Nein, DIE ZEIT – eine der renommiertesten Zeitungen Deutschlands (n büschen billich, das so semi-subtil dort einzufügen, oder Herr Esser?) – überzeugt mich schon seit langem nicht mehr. Und nur wegen
Martenstein Abonnent bleiben? Och nö. Im Grunde läuft es bei mir schon seit längerem so:
Zeit kommt an. Ich fische die Papierfetzen aus meinen Briefkästen (ich habe derer zwei: einen für normale Post, einen für Zeitungen; dem Briefträger ist das schnurz, er teilt die Zeitung gerne mal auf, presst den größeren Teil durch den kleinen Schlitz und legt den Rest so geschickt in das Zeitungsfach, dass es garantiert vom ersten Lüftchen wieder rausgeweht wird). Wo war ich?
Achja,
Martenstein lesen. Dann Fülljetong durchgrasen und sich über Texte ärgern, die dem Blatt wohl ein jüngeres Publikum verschaffen sollen (Hallo? Dazu reicht eine Adam Green-Rezi nicht aus), dreißigtausendzeilige Theater-Kritiken überspringen, deren Schreiber irgendwo in den Neunzigern hängen geblieben sind und die immergleichen Diskussionen erstaunlicherweise immer wieder führen (Können sich diese Autoren nicht mit dem rollipluscordhosentragenden Jazzpack zusammentun und eine eigene Zeitschrift herausgeben?) und pflichtbewußt noch die Literaturkritiken überfliegen, weil man meint, man müsste ja doch irgendwie wissen, was intelektuelle Nullnummern wie Botho Strauß da wieder verzapfen. Lohnt aber nicht, weil die seit dreißig (gefühlten: dreihundert) Jahren immer nur dasselbe von sich geben. Dann hinein in den »Chancen«-Teil, der zum hundertsten Mal versucht zwischen Lehrern und Eltern zu vermitteln, was mir, gelinde gesagt, schnurz ist. Den »Zeitläufte«-Teil und ab und zu das Dossier für nächsten Sonntag zurücklegen (da hat man ja
Zeit, höhö).
Im Anschluß blind den Wirtschaftsteil wegwerfen, der sich nicht entscheiden kann, ob er
Handelsblatt oder
brand eins sein will. Tief durchatmen. Aufmacher und Politik-Teil. Bei ersterem suhlt sich wahrscheinlich gerade wieder mal Josef Joffe in seiner sauberen Moral und erklärt dem Leser, was gerade en vogue ist in der liberalen Szene. Ich glaube im Augenblick darf man Karikaturen gutfinden, die
nicht weh tun. (Wie sowas aussieht, zeigt auf eindrucksvolle Weise auch die aktuelle Selbstbeweihräucherungs-ZEIT zum 60. Geburtstag derselben mit fancy Karikaturen nahe der Schnarchgrenze.) Wahlweise darf auch mal Helmut Schmidt, die alte Fluppenkanone ran. Der ist ja auch so ein prima Beispiel dafür, dass man im Alter dazu neigt
immer reaktionärer senil zu werden.
Wie auch immer, nachdem man sich also
empört™ hat, innerlich ein
Ruck™ durch einen ging und man sich bereits fragt, ob man dasselbe Geleier und Geseier nicht schon letzte Woche an der selben Stelle gelesen hat, lehnt man sich erschöpft zurück und denkt … nichts.
Nein, danke. Und gönnen Sie ihren Formbriefen doch mal ein ›oder‹. Aber wenn Sie ein gutes Wochenmagazin kennen, das in der Lage ist, die Geschehnisse der Woche etwas tiefer zu analysieren als die Tagszeitungen, dann schreiben Sie mir gerne nochmal.
Derweil verbleibe ich mit erschöpftem Gruß,
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