Albingl. Sinblum. Eine Frechheit, wie sie sehr sich die Wörter »Album« und »Single« in geheimer Konspiration gegen alle freundliche Verschmelzung wehren. Dennoch nicht ansatzweise so frech, wie James Murphys Erfolg dabei, als er vor zwei Jahren den Inbegriff von discoider Konsensfähigkeit geliefert hat. Und zwar in Album- und Singlesammlung-Format. Fast schon elegant wirkt dementsprechend der Schachzug, ein paar Monate vor dem neuen Album mit »45:33« eine ebenso lange Single rauszubringen. Tatsächlich ist »Sound of Silver« auch und insbesondere zusammen mit »45:33« jene Vielfalt, die man so sehnsüchtig erwartet hat. Alle Welten bedienen. Die unzähligen Einflüsse und Tricks, das umfassende Wissen der Produzentenarbeit sowohl für Nerds, als auch fürs das Hier und Jetzt der Tanzfläche absolut zwingend vereinen. Minimale Songs grölen, Tracks mit Refrain beten. Manche Missverständnisse zulassen, andere klären, z.B. geographische: »North American Scum«, ein Discopunk-Monolog-Monster à la »Movement«, macht klar, dass es hier nicht um England geht, während Murphys Stimme ab Strophe 2 den frühen Frank Black gegen Mark E. Smith aus Strophe 1 ausspielt. Jawoll. Beeindruckend auch, mit welcher Lockerheit diese Platte lächelt, was an der bereits geleisteten Definitionsarbeit der letzten Jahre liegen mag. Jetzt wird geerntet. Der Opener »Get Innocuous« belebt »Losing My Edge« via Kraftwerk wieder, lässt uns aber alle mittels der Zeile »You can normalize« ins Gemeintsein aussteigen, »Someone Great« ist eine mit Stimme aufgefettete Hypnose aus »45:33«, und »New York I Love You« (»but you're bringing me down«) ist die ruhige Piano-Hintergrundstrahlung zum Ausklang mit obligatorischem Rock-Aha kurz vor Schluss. Dieser Typ kann (wieder) alles. Und wenn »Sound of Silver« grad nicht als Single die Tanzflure der Welt entflammt, erweckt es in ihren Wohnzimmern als Album nach wenigen Sekunden den Eindruck, ein Instant Classic zu sein. Mehr kann ich nicht verlangen.