Montag, 23. Mai 2005

Die menschliche Komödie



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Honoré de Balzac hat mit seiner menschlichen Komödie ein Werk geschafften, das heute sicher seinesgleichen sucht, denn es umfasst 90 Romane und über 2000 Figuren! Der hier vorgestellte Roman, Vater Goriot, gehört zu den bekanntesten Balzacs und stellt zugleich mit dem alten Goriot eine der ergreifendsten Gestalten der menschlichen Komödie.

Sinn dieses Werkes: Die Darstellung der französischen Gesellschaft zwischen Revolution (1792), Restauration (1814-30) und der Julimonarchie (1830-48), ihre Jagd nach Geld, Macht und Prestige, ihre Sucht nach Vergnügungen und ihre bedenkliche Moral.

Der Nudelfabrikant Goriot hat die Zeit nach der Revolution gut genutzt und konnte als gerissener Geschäftsmann ein beträchtliches Vermögen anhäufen. Nach dem Tod seiner Frau überträgt er seine Liebe auf seine Töchter Anastasie und Delphine, die er mit einer beträchtlichen Mitgift ausstattet. Anastasie vermählt sich mit dem Comte de Restaud und Delphine mit dem elsässischen Bankier de Nucingen. Als jedoch während der Restauration der Adel neu erstarkt, können die Töchter den Vater, den sie wie Vampire bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt haben, nicht mehr gebrauchen. Mit einer lächerlichen Pension ausgestattet, siecht dieser in einer Pariser Pension vor sich hin, wo er den verarmten Landadligen Eugène de Rastignac kennen lernt, der, vom schönen Pariser Schein geblendet, selbst aufsteigen will, jedoch auf dem Weg nach oben von seinen tugendhaften Moralvorstellungen (leider nur ein klein wenig) behindert wird.

Am Ende stirbt Vater Goriot einsam und verlassen, nur Rastignac steht ihm in den letzten Stunden bei. Dieser jedoch folgt dann doch den Versuchungen der Oberschicht, vertreten durch Delphine de Nudingen, und opfert seine Tugend der Aussicht nach Reichtum und Macht.

Einzelne Handlungsstränge werden in Balzacs Romanen oft nicht zu Ende geführt, sondern in anderen Romanen wieder aufgenommen. Die Texte verschränken sich so ineinander und werden zusammengenommen zum Spiegel der französischen Gesellschaft. Nach einem etwas ermüdenden Einstieg ganz im Zeichen der balzacschen Erzähltradition (man hat es hier mit einem auktorialen, allwissenden Berichterstatter zu tun, der wertend auf den Leser einwirkt) baut die Handlung schnell an Spannung auf und hält sich bis zum dramatischen Ende, das sich zwar sehr früh abzeichnet, jedoch dank vieler Wendungen immer wieder verzögert wird.

Balzac gehört neben Stendal und Flaubert zu den großen Realisten Frankreichs, doch stehen diese in ihrer Erzählweise unabhängig voneinander. Den heute wichtigsten realistischen Roman liegt zur Zeit ihrer Entstehung noch keine Poetik zugrunde. Der Begriff des Realismus wurde folglich erst nachträglich durch die Literaturwissenschaft postuliert.


Honoré de Balzac: "Vater Goriot". -Frankfurt am Main: Insel Verlag, Oktober 1996|307 Seiten; 7,50 Euro; ISBN: 3458336117|Amazon.de

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