Loose Fur - Born Again in the USA
Hab ich nicht so gut erwartet, ehrlich. Swan Lanke nicht unähnlich war das selbstbetitelte Debüt der Herrn Tweedy, Kotche und O'Rourke eine zu zerfahrene Supergroup-Platte, die sich nicht entscheiden wollte, warum sie jetzt unbedingt drei Supertalente brauchte, um geschrieben zu werden. Dieses Problem ist nun weg.
Born Again... ist in seiner zurückhaltenden Art deutlich sicherer, ergeht in dieser für Supergroup essentiellen Balance aus Respekt und Draufschiss den beteiligten Biografien gegenüber und vermittelt am Ende deutlich mehr als nur das Gefühl eine Supergroup-Platte gehört zu haben. And that's the point.
Trentemøller - The Last Resort
Das lag vermutlich am falschen Zeitpunkt. Für die schleifenden Dämonen, den Prinzen der Dunkelheit und dieses manchmal zu intensiv gedachte Fühlen war ich zur Zeit, als die Platte hier in meinem Zimmer lief, deutlich nicht in der richtigen Laune. Was jetzt mehr über meine Kritikfähigkeit sagt, als über die Güte und Ungüte der Platte, aber dennoch. Ich wollte Ballern hören, wo Balladen waren. Nach etwa einem Monat flehen dann die versöhnliche Endnote: Die Stimmung, die mir dieses Album erschließen könnte, wird es eh nie geben. Und das wiederum... macht es zu was besonderem.
Jan Delay - Mercedes-Dance
Locker, so muss es sein. Locker, und nicht zu witzig. Darin hat Jan Delay immer schon seine besten Momente gefunden. Gut zu wissen, dass mit
Mercedes-Dance eine neue Idee der Lockerheit möglich wurde. Kleinstadtkartofelln, Udo Lindeberg im Arsch und Gasthäuser zum lachelnden Stalin. Und herrlich unmonströs, das. Wenn ich wüsste, was Funk ist, würde ich es vielleicht für ein Meisterwerk halten, oder?
Midlake - The Trials of Van Occupanther
Bamnan and Silvercork gehört. »Okay« gesagt. Live gesehen am Immergut. »Okay« gesagt. Die neue gehört. Etwas unverständliches gesagt. Das hier klingt alt, klug und sehr... alt. Aber nevertheless sind die Texaner bei Bella Union gelandet, haben ihre sehr unalten Synthies vom Debüt rübergerettet und eine feine Folk-Pop-Platte aufgenommen, die düster wie so mancher Album Leaf-Moment und gleichzeitig beschwingend wie eine Arcade Fire-Coverband wirken kann. Nicht böse gemeint, denn tolle Platte.
Howling Bells - Howling Bells
Nochmal Bella Union. England, aber sehr unenglisch irgendwie. Keine Stadt (Wüsten und Roadmovies passen hier deutlich besser), keine Party (gefüllte Gläser sind die besten Freunde), keine Freunde (australische Isolation – abgesehen von Nick Caves Köter, der manchmal hineinbellt). Und trotzdem NME-Hype. Well, wenn man's sich verbessern kann. Anyway: Eine der schönsten Platten, die heuer versucht haben das Konzept »Unhektik« neu zu definieren.
Ms. John Soda - Notes And The Like
Lange bin ich ihnen erfolgreich aus dem Weg gegangen, der Stefanie Böhm und dem Micha Acher. Ungewollt, versteht sich. Aber damnit, Schönheit, das ist immer so ein ausgefuchstes Ding, immer so schelmisch im Erwischen und so schwer zu widerlegen, manchmal. Hier erst Recht, ist dieser Zweitling doch eine dieser typischen sich dem Pop öffnende Fortsetzungen, die plötzlich mit so Zaubertricks wie Refrains jonglieren können, und dich in Nullkommanix dazu bringen »Was für ein Song!« zu denken. Und dann sagt die Platte »Ätsch!«, und du denkst dir »Nicht schon wieder!« und ihr werdet Freunde.
Serena-Maneesh - Serena-Maneesh
Norweger! Huch! Gar kein TSOOL-Nebenprojekt! Oder doch, nur man weiß es nicht? Wurscht, ich will mehr von diesem Psycheshoedelicgazing. Will mehr so würdevollen Exzess. Passt übrigens super auf die Archie Bronson Outfit drauf, auch wenn hier deutlich mehr Drogen im Spiel sind. Muss man aber nicht stoned erleben, weil hier das Glitzern in der Luft auch von selbst kommt. Kind of übersehen, auch. Was ob der hier gebotenen wilden Lautstärke mehr als verwunderlich ist.
Final Fantasy - He Poos Clouds
Nönö, ich bin
wirklich nicht enttäuscht. Klar: Die Überraschung von damals fehlt, aber Owen Pallet kann noch immer fantastische Platten machen. Allein für »Many Lives -> 49 MP« gehört das hier gekauft. Niemals verzeihen werd ich ihm natürlich, dass diese Platte Malajube den Polaris Music Prize weggenommen hat; ich mein, ehrlich: Wozu könnte Owen schon 20.000 Dollar brauchen? Eben.
The Black Neon - Arts & Crafts
Deutlich spannender als Ratatats Selbstwiederholung heuer war diese popelektronische Songwritinggeschichte auf Memphis Indutries. Für krautige Air-Fans, puristische Wahlberlondoner und altkluge Pink Bowie-Suizidler. Den Job dieser Platte haben sich letztes Jahr z.B. die Earlies und die Kills geteilt. Und heuer standen Radio Dept. mit ihrem neuen Werk deutlich zu dämlich am Straßenrand, während
Arts & Crafts psycho-chillig, aber drogenfrei Zuckerwatte um das Weltall sponn.
The Dears - Gang of Losers
Eine der größten Enttäuschungen heuer.
No Cities Left, ich kann's nur hundertmal betonen, war ein mittelschweres Meisterwerk. Und nun kam halt eine ausgelassene Rockplatte, die aber halt zu jenen gehörte, die den bisherigen Schwebezustand nicht in die Ekstase retten konnten. Ist ja auch irre schwer. Nevertheless, wenn man die Opulenz und etwas ungelunge Produktion wegkürzt, bleiben natürlich schon ein Paar Klassiker als Songs übrig, auch weit jenseits der Single »Ticket to Immorality«. Also: Schade, aber toll.
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