Everything is illuminated
»Lucifer Rising« (USA/UK/BRD 1972, Kenneth Anger)
TV-Aufzeichnung
Einer von Angers obskuren Kurzfilmen. Gleich zu Anfang minutenlanges Filmen von Naturgewalten: Lava, Wasser, Feuer. Der Teufel aus der Asche. Das ist natürlich eine höchst katholische Vorstellung des Teufels: Luzifer als der Natur innewohnendes Böses, somit in uns, nichts, was man austreiben könnte. (Angers Ego versagt es ihm natürlich auch nicht, höchstselbst den Beelzebub zu geben, klar.) Wir wohnen der Geburt einer Echse bei, freudig (lustvoll?) beobachtet von einer nur spärlich bekleideten Cleopatra-Figur. Wie bei allen (Kurz-)Filmen Angers wird Symbolik natürlich auch hier mittels Zaunpfahl vermittelt. Er experimentiert hier mit einer Technik, für die David Fincher bei »Fight Club« gefeiert wurde, als sei das eine völlig neue Idee: Anger montiert wenige 24stel-Bilder, länger aber als in »FC«. Außerdem Farbverfremdungen, Bilder einer Wäremekamera, extrem bescheuerte Kostüme – natürlich alles auf die Farbe Rot und die Sagenwelt Ägyptens ausgerichtet.
Dieser Film täuscht eine Handlung nur vor. Er windet sich um einen Erzählstrang, der eigentlich nicht existiert. Die Bilder wirken disparat, zusammenhanglos, notdürftig an einer Kette von fragwürdiger Mysthik aufgehangen, tropfend vor religiösem Kitsch. Die New-Age-Musik wurde im übrigen von Bobby Beausoleil, seines Zeichens an den Morden Charles Mansons beteiligt, im Gefängnis komponiert. Da wächst zusammen, was zusammen gehört. Ein Film, wie er in seiner Fiebertraum-Haftigkeit nur unter Drogen gedreht werden konnte. Dass Mick Jagger und Marianne Faithful hier ihre Finger im Spiel haben, ist da nur noch ein überflüssiges Indiz. Zum Schluß dann noch ein paar unmotiviert ins Bild montierte UFOs – fertig ist die göttliche Erfüllung. Alles ist erleuchtet, herrgott!
Infos: IMDB | Senses of Cinema
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