Final Fantasy – 11.10.2005
Wie bringt man Arcade Fire, Von Spar, Hidden Cameras, Bloc Party und Joanna Newsom unter einen Hut? Mit einer Violine, einer Stimme, einem Sampler und einer Prise Schlagzeug.
Owen Pallet beschloss Final Fantasy zu gründen, als Patrick Wolf eine Vorband brauchte. Toronto, Kanada ist der Ort der Begegnung, in jenem wöchentlichen Club, der auch Peaches und Broken Social Scene hervorgebracht hat. Owen Pallet begegnet uns zum ersten Mal im Mai, als er für eine andere kanadische Band aus Montreal eröffnete: The Arcade Fire, deren zweiter Live-Violinist er auch gleichzeitig war. Die Unvergesslichkeit jenes Abend ruhte auch unter anderem in seiner grandiosen Eröffnung: 30 Minuten träumerische Brillanz. Ein junge, eine Geige und Loops.
Mittlerweile hat Owen Pallet sein Solo-Debüt alias Final Fantasy veröffentlicht. »Has A Good Home« heißt es, und wirkt vielleicht stellenweise etwas brüchig-verstiegen, aber trotzdem elegant. Patrick Wolf ist als Referenz klar zu erahnen, den Europavertrieb übernimmt gleich Tomlab, wobei es nicht erstaunt, dass hin und wieder (vor allem, wenn Pallet kurz auzfschreit) Xiu Xiu auch rauszuhören ist. Bei Tomlab begegnet er dann auch Jan Philipp Janzen, seinem jetzigen Tour-Schlagzeuger. Der Herr, der sonst bei der derzeit vielleicht besten deutschen Diskurs-Punk-Electro-Wasweißichwas-Band Von Spar den Beat auf den Tanzboden hämmert. Eine Brücke von Köln nach Toronto und über ungefähr siebzehn musikalische Welten drüber ist hier also ein Leichtes.
Die Songs des Albums klingen natürlich live kleiner, nicht so überladen, weil Pallet einfach nicht die ganzen Album-Spuren gleichzeitig spielen kann. Aber in dieser Kleinheit, und in seiner unwiderstehlichen Sympathie liegt der Glanz von so kleinen Gigs verborgen; das ausverkaufte rhiz versank immer wieder in Momente andächtiger Stille, um das zu begreifen, was vorne geschah. Jubelschreie entlockten die Coversongs von Joanna Newsom oder Bloc Party (deren »This Modern Love« erst von Pallet von seiner Langweiligkeit befreit wurde), und Janzens spärlicher Schlagzeugeinsatz war das Fünkchen Abwechslung, das ein Konzert mit nur einem melodischen Instrument braucht.
Jemand, der für Arcade Fire oder die Hidden Cameras nur zweite Geige spielte wird also als eigenständiges Popensemble von Tag zu Tag größer. Schauen wir dem Wunderknaben auch in Zukunft zu, wenn er unsere Träume vertont.
in: concert.diary | von: wiesengrund | 13. Okt, 19:51
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