06 Platz 10
The Lemonheads - The Lemonheads
Ich hab ja keine Ahnung, meine Musikrezeption fängt 99 an, da war Dando schon tot. Auch nie aufgearbeitet, so wie ich geschichtsfeindlicher Trottel generell nichts aufarbeite. Also: Ich hab keine Ahnung, wie schön oder emotional wichtig das als Comeback ist. Ich weiß nur, dass diese okaye Platte mir nicht ganz erschließen möchte, warum ihr Schreiberling so über allen Klee gelobt wird. An der Frisur wird’s nicht liegen, an diese hier versammelten Songs – bei aller nicht zu leugnenden feinen indie-repulsiven Songidee – allerdings auch nicht.
Channels - Waiting for The Next End of The World
Die Apokalpyse ist ein ausgedehnter Zustand heutzutage. Eine vom menschlichen Schicksalen jederzeit herbeiführbare Gefahr. Das Debüt der Channels kriegt dieses Gefühl gut hin, mit einer punkigen Powerpop-Platte, die man sogar irgendwo nach Cop Shoot Cop zurückrechenn kann. Ich plädiere aber immer noch und stur für Brois Kovac' World After History, denn schließlich ist an jeder Apokalypse immer noch das deutlich spannendste, wie es danach weiter geht. Kovac' Jazz-Sax als Spiegelplatte zu einem Punkrock-Debüt? Hört selbst.
Emily Haines - Knives Don't Have Your Back
Ach, Emily. Irgendwie war ja 2006 hier doch ein Metric-Jahr, mit den VÖs der beiden letzten Alben. Wenn dann jemals auch deine Solo-Platte nachkommt, wird es vermutlich nicht so zugehen. Nicht, dass das schlecht wäre, was du hier fabrizierst, aber es steht doch etwas hinter dem Metric-Zeug hinterher. James Shaw macht dort nämlich doch einen beträchtlichen Teil aus, auch wenn das schwer zu glauben ist. Diese Klavierplatte ist dennoch ein feine Stimme im kanadischen Wettstreit, auch wenn sie vermutlich erst in Kollaboration mit Amy Millan wirklich aufgehen würde.
Danielson - Ships
Ich hätte ja der Familie Danielson mehr Chance gegeben. Aber es erwies sich als eine sehr schwierige Angelegenheit, diese Platte zu mögen. Das ganze Ding war schon etwas zerfahren und ein wenig zu weit ausufernd, um sich in wirklich großem Ausmaß als Familienfeier wieder zu etwas zusammenzuführen, was Sinn macht. Klar: Die Sinnlosigkeit dieser Orgie stellt eben manchmal auch den Reiz dar. Und sinnlos wie ich meine, ist es sicher nicht, da müsste ich mich wohl nur etwas mehr anstrengen. Soll ich?
Dirty Pretty Things - Waterloo To Anywhere
Ich hasse ja alles, was mit den Libertines zu tun hat. Aber das hier nicht. Das ist wirklich okay. »Deadwood« und »Bang Bang You're Dead« haben mich auf jede Tanzfläche heuer gekriegt. Und das alles trotz einer an sich sehr unsympathischen Band. Oder ist nur ihr Umfeld unsympathisch? Ich weiß es nicht, jedenfalls hielt die Erinnerung an diese Platte das ganze Jahr über an. Und ich mag solche Züge ja sonst wirklich nicht. Wirklich. Nicht. Damnit. Wie konnte mir das nur passieren?
Band of Horses - Everything All The Time
Die Fragen mehren sich, je weiter wir fortschreiten. Immer unsicherer wird das Gebiet, das sich man sich gar nicht mehr »Rezeption« nennen traut. Ein drogenartiger Effekt, der gerade auf dem Debüt der Pferdeband verdammt gut eingefangen wird. Begräbnis-Manie, irgendeine obskure Mischung aus Shins (oh gott), My Morning Jacket (schon besser) und irgendeinem Indie-Traumcocktail (ihr kennt sie alle). Und trotzdem irgendwie nicht altklug, auch wenn alles stark danach riecht. Was wiederum für alle drogenähnliche Zustände gilt. Tolle Platte.
Joanna Newsom - Ys
Ich nehme nicht an, dass ich mich hier rausreden kann, oder? Vielleicht habe ich euch ja in die Irre geführt, und Wirklichkeit ist die Liste andersrum, aber dann wäre Dando auf 1 und das würde nicht gut gehen. Aber gut: Joanna. Gute Platte. Auch eigenartige Platte. Nicht wegen der Stimme, sondern wegen dem etwas verkrampften... Krampf drauf. Was schade ist, aber in seiner Form halt schon beeindruckt. Ich hätte gerne mehr Durchhaltevermögen dafür gehabt. Und vielleicht weniger das Gefühl, dass hier zu viel gewollt wurde.
The Zutons - Tired Of Hanging Around
Nach den Dirty Pretty Things gleich die nächste englische Rock-Sache? Was war bloß los mit mir 2006? Kann es sein, dass das alte Vorurteil über UK-Rocksounds gar revidiert werden muss? Was kommt denn als nächstes? Arctic Monkeys: Platte des Jahrzehnts? Egal, die Zutons haben eine unverdient unbeachteten Nachfolger zu Who killed... nachgelegt. Hier lag ein gewisser geiler Dreck drin, der mich sofort beim ersten Hören von »Secrets« gepackt hat. Und gleichzeitig halt schon eine herrliche Schüchternheit in der Sache. Wie es sich gehört.
Mogwai - Mr. Beast
Ganz im Gegensatz dazu die unschüchternste Mogwai-Platte seit wo langer Zeit. Was mich jetzt nicht sonderlich gestört hat in dem Fall, weil ja Mogwai, weil ja doch da »schüchtern« wieder was anderes heißt. Bei »Glasgow Mega-Snake« habe ich regelmäßig Leute in der Bim blutsüchtig angeschaut. Verriet zumindest der Retourblick. Was diese Platte eigentlich herrlich für die Weihnachtszeit macht, aber gut... darauf konnten nun wirklich niemand achten. Was ich aber nicht weiß, ist wie es nun weitergehen soll, mit Mogwai. Ideas, anybody?
Phoenix - It's Never Been Like That
Okay, auch hier ist die Frage vielleicht berechtigt. Weil das hier auch etwas hinter dem bisherigen hinterherlief. Aber dennoch: Phoenix waren heuer da, und haben mit »Long Distance Call« doch einen Hit unter's Volk gebracht, der irgendwo an der Grenze zum Wahnsinn entlanglief. Ich mein, hat man schon mal so ein bescheuert-geniales Refrain-Ohrwürmchen gehört? Auf der anderen Seite aber ist dem ganzen Ding etwas der Soul abhanden gekommen. Wenn Spaß davon abhängen würde, ein Desaster. So, immer noch eine ziemlich schöne Platte.
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| von: wiesengrund | 8. Dez, 17:09
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