Blood Brothers – 12.04.2005
Die Ausgangslage war klar, und insofern schwierig: Eine der besten Platten des laufenden Jahres, die »Crimes«. Und schauderhafte Erinnerungen daran, wie andere großartige Platten den Weg auf die Bühne nicht fanden (z.B. Trail Of Dead) stiften auch bei den Blood Brothers etwas gespannte Erwartungshaltungen. Aber nachher ist man immer klüger. Gespannt war nach dem Konzert nur die Luft im Flex.
Die Songs explodieren in Kaskaden, die Blood Brothers taumeln und winden sich, schreien sich die Seele aus dem Leib, der Exzess der Musik steigert sich live zu einem wahrlichen Fiasko an Post-HC-Feuerwerk und lässt in keiner Minute Platz zum durchschnaufen. Auch der etwas dumpfe Sound kann die Blood Brothers nicht daran hindern, diese unglaubliche Mischung aus Eleganz und Power 1:1 auf das Publikum zu übertragen. Es ist die Hölle. Die vermeintlichen »Hits« von »Crimes« gewinnen live vor allem durch die Verzögerungen, die in sie eingebaut werden, eine ganz neue Dynamik; der Titeltrack z.B. wird durch den langsameren Vortrag fast zu einer Suche nach dem Nullpunkt, dem Stillstand, in dem aber die größten Kräfte verborgen sind, die dieser Song zu bieten hat. Und wäre eben besagtes Lied nicht auch eine der beeindruckendsten Pop-Hymnen des Jahres, wäre es vermutlich auch berechtigt gewesen zu fragen: »Is anybody listening?«
Aber genau das tat man. Man hörte zu. Diesmal hatten die Blood Brothers alle Ohren auf ihrer Seite. Und wenn die Songs mal drohten, stehen zu bleiben, dann wunderte sich der geneigte Zuhörer nur, wie denn in dieser Stille noch soviel Elan stecken kann. Und wie das Publikum gleichzeitig die Fäuste recken, das Moshpit verunstalten und zu Tränen gerührt sein kann. Die Blood Brother sind nicht mehr und nicht weniger als ein Wunder. Und wir sollten dankbar sein, dass sie uns besucht haben.
in: concert.diary | von: wiesengrund | 15. Apr, 13:42
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