Boban Markovic 24.11.2004
Es war fast schon schade. Boban Markovic, sein Sohn Marko und der Rest ihres Orchesters gastierten heute in der wiener Szene und brachten den typischen Balkan Brass Sound in die Hüften und Köpfe eines überwiegend fröhlich gestimmten Publikums. Es wurde lange erwartet, das Konzert, der Saal war voll und im Endeffekt wurde auch getanzt und gefeiert wie verrückt.
Nur ich vermochte dem ganzen nicht die hundertprozentige Begeisterung entgegenzurbigen, die mir z.B. die CDs von ihm beschert haben. Boban Markovic spielt sein Instrument - die Trompete - und die Klassiker des Balkan Sounds professionell und sauber durch, aber genau da liegt auch der Haken: Er ist zu professionell. Wenn es darum geht das Tempo abrupt auf 0 zu reduzieren um dann langsam wieder nach oben zu schrauben und somit dem Publikum den letzten Rest abzuverlangen, dann schafft es eben ein Goran Bregovic dabei 2.000 Menschen mit seinem Feuer und seiner Leidenschaft von den Sitzen zu reißen (sofern sie noch auf ihnen saßen). Aber Boban Markovic zeigte heute keine Leidenschaft, und wenn dann wirkte sie auf mich aufgemalt. Ja, vielleicht war auch mein mieser Tag daran schuld, vielleicht wäre es mir unter andern Umständen besser mit diesem Ausnahmemusiker ergangen, aber so steht eben im Vergleich die Coolness eines Bregovic oder der Charme von Fanfare Ciocarlia, die auch vor kurzem in der Szene waren, dem eindeutig übergeordnet.
Zu hoffen bleibt, dass dieser stürmische Balkan-November in Wien mit Emir Kusturica einen glühenden Höhepunkt findet. Der Soudntrack zu seinem neune Film "Life Is A Miracle", der schon bei Cannes premiert wurde, aber hier noch nicht läuft, ist knapp unter "Unza Unza Time"-Niveau, also - verdammt gut!
Für die Filmbesprechung sollte er mal endlich ankommen in deutscprachigem Gebiet, verweise ich dann gerne auf Hr. txt. :-)
in: concert.diary | von: wiesengrund | 24. Nov, 22:40
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