rocknrollriot - 23. Nov, 15:45

nachtrag

Um genau zu sein: Ich diskreditiere ihn aufgrund der Diskrepanz seiner Ästhetik und seiner Geschichte.

und genau da greift auch meine kritik:
für mich ist gerade die dissonanz von interesse, ein harmonisches bild-text gefüge resultiert in den meisten fällen in der gähnenden langeweile des "alles-schon-malirgendwie-gesehen-habens"...:(

Ich betreibe hier keine ausgewogen-wissenschaftliche Filmanalyse, sondern die Schilderung eines subjektiv-gefärbten Filmerlebnisses. Hätte ich den Anspruch, vorzugehen, wie du es forderst, ich schriebe das nicht in einem Blog. Das sollte aber eigentlich klar sein.

schon klar, aber deine formulierungen schreien geradezu nach verbindlichkeit. wenn subjektiv, dann richtig....
( "ich" statt "man" wäre ein anfang, vielleicht hier und dort ein "in meinen augen" oder ein vorsichtiger konjunktiv...;-) )

Gehts ne Ecke kleiner, büdde? Das "bild-text-ton-gefüge" heisst bei mir Film.

genau. und eben nicht buch. oder literatur. oder sonstwas.

Dafür sage ich nicht "werk", wenn ich keine Fabrik meine.

und ich nicht nicht substanz, wenn ich keine ahnung habe, was ich meine....;-)
aber die kunstdebatte werd ich hier nicht aufwärmen....jeder wie er mag.

Im Ernst: Das mit der "Weichzeichner-Erotik" ist soweit hergeholt nicht.

david hamilton ist weichzeichner-erotik.
aber ich verstehe worauf du hinauswillst.
ich persönlich mag den 70ies sleaze. auch emanuelle.
und den ganzen anderen krempel. anspruch ist etwas,
was ich selber an ein werk (da isses wieder)
herantrage. von daher halte ich nur sehr wenig von (leit-)kulturellen kategorievorstellungen der sorte kunst/kitsch.

Wo war jetzt die doppelte Dopplung noch gleich? Ich argumentiere nämlich durchaus und wiederhole das auch gerne noch mal.

weichzeichner-erotik impliziert anspruchslosigkeit,
missionarstechnisch vögeln die spießer, die wiederum nicht für ihr kulturelles feingefühl bekannt sind.
viele wörter, ein gedanke. eigentlich schön, was mich wirklich stört ist die fiese abschiebung in ein lager, wo der film definitiv nicht hingehört. und dann mit dieser nachhaltigkeit....


"an dem punkt holen dich deine vorwürfe selber ein."

Meine Vorwürfe holen mich ein? Inwiefern?

style over substance.
schönes stilgefüge für eine aussage, die mit einem
wort erledigt sein könnte.

Mal eben zum Film: Was macht diesen für dich so verteidigenswert? Wo siehst du in dieser kruden Ansammlung von stereotypen Handlungssträngen und Personen etwas Interessantes – von Bertoluccis Libido mal abgesehen?

Alles an diesem Film ist lieblos. Und zu aller erst sind es seine Figuren. Da ist ein Ratpack in einer herrlichen Villa in der schönen Toscana, allesamt zusammengeschnitzte Charaktere ohne jeglichen Zusammenhang, die nur dazu dienen, die "Geschichte" dahin zu treiben wo sie eigentlich hin will: zum finalen Fick. Denn darum gehts hier doch wohl: Um die Entjungferung Liv Tylers (Ja, so!). Dann haben wir da ein Script, das sich nicht mal die Mühe macht, auch nur in Ansätzen logisch zu wirken. Und zu schlimmer Letzt auch noch eine Reihe von Knallchargen, die versuchen, Schauspieler zu spielen. (Bei Jeremy Irons mache ich da eine Ausnahme, obwohl selbst der hier für seine Verhältnisse schwach ist.)
Übrigens ist diese ganze Heile-Welt-Scheiße, die uns da präsentiert wird, nicht nur hochgradig unlogisch, sie ist auch politisch zweifelhaft. Mach aus dem Regisseur einen Afrikaner und du hättest Colonialism-TV in andersrum. Das nur als fixer Gedanke.

keiner der oben erwähnten aspekte interessiert mich bei der wertschätzung auch nur im geringsten. weder der autor noch eine logische struktur (ob nun inner- oder außerhalb des diegetischen rahmens) noch eine politische verortung des präsentierten machen einen film für mich interessant, oder sehenswert. oder gar schlecht.
im vordergrund steht für mich eine ästhetische strategie, die mich zu überzeugen weiß, die irritiert und mich über den aspekt der sinnlichen wahrnehmung gefangen nimmt; meine vorstellungen angreift, zersetzt, verschiebt, wie auch immer.

mir ging es auch nicht darum, den film zu verteidigen (obwohl ich ihn mag), sondern die konzeption zu kritisieren, mit der du deinen verriss argumentierst.

und der dreamers-mc donalds vergleich scheint mir nicht nur gestelzt. sondern einfältig. oder ist film für dich bedürfnisbefriedigung?

