Montag, 14. Februar 2005

La Mala Educación


»La Mala Educación – Schlechte Erziehung« (SP 2004, Pedro Almodóvar)
Kino

Der aktuelle Almodóvar liess mich mit einem großen Fragezeichen im Gesicht aus dem Kino kommen. »La Mala Educación« (Handlung) ist entgegen der Beteuerungen nahezu jeder von mir gelesenen Kritik natürlich nicht nur ein Film ausschließlich über Männer. Es geht auch um Geschlechtszuschreibungen, um »Tunten«, die nicht einfach nur Männer in Frauenklamotten sind. Nach wie vor scheinen in den Köpfen einiger Kritiker Frauenklamotten an Männerkörpern immer nur Verkleidungen zu sein, die »Verkleideten« selbst sich nur noch nicht entschieden zu haben. Warum wird es keinem zugestanden, sich eben dafür zu entscheiden, nicht als Substitution, sondern als Ausdruck? Arroganz?

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Schön, wie Almodóvar die Geschlechtszuschreibungen dann auf ein Genre, das des Film Noir, projeziert und damit ein überaus reaktionäres Genre (neben dem Western vielleicht) überhöht und persifliert. Der Film Noir lebt von drei Dingen: einer starken, schönen, mystifizierten Frau, einem heruntergekommenen, durch geschickte Erzählung dem Zuschauer aber symphatischen (wenn stets auch gebrochenen) »Helden« und der Erzählung an sich, die sich mindestens so virtuos-verschlängelt zu inszenieren hat wie der weibliche Part des Films. All das sind auch die Bestandteile Almodóvars neuen Films – allein die Geschlechtszuschreibungen fallen hier ein wenig anders aus.

Da ist diese eigentlich tieftraurige, äußerst sensible Szene, in der der Klosterschüler seinem Pater »Moon River« vorsingen muss, während jener ihn auf der Gitarre begleitet. Er tut dies mit einer kindlichen Beiläufigkeit, fast abgelenkt mit routinierter Qualität und der dünnen hohen Stimme eines Kindes, dessen Stimmbruch noch auf sich warten lässt. Während er also singt, die Farbe, die Personenkonstellationen innerhalb der Szene, die Inszenierung von ihm und disparat des Paters bereits alles auf den (nur in seinen Auswirkungen gezeigten) Missbrauch hindeutet … wird gelacht. Gelacht aufgrund der peinlich hohen Stimme des Jungen, die anscheinend wohl schon klar macht: »Okay, Tunte, zumindest aber schwul«. Das ist dumm. Verdammt sogar.

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