Fink – 24. 4. 2005


Charmant und verspielt präsentierten die Hamburger Fink in der gut gefüllten Szene Wien ihr neues Album »Bam! Bam! Bam!«. Wohltuender Free-Folk-Pop, der knapp am Kitsch vorbeischrammt, und trotzdem never ever belanglos wirkt.

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Goldene Glitzer-Schnüre hängen von der Decke herunter, als Fink die Bühne betreten. Ihre Hamburger Kollegen Tigerbeat im Hinterkopf behaltend (»All That Glitter Is Not Gold«!) wird der Abend doch keine Glam-Enthusiasmus-Show. Eher ein ganz ruhig-verständliches Songwriter-Treffen zum Thema: Countryesque-verschobener Folk-Pop, mit Anklängen an die Heimat Hamburg, und einem lyrischen Verständnis, das von sperrig-unzulänglich bis idiotensicher-genial reicht.

Fink rocken heute etwas mehr als früher. Der Jazz wird immer kleiner, Element Of Crime immer größer in ihnen. Ihre Songs atmen einen unwiderstehlich selbstberuhigenden LoFi-Atem, machen sich nie die Mühe, eine große sloganhafte Knalligkeit zu haben. Die Songs sind klein, in gewisser Weise, und fühlen sich pudelwohl dabei. Alltagslyrik hier, Mundharmonika da. Sänger Nils Koppruch ist Werbe- und Sympathieträger in einem, kommentiert die Songs gelegentlich, vergisst die Lyrics auch mal, also der typisch-tolle Typ von Nebenan, der verdutzt gar nicht so recht weiß, wie schön das für manche Menschen ist, was er da gerade macht.

Etliche Zugaben verlangt ihnen das Publikum ab. Und wenn man sich an die schönsten Momente von Fink erinnert, an die wo der Song in seiner vertrackten Wirklichkeit nicht gefangen bleibt, sondern mit einem leichten Hopser vom Schlagzeug emporgehoben wird, wenn dann die Gitarre vielleicht auch noch ein trockenes Wüsten-Riff hinterhersetzt und der Bass eine Halbton-Schwebung so elegant wie bedrohlich vollführt, und wenn dann schließlich noch ein »Den Himmel sehen wir uns an, hier und jetzt« vom Sänger die Augen im Publikum nach oben gehen lässt, dann sind diese Momente Zeugen eines Songverständnisses, das vor allem eines hat: Soul. Schlechtestenfalls klingt das wie Kettcar. Bestenfalls wie Die Sterne in ihrer Blütezeit.

Beck - "Guero"


beck - gueroBeck. Sample-Houdini, Vielschichtigkeits-Forscher, Leichtigkeits-Athlet und Neo-Scientologe. Seit 1994 ist die Popwelt ihn nicht mehr losgeworden, seit »Mellow Gold«. Und »Sea Change«, dieses elegische Ungetüm an Leidenskunst, bewies vor drei Jahren, dass er noch lange nicht vorhat, zu gehen. Und nun kommt Beck wieder, geht aber zwei Schritte zurück, einen zur Seite und macht ne halbe Drehung: »Guero«.
Ein trockenes, poppiges Album ist es geworden, ganz nach »Odelay« zurückgelehnt, nicht funkig, nicht traurig. Die erste Single »E-Pro« wollte ja gar ein richtiger Rock-Kracher werden, den (»Guero« mitproduzierenden) Dust Brothers und ihrem omnipräsenten Beatverständnis sei Dank. Becks L.A.-Abum ist ein ungestümer Versuch, sich selbst einen Streich zu spielen, und mal ein Album aufzunehmen, das »nicht zu viel will«. Leider will »Guero« zu wenig. Bis auf das zum auf-den-Boden-knien-Songwriting von »Girl« und der kompakt-treffsicheren Sample-Weltmeisterlichkeit »Hell Yes!« bleibt auf »Guero« eigentlich nur das Resümee, das die letzte Zeile von »E-Pro« schon vorausgeschickt hat: »There’s too much left to taste that’s bitter.«

VÖ: 21.03.2005 auf Geffen/Universal
INFO: www.beck.com

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