Vom Leben und Sterben in den Niederlanden



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Warum hat Siem Merkelbach, Entdecker der niederländischen Provinz und Verfechter des Landstraßenblues, seinem Leben ein Ende gesetzt? Auf der Suche nach einer Antwort muss sich Justus eingestehen, dass der geliebte Onkel ein Fremder war und ich, sagt er, bin »höchstens Zeuge, Zuschauer, treuer Helfer, entfernter Neffe, anderer Leute Kind.«

Justus ist Zeuge, da er sich nach und nach der Ereignisse besinnt, die zum Selbstmord des Onkels führten; er ist Zuschauer, da er zu schwach war, seinem Idol entgegenzutreten; er ist treuer Helfer, da er dessen Verfehlungen deckte, immer wieder; er ist entfernter Neffe und nicht mehr als anderer Leute Kind, da er eben nicht der Verbündete war, der er zu sein hoffte. Am Ende weiß Justus nur eines: er ist mutterseelenallein. Der Onkel, an dem er sich reiben, den er lieben und hassen, verehren und verachten konnte, ist fort, und mit ihm sein ganzer Lebensinhalt.

Zwagermann gelingt eine präzise Charakterstudie und er bedient sich dazu einer mal sarkastischen, mal humorvollen und doch immer sensiblen Sprache. Es wird klar, dass Siem sein Leben bewusst verspielt hat, dass die wahren Opfer die Hinterbliebenen sind, gefangen in einem Netz aus Schuld, Scham und Selbstvorwürfen. Es gibt keine genaue Antwort auf die Frage nach dem Warum. Ein letzter Rest Unverständnis wird immer bleiben. Und die Leerstelle, die ein solcher Tod in unser Leben reißt, wird sich nie füllen lassen.

Joost Zwagermann ist neben Connie Palmen, Harry Mulisch, Maarten't Haart und Cees Nooteboom einer der bekanntesten niederländischen Autoren, den es in Deutschland jedoch noch zu entdecken gilt. Hoffen wir, das dieses kleine Werk sein Publikum findet, denn den Fragen, die hier aufgeworfen werden, wird sich jeder von uns irgend wann einmal stellen müssen.


Joost Zwagermann: »Onkel Siem und die Frauen«. – Köln: Kiepenheuer & Witsch, Februar 2005 | 220 Seiten; 17,90 €; ISBN: 3-462-03456-1 | Amazon.de | Buecher.de

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