Samstag, 31. Dezember 2005

50 - 38


Hallo, liebe Leute. Wir beide, txt und ich, haben uns die letzten Tage/Wochen/Monate den Kopf zermartert, was denn so übrig bleibt, von 2005. Das Ergebnis sind diese hier mit kurzen, teils mehr, teils weniger Ich-bezogenene Kommentaren/Rückblicken versehenen 50 bemerkenswertesten Veröffentlichungen aus Sicht der unfehlbaren txt-Musikredaktion. Have fun. Und guten Dings.

Matt Elliott - Drinking Songs
Matt Elliotts Zweitling unter dem Namen brachte die wirklich tiefste Melancholie des Jahres. Zum Betrinken sind diese wunderbaren, slawischen Gitarrenelegien natürlich wunderbar geeignet, aber am Ende landete er ja doch wieder bei einem 20-minütigen Jungle-Desaster, Third Eye Foundation halt. Wir wünschen ihm ein erfolgreiches Aufstehen, einen schönen Kater und weitere Inspiration für Alben, die uns helfen mit dem Schlimmsten Kater klarzukommen. *

M.I.A. - Arular
Es war schon so bezeichnend und erstaunlich zu beobachten, wie oft in Kritiken von der "attraktiven" Maya die Rede war (und das Übel aller Kritik: hier jetzt durch die Wiederholung natürlich auch wieder). Und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass dieses Album von einer weniger gut aussehenden und aus weniger exotischen Background stammenden Musikerin nicht den Anklang gefunden hätte. Dabei besteht gar keine Notwendigkeit, noch extra auf das Aussehen hinzuweisen, wenn die Musik doch schon so geil ist wie diese hier. Mittlerweile sind die meisten Stücke zwar schon wieder aus meinem löchrigen Kuzzeitgedächtnis herausgefallen, aber den Spaß, den uns diese Platte auf Sommer-Partys bescherte, wird man bestimmt auch noch im kommenden Sommer nachvollziehen können.

Abe Duque - So Underground It Hurts
Der Titel lügt natürlich wie nix Gutes. Underground ist Herr Duque nun spätestens seit seiner Zusammenarbeit mit Lieblings-Münchener Hell nicht mehr. Aber vielleicht stellt das ja auch mehr einen ironischen Seitenhieb auf Duques bisheriges Schaffen dar. Denn obwohl es sich hierbei schon um seinen vierten Lonplayer handelt, startet er erst hiermit richtig durch. Und das auch noch mit lediglich zwei, drei 12inch-Clun-Hits vorab. Vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass die Techno-Jünger nicht mehr so borniert auf alles herabblicken, was mehr als drei Tracks auf zwei Seiten vereint.

The American Analog Set - Set Free
Wohnzimmer umstellen war angesagt. Das sind so Alben die einfach (neuen) Raum brauchen, um zu fließen, die einfach die Ambient-Zutaten nicht schlicht in einen Mixer hauen mit dem Indie-Postrock-Gitarrengenudel, sondern sehr feinfühlig, sehr wohlwollend und mit viel Charme einen Teppich weben, sanft zusammensetzen, was wir uns vorher nicht zusammendenken getraut haben. Groß. Und schön. *

Rufus Wainwright - Want Two
Wahnsinn, was ich da fast verpasst hätte. Oper, Drama, Kitsch, Camp. All das, bei dem die verdrucksten Besserwisser sich schaudernd mit Hinweis auf ihre Abgeklärtheit abwenden. Dabei ist das Ganze so durchgeknallt und mit tausenden Meta-Ebenen durchzogen, dass man gar nicht mehr weiß, wo man nun gerade steht. Heten-Freunde, die sich nach Konzertbesuchen als Teilzeit-Schwule und Erweckungsschwuppen outeten sprechen eine eindeutige Sprache. Nur, dass Wainwright sogar bis ins Zeit- und Sipegel-Feuilleton vorgedrungen ist, das kann mir noch immer niemand erklären.

Wilco - Kicking Television
Ausnahme Nr. 1 zur Regel "Keine Live-Alben, EPs, Compilations oder Rereleases in Jahreslisten!": Dieses Live-Album war einfach unfassbar. So gewaltig groß, so verdammt breitarming einfangend, was Wilco die letzten beiden Alben lang zu einer der unglaublichsten Bands dieses Planeten machte, so elegant die Geschichte davor mit einem Opener, mit nur einem Song zu erzählen, der einen (bitte B-U-C-H-S-T-Ä-B-L-I-C-H verstehen!) umhaut, mit "Misunderstood". Schlicht unpackbar. Wilco eben.

The Decemberists - Picaresque
Schelmisches Phantasien, endlich hast auch du einen Soundtrack! Wir wachen im Bauch eines Wals auf und wundern uns, wir rumpeln, stechen, graben, machen all das, was die Platte mit uns macht. Hier ging es um so wunderbares Songwriting, so elegante Einflüsse von slawischer Seite, dass Firewater oft nicht weit weg war in Gedanken. Wer will schon aufwachen und eine Ahnung davon haben, wo er ist?

Funkstörung - The Return To The Acid Planet
*hüstel*






Aoki Takamasa & Tujiko Noriko - 28
*räusper*







Metric - Live It Out
Okay, hier wollen wir mal über Nachfolgerplatten reden. Diese hier ist nicht so gut wie Metrics Debüt (*hüstel*) "Old World Underground, Where Are You Now?", aber sie ist nichtsdestotrotz eine wunderbar rockige Besser-als-The-New-Pornographers-Variante davon. Emily Haines verzauberte ja stimmtechnisch schon die BSS-Platte, und darf sich hier mal auf Albumlänge austoben. Und "Too Little Too Late" bitte unter "Jahrhundertsong" bookmarken.

Ferenc - Fraximal
Seltsame Sache dieses Fraximal. Wollte ich gutfinden, weil die 12niches (besonders die auf Nitsa erschienenen) der beiden Herren so gut waren. Dann erstmal Enttäuschung und weggekramt das Teil. Kurz darauf wieder hervorgeholt und mich gewundert, was ich da alles überhört habe. Vermmutlich liegt es an der glitzernden Kälte des Albums, dass es mich nicht sofort fing. Jetzt bin ich mir sicher: Auf Kompakt erschien dieses Jahr kein besseres Album.

The Kills - No Wow
Da muss sich ein Rockungetier neuerfinden. The Kills belegen mit ihrem Zweitling die ungemein produktive Schnittstelle zwischen Punk und Disco, und legen ein raues, minimalistisches Rockalbum hin, das von Goth bis Emo Anklang fand und auch gut tanzbar blieb. Vor allem live ja auch eine Wucht bleibt uns "No Wow" als Mahnung in Erinnerung, als Mahnung, nie das Staunen zu verlernen.
*

Roisin Murphy - Ruby Blue
Warum zum Teufel redet davon eigentlich niemand mehr? Von dieser Stimme, die ein wenig daneben und verletzlich kling. Von diesen Songs, Tracks, Produktionen, die so maßgeschneidert auf den Gesang abgestimmt wurden. Klar, wurde es den Checkern leicht gemacht, diese Platte zu hassen: Der notorische Mathew »PC« Herbert hier und bisweilen, nunja, wirre Zirkusmusikanleihen da. Aber, meine Güte, diese Stimme! Und nach einiger Zeit weicht all das Pompöse aus den Songs und sie stehen nackt da als zur Melodie gewordene Erhabenheit.

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cure - 4. Jan, 13:01

Ach, ich liebe Roisin Murphy :)

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