Ms. John Soda – 18.04.2006
Wenn Indietronica sich dem Songwriting (und großem Pop) nähert, kann das live von Dancepunk bis Postrock pendeln. Wer hätte das gedacht.
Ich muss wirklich zugeben: Bei den ersten Nummern des Ms. John Soda-Gigs stand mir der metaphorische Mund weit offen. Immerhin hatte ihr Zweitling »Notes And The Like« eine gehörige Portion sanfter, frühlingshafter Pop-Ohrwürmer in mein Ohr gesetzt, rund sich ausbreitende Songs mit der unverwechselbar schönen Stimme von Stefanie Böhm als i-Tüpfelchen. Dementsprechend ruhig ging ich in die WUK-Halle. Entspannt. Meditativ.
Tja, und dann wurde ich geohrfeigt. Ms. John Soda scheinen live nicht das Geringste mit dieser Erwartung zu tun zu haben zu wollen. Hier scheinen die Einflüsse und Netzwerke der Band erweitert zu werden, was sich natürlich auch am Personal, dem Schlagzeug und dem Keyboards äußert. Die BAND Ms. John Soda bringt neben den Köpfen Micha Acher (The Notwist, Tied & Tickled Trio) und Stefanie Böhm (Couch) auch noch Carl Oesterhelt von FSK und Thomas Geltinger von Couch mit auf die Bühne. Ihre Erfahrung aus anderen Projekten und ein sehr abgestimmtes Zusammenspiel ermöglichen den Konzerten den erweiterten Klangraum, den sie beanspruchen.
Und der heißt nun mal »Irgendwas mit Rock«. Da werden alle zärtlichen Drummachines durch Thomas’ unbarmherzige Drums ersetzt, die zwei Bässe von Micha und Stefanie duellieren sich um die Hookline des Abends und dramaturgischen Postrock-Auswüchsen wird gerne ihr Lauf gelassen. Mit einem Wort: Nervenzerfetzend. Und das alles fast gänzlich ohne Gitarre. Wären etwas mehr Leute da gewesen, wären die Mosh-Pit-Verletzungen schlimmer als bei jedem Blood Brothers-Gig gewesen …
in: concert.diary | von: wiesengrund | 21. Apr, 13:59
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