lichterloh - 19. Apr, 11:47

die fragen zu "triumpf des willens" sind natürlich immer die gleichen: ästhetik oder progaganda? ich gebe der ästhetik den vorzug, leni riefenstahl liefert bilder, die in ihrer aufnahmetechnik bis heute wegweisend sind. ihr bildmaterial ist verführerisch, das ist wahr, doch gleichzeit entwickeln ihre aufnahmen eine warnende bedrohung. aus diesem grund stehe ich dem progaganda-anspruch ihrer arbeit skeptisch gegenüber, auch wenn hier klar der auftrag zu propagandazwecken erteilt wurde. dass der film ohne o-ton auskommt, bedeutet für mich, dass das werk künstlerisch seine zeit überdauern soll, ohne von propagantistischen reden infiltriert zu werden. natürlich kann man auch sagen, dass die bilder derart aussagekräftig sind, dass es des kommentars nicht mehr bedarf.

egal wie man's sieht, der film bleibt ambivalent, und allein dieses nicht-festlegen-können erhebt ihn zweifellos zum kunstwerk und streicht für mich den ästethischen anspruch heraus.

txt - 19. Apr, 13:24

Die Frage

nach Ästhetik oder Propaganda stellt sich mir eigentlich nicht (wohl aber die nach Kunst und/oder Propaganda). Dass etwas durchaus schön sein kann, ohne »wahr« zu sein, sollte spätestens seit der Moderne klar sein (s. Oscar Wilde). Heutzutage ist eher das Gegenteil der Fall. An die schöne Darstellung legen wir landläufig härtere Kriterien an, als an die hässliche (im Sinne von: abweichende). Beispiel: Die Krise der religiösen Kunst. Aus ihrem Unvermögen heraus, klassische religiös-ikonographische Abbildungen jenseits von »schön« darzustellen nährt sich ja gerade diese Krise. Schwieriger Widerspruch: Wir dulden intuitiv keine hässlichen Darstellungen von Maria oder Jesus, sind aber andererseits in der Erkenntnis des schönen Scheins als etwas Falschem aufgewachsen. Religiöse Bilder sind heutzutage deswegen auch nur mit ironischem Gestus genießbar.

»riefenstahl liefert bilder, die in ihrer aufnahmetechnik bis heute wegweisend sind«
Das tat sie aber nicht als erste. (Deswegen mein Hinweis auf Eisenstein.)

»dass der film ohne o-ton auskommt«
Es gibt durchaus O-Ton im Film. Und was für einen! Die markige Stimme Hitlers trägt da, glaube ich, einiges zur Propaganda bei. Die Wagner-Stücke natürlich erst recht. Aber insofern gebe ich dir recht: Wahrscheinlich würde der Film auch ohne jeglichen Ton funktionieren.
lichterloh - 21. Apr, 14:52

bezüglich des o-tons habe ich mich wohl etwas undeutlich ausgedrückt. ich wollte sagen: der film kommt ohne kommentierenden sprecher aus.
ein wichtiger punkt in der frage um kunst und propaganda.

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