06 Platz 8
Swan Lake - Beast Moans
Irgendwann wird es zuviel. Das hätte eine Platte des Jahres werden können, weil ja drei Irre, drei Genies, drei fabelhafte Typen, und noch dazu drei Kanadier. Aber drei Köche, das reicht schon, um... ihr wisst schon. Ich mein: Klar. Irgendwie schon Wahnsinn, was hier passiert. Aber so zerfahren, so unelegant, hätte es nicht werden müssen. Eine Platte die mit einem Wunder um die Ecke lockt, aber im Endeffekt nur sich selbst zu bieten hat. Ja, das überheblichste Wunder des Jahres. Ja, das geht auch manchmal, bei ein paar Nummern trotzdem verdammt gut. Aber eben nur manchmal.
Ral Partha Vogelbacher - Shrill Falcons
Auch schwierig und nur manchmal gut sind Übergänge von Lo- zu Hi-Fi, sowie bruchstückhaftes Songwriting in kombination mit psychedlischem Dröhnfaktor. Beide Kunststücke vollbrachten die mir bisher endlos unbekannten Ral Partha Vogelbacher mit »Shrill Falcon«, angeblicher ihrer ersten Platte, die nicht nach Rattenschnattern in der Garage klingt. Sagen wir früher Bill Callahan bei einem Glas Milch mit Sonic Youth. Very America, und trotzdem irgendwie süß. Noch ein Kunststück.
Mobilé - Kartographie
Tobias Siebert, die erste. Als sein Name im Produzentenfeld dieser Platte auftauchte, war ich neugierig. Das Debüt kannte ich nur vom netten »Liebeslied mit einem schiefen Kapitalismusbegriff«, und das Konzert in Wien mit Jens Friebe habe ich verpennt. Und streiche somit nichts von der Liste der zu erledigenden Dinge, da gibt's noch genug zu tun. Jedenfalls: Nie wieder »klingt wie«-Musik. Dafür haben Songs, Band und Sound gesorgt.
The Pipettes - We Are The Pipettes
Jo, Hits, ne? Ich mein, kaum was, das an »Pull Shapes« sonst ranreicht auf dem Album, aber trotzdem. Irgendwo respect einfordernd. Ist übrigens eine Platte, die vom Hit deutlich profitiert, und nicht kaputtgetreten wird, wie so manch anderes Beispiel heuer. Und warum genau kamen dann prompt die Long Blondes zu soviel Prominenz? Was war da genau die Verbindung?
Pendikel - Don't Cry, Mondgesicht
Als »Dead City« das erste mal auf mich einbrach, war das schon irgendwie auf die schönste erdenkliche Weise erschütternd. Leider kommt diese Grenzwertigkeit, die vielleicht auch von diesem Prog-Zeug, das die hörten, beeinflusst war, auf dem Rest nicht ganz zum Tragen, aber eine gute Platte war es allemal. Eine, die an den richtigen Stellen richtig schief gehen kann, und das war ja heuer bis auf vereinzelte Ausnahmen ja die Devise deutscher Rockmusik. Endlich
Archie Bronson Outfit - Derdang Derdang
Ein schrecklich fades Debüt, das vom Kills-Typen produzierte »Fur«. Und der Tipp kam von einem Menschen, dem ich sonst ohne Umwege vertraue. Aber als mir klar wurde, er meinte den Zweitling, da machte es dann auch bei mir *klick*: Blues-Rock dieser unumschweifenden Sorte, der sich aber nicht in so ein White Stripes-Popgezirkle erbarmt, sondern auf halbem Wege nach Dead Moon (R.I.P.) einen wütenden Klopfstand in der Domino-Diskographie macht. Ich hör mir nie mehr einen Ton Arctic Monkeys an, wenn die mir nicht versichern, alle »Derdang Derdang«-Songs betrunken spielen zu können. Nachdem sie nicht trinken dürfen, und es vermutlich selbst dann keine Hoffnung geben würde, bleibt mir wohl nur dieser eklige Koloss an Rock-Monstranz. Die britischen Tigerbeat.
Sport - Aufstieg und Fall der Gruppe Sport
Wo Pendikel ist, ist Sport nicht weit entfernt, oder? Was hat Spex bloß angerichtet? Trotzdem geht es hier um Obsession. Eigentlich eine sehr lustige Platte, für ihre Obsession. Und irgendwie zu schwerfällig um was mit einem Grunge-Revivel zu tun zu haben. Lustige Schwerfälligkeit vom Kante-Gitarristen. Das passt doch. Na, jedenfalls: Kein Hit, aber durch und durch grundgute Stücke. Und live damals der Hammer, die Band, die Platte.
The Dresden Dolls - Yes, Virginia
Okay, nur wegen einer Nummer: »Sex Changes«. Nichtmal »Sing« konnte mich sonst umwerfen. Lustigerweise auf der letzten auch nur »Coin Operated Boy« wirklich gut gefunden. Eine neue One-Hit-pro-Album-Wonder-Band. Aber »Sex Changes« isses halt, ne? Vielleicht weil es der einzige unaufdringliche Song ist, also im Sinne von: der am wenigsten »Song« sein will. Siehe »Sing« für das grausame Gegenbeispiel.
Okkervil River - Black Sheep Boy
Weiter geht's mit den Hits, weil ja »For Real« halt doch irgendwie zu überirdisch ist, um hier nicht aufzutauchen. Aber: Die Platte ist ja deswegen nicht wurscht. Vielleicht etwas langatmig, aber nicht wurscht. Auf der Bonus-EP z.B. unbedingt »Another Radio Song« anhören. Und sonst bitte die übliche »das sind so schöne Songs, das packst du schlichtweg gar nicht«-Argumentation dazu vorstellen.
Magnétophone - The Man Who Ate The Man
Und zum Abschluss noch ein Album, das stark im Schatten eines Hits steht, und dennoch davon profitiert: »Kel's Vintage Thought« hat mich jedesmal in der Tanzfläche im Kopf zum Durchdrehen gebracht. Bekannt genug, um mal von einem DJ in Wien aufgelegt zu werden, wurde es glaub ich eh nicht. Also: Analoge 4AD-Elektronik. Sehr locker, gar nicht düster. Aber nicht verspielt. Die Deal-Schwester lächeln mit. Terrific.
[100-91][90-81][80-71][70-61][60-51][50-41][40-31][30-21][20-11][10-1]
| von: wiesengrund | 15. Dez, 12:30
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