06 Platz 9


Howe Gelb - 'Sno Angel Like You
Eine deutliche Überraschung, für mich. Giant Sand Grundgüte hin oder her, das ganze ist an sich definitiv nicht meine Kost. Und ich kann auch mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass die Beteiligung von irgendwelchen Arcade Fire-Triangeln nichts daran geändert hätte. Und trotzdem, eine ganz ganz tolle Platte, die der Herr Gelb da ausgespuckt hat. Einzig die schiere Fülle an seinen Veröffentlichungen (und die nun gegebene Möglichkeit, dass alles so eine fabelhafte Herbst-Depression vertont, wie das hier) macht mir echte Sorgen. Aber die Experten unter euch werden mir sicher bestätigen können, dass das ein Ausnahmealbum für ihn ist, oder? Na? Bitte... kommt schon....

Archive - Lights
Warum Archives Werk nicht redundant ist, ist schwierig zu klären. Es ließe sich wohl sehr leicht auf alles mögliche reduzieren, auch auf das beachtliche Debüt Londinium von 1996, bzw. den Trip Hop-Effekt, der damals wohl schon im Sterben lag. Aber gut, wenn Archive dann beschließen Prog-Einflüsse über die Jahre verstärkt geltend machen zu müssen, können wir sie auch mit unserer Aufmerksamkeit, äh... strafen. Warum die Platte nicht schlecht ist? Wegen des Titeltracks. 18 Minuten gekonnter Geschichtsrevision, massiv unredundant. Aber ohne das, auf verlorenem Posten.

The Flaming Lips - At War With The Mystics
»Mittelmäßige Flaming Lips-Platten sind immer noch besser als...« Wie oft heuer vernommen. Rettet das Album. Ja, besser als was denn? Na gut, ich kenn mich ja nicht aus. Auch nur sporadisch aufgearbeitet. Und ohne wirkliche Ahnung, wie das denn zu den bisherigen Meisterwerken steht, bleiben mir nur »The Yeah Yeah Yeah-Song« oder »The W.A.N.D.« um es gut zu finden. Aber eben auch so Zeug wie »Free Radicals« um enttäuscht zu sein.

Britta - Das schöne Leben
Seit ich damals »L****« gehört habe, wusste ich, dass die Band mir mal gefallen wird, auf Albumlänge. Das schöne Leben, die Platte sollte es werden. »Depressiver Tag« stellt vielleicht am besten unter Beweis, wie gut Britta Refrains erwischen können, und »Heimi Heimato«, wie langsam das atmet, wie da Adam Green herrlich rückwärts gedacht wird. Das war schon verdammt toll. Absurderweise, obwohl da Welten dazwischen liegen, war das heuer das Substitut für eine Jens Friebe-Platte für mich. Klapsmühle, ich weiß.

The Low Frequency In Stereo - The Last Temptation Of...
Hell, recht amüsant und mit so viel gute Laune stiftenden Bläsern versetzt, dass von der trägen Lo-Fi-Postrock-Schublade kaum was übrig bleibt. Kam mir auch als eine missverstandene Platte vor, da das hier mit Beat und Freude deutlich ausgelassener feiert, als es es die oft beschworene »Kühle« der Musik suggeriert. Partys können eben auch weitläufig sein. Und weiter Raum hat eben nicht zwangsweise was mit Depression zu tun.

Sufjan Stevens - Songs for Christmas
Ich war ja nie ein Überfan des Herrn, und werde es durch dieses 5-EP-Paket wohl auch nicht werden, aber das ist schon verdammt okaye Kost, die er da die letzten Jahre angesammelt hat. Zwar hätte ich mir Weihnachten doch mit etwas mehr Kettensägen vorgestellt, aber allein für einen Songtitel wie »Get Behind Me, Santa!« verdient der Herr schon seinen Respekt. Äh, meinen. Und nein: Das ist nicht nur ein passendes Geschenk für musikalisch unzugängliche Mütter. Der kleine, 8-jährige Bruder hat das deutlich auch verdient. Weil der Wii ja sicher schon ausverkauft ist.

Anathallo - Floating World
Die hätte ja auch sowas wie eine Lieblingsplatte werden sollen. Mit all den Broken Social Scene, Architecture in Helsinki und Sufjan-Rufen. Ich mein, gut, das ist schon tougher Shit, aber wie bei Danielson kam ich hier nach drei Durchgängen irgendwie kaum vom Fleck. Das wieder in einen Hut zu bringen für mich. Und das sollte mir eine gute Platte schon erlauben. Nevertheless, mindestens im Auge behalten. Entweder »Floating World« wird zu einer jener zu ihrer Zeit völlig unterschätzten Platten, oder eine ihrer nächsten Würfe wird uns das Fürchten lehren. Wie auch immer: Frohlocket der Zukunft.

Burial - Burial
Verdammt, wieder so ein Fall wie Joanna Newsom. Okay, ich sag euch was: Ich war hypnotisiert. Ich hab das gehört, und war weg, hinüber, erschüttert. Aber, da ich mindestens ohnmächtig, und ziemlicher sicher im Koma war, kann ich mich an absolut nichts erinnern. Ganz abgesehen von meinem fehlenden Gehör für unterschwellige Sägezahnbeats und mystischen Zauberkram. Keine Ahnung, verdammt. Wie soll ich das bloß rechtfertigen? Äh, ... sowas KANN ich nicht kapieren, kapiert?

Neko Case - Fox Confessor Brings The Flood
Och, Neko! Blöd, dass sie nicht mit den New Pornographers zu Besuch war. Denn diese Stimme, ja diese Stimme, die wäre einem für Jahre nicht mehr aus dem Kopf gegangen, wenn sie im selben Raum gewesen wäre. So bleibt uns nur die schon Monate anhaltende Faszination aufgrund des Albums. Ihr Durchbruchalbum, völlig zurecht. Und eines, das das Gefühl erweckt, dass es hier auf keinen Fall aufhört.

Adem - Love And Other Planets
Irgendwie sehr songwritinglastig, die Runde. Joa, Adem. Ein ganz famoses Debüt, die Homesongs damals. Und ja, auch der Zweitling lässt genug Platz an Adems Tisch, um sich und das Album daran schönhören zu können. Aber ehrlich: Der Pop-Clown, den er am Debüt noch wild über unsere verträumten Köpfe schwingen ließ, der fehlt mir hier schon etwas. Ich hab ja nur Angst, dass der bald furchtbar trocken endet, der Adem.
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