenden.
[21:17] txt: Mal keinen Teufel an die Wand!
[21:17] txt: Aber du hast Recht.
[21:17] wiesengrund: »Die Schwelle gekreuzt in die Unendlichkeit«
[21:17] txt: »Ich habe Feuer gesehen«
[21:17] wiesengrund: Ja, es past alles irgendwie zu diesem Bild… und programmatisch als ersten Song auf den Konzerten… als Überschrift… als Resümee.
[21:17] txt: *schauder*
[21:18] wiesengrund: Irgendwie könnte ich es ihnen auch nicht übelnehmen. Besser mit so einem Album aufhören, als mit dem weißen. ;)
[21:18] txt: Wobei ich es als Opener nicht wirklich gut finde.
[21:18] wiesengrund: Ich auch nicht!
[21:18] txt: Nein, da kommt noch einiges, glaube ich. Nach so einem Album muss noch mehr da sein.
[21:18] wiesengrund: Der Schluss, mit dieser Bass-Spielerei ist für mich ganz »Rock Pop in Concert«-mäßig.
[21:19] txt: stimmt. Wäre ich jetzt auch nicht drauf gekommen. Noise-alarm jetzt.
[21:19] wiesengrund: Ja, die Unendlichkeit… die Freiheit… das Losbrechen.
[21:19] txt: Das weiße Rauschen.
[21:19] txt: Und aus.

* * *

[21:19] wiesengrund: Toll.
[21:19] txt: Beeindruckend.
[21:20] txt: *Zur Flasche greif*
[21:20] wiesengrund: :) Prost!
[21:20] wiesengrund: Ich denke, dass trotz dieser wenigen Lücken, es so eine Platte ist, die als ganzes funktioniert.
[21:21] txt: Ja, obwohl die Stücke für sich stehen, ergibt sich aus dem ganzen eine eigene Geschichte.
[21:21] wiesengrund: Und die kann dann »Pure Vernunft darf niemals siegen« heißen…

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