und dreamers kann alles. daher auch die mühe....;-)

txt - 23. Nov, 16:59

"für mich ist gerade die dissonanz von interesse, ein harmonisches bild-text gefüge resultiert in den meisten fällen in der gähnenden langeweile des "alles-schon-malirgendwie-gesehen-habens"...:("

Kann ich nachvollziehen. Dafür liebe ich ja auch Lynch. Der dekonstruiert da sehr genau diese von dir genannten Verhältnisse, was Betrolucci hier aber nicht tut. Betrolucci macht einfach nur schlampige Filme. Jedenfalls so lange bis du mir _anhand des Films_ das Gegenteil beweist. ;)

"deine formulierungen schreien geradezu nach verbindlichkeit. wenn subjektiv, dann richtig.... ( "ich" statt "man" wäre ein anfang, vielleicht hier und dort ein "in meinen augen" oder ein vorsichtiger konjunktiv...;-) )"

Nein. Sorry, aber das ist mir echt zu blöd. Das Medium und der Rubrikentitel machen die persönliche Sichtweise doch schon klar. Da halte ich ein stetes "Ich!"-Rufen für überflüssig. Verbindlichkeit strebe ich indes selbstverständlich schon an, aber im Rahmen meiner eigenen Parameter, heisst, ich lasse mich an dem messen, was ich schreibe.

"ich persönlich mag den 70ies sleaze. auch emanuelle. und den ganzen anderen krempel. anspruch ist etwas,
was ich selber an ein werk (da isses wieder) herantrage. von daher halte ich nur sehr wenig von (leit-)kulturellen kategorievorstellungen der sorte kunst/kitsch."

Diese Fass brauche ich noch nichtmal aufzumachen. Das macht Bertolucci von ganz alleine. Und es braucht auch keine Kunst/Kitsch-Unterscheidungen um bei der ganzen verdrucksten 70ies-Erotik Spießertum und latenten Sexismus herauszulesen. Das mag dich nicht jucken, mich schon. Dass wir heutzutage diese Filme mit immerhin ironischem Gewinn sehen können, ist zwar gut, ändert aber nichts an den Intentionen. Ich verlange von keinem Regisseur, Sex und Erotik außen vor zu lassen. Was ich aber verlange ist, nicht verarscht zu werden. Und mit diesem Vorsatz treten die Emanuelle-Filme wie auch "Stealing Beauty" an. So gesehen ist mir jeder Hardcore-Porno lieber, weil ehrlicher.

"weichzeichner-erotik impliziert anspruchslosigkeit, missionarstechnisch vögeln die spießer, die wiederum nicht für ihr kulturelles feingefühl bekannt sind. style over substance. schönes stilgefüge für eine aussage, die mit einem wort erledigt sein könnte."

Es wird dich nicht überraschen, wenn ich das anders sehe. Tatsächlich ist das durchaus keine Doppelung. "Weichzeichner-Erotik" steht für mich hier für Zuschauer-Verarsche, dazu habe ich sowohl oben als auch im Text schon etwas geschrieben.

"keiner der oben erwähnten aspekte interessiert mich bei der wertschätzung auch nur im geringsten. weder der autor noch eine logische struktur (ob nun inner- oder außerhalb des diegetischen rahmens) noch eine politische verortung des präsentierten machen einen film für mich interessant, oder sehenswert. oder gar schlecht."

Jaja, reader completes written work, schon klar. Das sei dir ungenommen. Für mich spielt es aber halt durchaus auch eine Rolle, welche Ideologie hinter dem Film steht. Man muss den auteúr nicht vergessen machen, um zu eigenen Interpretationen oder Wertungen zu gelangen.

"im vordergrund steht für mich eine ästhetische strategie, die mich zu überzeugen weiß, die irritiert und mich über den aspekt der sinnlichen wahrnehmung gefangen nimmt; meine vorstellungen angreift, zersetzt, verschiebt, wie auch immer.

Auch hier: richtig! Ich verlange aber von dieser "ästhetischen Strategie" in sich weitgehend schlüssig zu sein. So kann ich z.B. das Dogma-Konzept für Mist halten und trotzdem von Triers Filme immer noch als folgerichtig und "gut" betrachten. Dass sich dort dann Diskrepanzen ergeben ist richtig und gut so. Nichts anderes wäre zu erwarten.

"mir ging es auch nicht darum, den film zu verteidigen (obwohl ich ihn mag), sondern die konzeption zu kritisieren, mit der du deinen verriss argumentierst."

Wir haben aber ganz offensichtlich verschiedene Herangehensweisen. Während du "Subjekt! Subjekt!" schreist und alle Bewertungskriterien in den Wind schießt, gehe ich an den Film von innen heran. Das kann ich nämlich von jedem Film verlangen: Dass er sich selbst zur Diskussion stellt und seine Standpunkte durch die ihm eigene Semantik vertritt. Du machst dich so aber auch unangreifbar: Wo die Kriterien fehlen, kann keine Diskussion ansetzen. Insofern würde mich nach wie vor interessieren, wo du das "Interessante" in diesem Film siehst.

"und der dreamers-mc donalds vergleich scheint mir nicht nur gestelzt. sondern einfältig. oder ist film für dich bedürfnisbefriedigung?"

Oh, Film ist viel, und ja, auch Bedürfnisbefriedigung. Ich halte das Bild nach wie vor für passend.

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