rocknrollriot - 23. Nov, 11:46

filmgeschichten?

einen film anhand seiner geschichte zu diskreditieren scheint mir persönlich zu dünn. du vereinfachst, reduzierst ein komplexes bild-text-ton-gefüge auf wenige floskeln (die du als geschichte/botschaft identifizierst) und versenkst das komplette werk anschließend im ideologischen tümpel, feierlich flankiert von hülsenvokabular der marke "anspruch", substanz" oder gar "mehrwert"(SIC!).
sätze wie "Weichzeichner-Erotik ohne jeglichen Anspruch. Missionarsstellung für ganz Spießige." klingen vielleicht gut, sagen aber nix. eine doppelte dopplung, die - zugegebenermaßen stilistisch gewandt - diffamiert, anstatt glaubhaft zu argumentieren. an dem punkt holen dich deine vorwürfe selber ein.
ciao rocky

txt - 23. Nov, 13:49

Hallo Rocky.

"einen film anhand seiner geschichte zu diskreditieren scheint mir persönlich zu dünn."

Um genau zu sein: Ich diskreditiere ihn aufgrund der Diskrepanz seiner Ästhetik und seiner Geschichte.

"du vereinfachst, "

Aber immer! Ich betreibe hier keine ausgewogen-wissenschaftliche Filmanalyse, sondern die Schilderung eines subjektiv-gefärbten Filmerlebnisses. Hätte ich den Anspruch, vorzugehen, wie du es forderst, ich schriebe das nicht in einem Blog. Das sollte aber eigentlich klar sein.

"reduzierst ein komplexes bild-text-ton-gefüge"

Gehts ne Ecke kleiner, büdde? Das "bild-text-ton-gefüge" heisst bei mir Film.

"auf wenige floskeln (die du als geschichte/botschaft identifizierst) und versenkst das komplette werk anschließend im ideologischen tümpel,"

"Kann" schrieb ich. Nochmal: Das ist eine subjektive Sache hier, nur eine Lesart eines Aspektes des Films. Mir zumindest drängte sich der Vergleich geradezu auf, vielleicht auch weil die 68er seit geraumer Zeit wieder stärker medial be- und verachtet werden.

Natürlich könnte ich auch tiefer auf die zugekleisterte Tonspur, diese stylishe Beleuchtung und die kitschigen Farben eingehen. Du magst recht haben, dass das einer eingehenderen Betrachtung zu Gute liefe. Allein, auch das würde mein Votum eher verstärken.

"feierlich flankiert von hülsenvokabular der marke "anspruch", substanz" oder gar "mehrwert"(SIC!)."

Ja ekelisch, i know. Dafür sage ich nicht "werk", wenn ich keine Fabrik meine. Aber diese schöne Alliteration bei "feierlich flankiert" ist sehr fein. Lassen wir das, Späßle g´macht. (Im Übrigens war hier eigentlich "Nährwert" gemeint, sonst passte es ja gar nicht zu McDonalds.)

"sätze wie "Weichzeichner-Erotik ohne jeglichen Anspruch. Missionarsstellung für ganz Spießige." klingen vielleicht gut, sagen aber nix."

Wir könnten jetzt hier über text-/sprachlichen Sinn und Unsinn streiten, ich würde dir dann so einige Tempel, sics! (sic) und schiefe Bilder um die Ohren hauen, aber darum geht es dir doch bestimmt nicht, gell?

Im Ernst: Das mit der "Weichzeichner-Erotik" ist soweit hergeholt nicht. Schau du dir doch bitte jetzt mal die Farben an. Die Beleuchtung. Die Kleidchen Liv Tylers (so ihr nicht gerade – upps, wie ungeschickt – der Träger verrutscht ist). Da blickt Emanuelle um die Ecke, dass es eine wahre Freude ist. Vor allem wohl für Bertolucci. Wo ist denn da bitte die Schönheit hin, mit der er Maria Schrader in Szene zu setzen wusste?

"eine doppelte dopplung, die - zugegebenermaßen stilistisch gewandt - diffamiert, anstatt glaubhaft zu argumentieren."

War das ein Lob? Ich habs doch gesehen! ;)
Wo war jetzt die doppelte Dopplung noch gleich? Ich argumentiere nämlich durchaus und wiederhole das auch gerne noch mal.

"an dem punkt holen dich deine vorwürfe selber ein."

Meine Vorwürfe holen mich ein? Inwiefern?

Mal eben zum Film: Was macht diesen für dich so verteidigenswert? Wo siehst du in dieser kruden Ansammlung von stereotypen Handlungssträngen und Personen etwas Interessantes – von Bertoluccis Libido mal abgesehen?

Alles an diesem Film ist lieblos. Und zu aller erst sind es seine Figuren. Da ist ein Ratpack in einer herrlichen Villa in der schönen Toscana, allesamt zusammengeschnitzte Charaktere ohne jeglichen Zusammenhang, die nur dazu dienen, die "Geschichte" dahin zu treiben wo sie eigentlich hin will: zum finalen Fick. Denn darum gehts hier doch wohl: Um die Entjungferung Liv Tylers (Ja, so!). Dann haben wir da ein Script, das sich nicht mal die Mühe macht, auch nur in Ansätzen logisch zu wirken. Und zu schlimmer Letzt auch noch eine Reihe von Knallchargen, die versuchen, Schauspieler zu spielen. (Bei Jeremy Irons mache ich da eine Ausnahme, obwohl selbst der hier für seine Verhältnisse schwach ist.)
Übrigens ist diese ganze Heile-Welt-Scheiße, die uns da präsentiert wird, nicht nur hochgradig unlogisch, sie ist auch politisch zweifelhaft. Mach aus dem Regisseur einen Afrikaner und du hättest Colonialism-TV in andersrum. Das nur als fixer Gedanke.

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