Fundstück




Aus meiner Karriere als Crossdresser ist dann doch nichts geworden. Aber die richtige musikalische Grundbildung wurde mir quasi in die Wiege den Wagen (klicken um zu vergrößern) gelegt.

.txt goes YPS


Jetzt mit noch mehr Gimmicks und Gadgets. Jeden Monat die sechs superbesten (Oha, steigert man »superb«, kommt das dabei raus. Das kommt in mein Moleskine unter der Rubrik »Semantics for Dummies«. Äh, wo war ich? Ach ja …) Platten, die sich in den geschmackssicheren Gehörgängen der .txt-Autoren festgezurrt haben. Steuern Sie Ihre Augäpfel bitte nach rechts. That’s it.

Stranger Than Paradise



Björn a.k.a. DJ CD-R a.k.a. ansimorph, Mitglied der Musikredaktion des Hochschulradios, legt morgen abend im Aachener Vives auf. Bitte alle kommen. Schade nur, dass kein Strandwetter mehr herrscht, die Beachbar des Vives ist nämlich einer der eher angenehmeren Plätze in Aachen.

Ach ja, für umme ist das Ganze auch noch!







Weil wir es glauben müssen…


Broken Social Scene sind die vermutlich einzige Band unserer Tage, die, wenn sie »einfach weiter macht«, trotzdem die Popwelt wieder aus den Angeln hebt. Weil sie ohne zu verkrampfen die Popwelt in Ruhe lassen kann. Ganz im Gegenteil: Ausgelassen wird gefeiert, dass keine Songs mehr nötig sind, um alles zu sagen. Postindierock, Rewind.

Als Kevin Drew und Brendan Canning 2001 »Feel Good Lost« aufnahmen, war Postrock noch nicht, oder kaum tot. Auf jeden Fall war ihr Postrock kleiner, aber sexy, elegant und unprätentiös. Die eine oder andere Mithilfe am Album ließ es uns ins gröbere GY!BE-Umfeld einordnen, und die Idee der Broken Social Scene wuchs daraufhin organisch (wie auch die des dafür und von ihnen geschaffenen Labels Arts & Crafts). Bis schließlich 16 Menschen zusammenfanden, um die leichteste Platte ihres Lebens, die zweite Platte, aufzunehmen. Stars, Apostle of Hustle, Metric, Feist, Peaches, Do Make Say Think waren nun die Namen des Netzwerks, das sich hier zusammenbraute. »You Forgot It In People« sollte sie heißen, und sie sollte wahrhaft Wellen schlagen.

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Es ging auf einmal um eine Wegbiegung. Auf einmal, aus heiterem Himmel, war unverfrorener, androider Indierock in »Almost Crimes« oder »KC Accidental« zu hören. Auf einmal strichen Pauken und Streicher über Emily Haines’ Stimme die sanfteste Einschlafmelodie imaginable in »Anthems For A Seventeen Year-Old Girl«. Auf einmal wuchs alles zu weit auseinander, um nur noch »Postrock« oder »Indie« zu sein. »You Forgot It In People« sprach wie keine andere Platte ihrer Zeit (die bei uns erst zwei Jahre später anfing) von der Möglichkeit, dem Selbst einen Streich zu spielen, der Langeweile (also der objektiven Verzweiflung) mithilfe des Überflusses die Energie zu stehlen, ganz wider dem umgekehrt lautenden schwedischen Sprichwort. Wir sind im Jetzt. 2005 kommen alle, wirklich alle Mitglieder der Broken Social Scene wieder zusammen, und nehmen 220 Minuten Post-»You Forgot It In People«-Musik auf. Etwa eine Stunde davon ist das dritte Album: selftitled.

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Überfluss reloaded. Wir sind im HipHop, beim Bellen, beim Aberglauben, bei Träumen kanadischer Schriftstellerinnen, beim »Major Label Debut«, bei der »Windsurfing Nation«, bei Feuer als Augenfarbe, bei »Finish Your Collapse And Stay For Breakfast«, bei Gesichtern, die Küsten entzweien: An Ideen mangelt das neue Album sicher noch weniger als der Vorgänger. Wir sind dabei, einem Kollektiv zuzuhören, wie es seine eigene sprichwörtliche Identität abermals verwirft, um aus was Neuem was Altes zu machen. Broken Social Scene haben niemals einfach die »bessere« Musik gemacht. Sie waren einfach immer genau vor jener Stufe, an der Rock/Jazz/Pop/Whatever anfing langweilig zu werden. Sie machen mit dem neuen Album mehr denn je die gesamte Arbeit des Postrock unnötig, und wer das neue Album lieben will, muss mehr denn je dran glauben, dass Momente stärker als Songs sein können.

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Wenn wir an die Schönheit der heurigen kanadischen Platten (Arcade Fire oder Stars mal als Vorreiter genommen) denken, dann steht »Broken Social Scene« dem in nichts nach. Aber Schönheit ist eben nicht das einzige, was hier kulminiert, gebrochen und recycled wird. Die windigen Einzelheiten der Platte aufzuzählen ist schier unmöglich, da der Anker dazu fehlt. Die Bläser und Streicher sind wie früher die stilprägende Extravaganz, die Gitarren und Bässe das böse Grummeln des jugendlichen Irrsinns, die Stimmen der verzweifelte Traum einer idealen Sekunde. Die Platte dreht sich dramaturgisch und inhaltlich ständig um 181 Grad. Superconnected, versteht sich. »Ibi Dreams Of Pavement (A Better Day)« bringt diese Anliegen mit einer unkonzentrierten, überdosierten und stümperhaft-emotionalen Art und Weise zum Vorschein, eine Emo-Stimme, die betrunken vor sich säuselt, ein Gitarrenintro über dem vernichtenden Schlagzeug, das schlicht zwischen zwei Tönen switcht und Ozeane an Sound dazwischen eröffnet. Wenn der Song in der Mitte bricht, sind es die sanftesten K.O.-Schläge seit den Pixies, und das Ende, mit seinen Winden, seinem Rausch, seinem widerwilligen Nichtzuhaltenseins, wo dann dieses Gitarrenintro wie ein Hauch in der siebten Hintergrund-Spur vorbeizieht, ist schlichtweg eine Farce an Wall-of-Sound-Eskapaden. Das folgende »7/4 (Shoreline)«, das Arts & Crafts schon längst auf der Homepage zum Download angeboten hat, ist die Sonne. »Major Label Debut« braucht so wenig, um wie Medizin zu wirken, wie einst »Anthems For A...«, und »Bandwitch« hat diese eine Gospel/Soul/Weißnichwas-Summline; steinigt mich, aber es klingt so sehr nach allem, was ich von einer Stimme haben möchte, dass ich wirklich keine Ahnung hab, woran es mich erinnert. Unkonzentriert, ausfasernd, overwhelming ist alles, ausnahmslos.

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Am Ende heißt es »It’s All Gonna Break«. Meine Güte, »It’s All Gonna Break«! Und wie oft es bricht! Und wie oft es wieder aufersteht! Und wie oft du nicht weißt, an welchem dieser beiden Enden du dich befindest! Wie keine andere Musik spricht eben Broken Social Scene auch davon, dass Brüche und Schönheit sich nicht ausschließen. So wie sich prinzipiell auch sonst nichts ausschließen sollte. Das schönste »anything goes«, das erfolgreichste »Do it yourself, again and again, forever and ever«, das kaputteste »Je vollkommener, desto mehr Schmerzen.« (Michelangelo), und das schmerzhafteste »Der Splitter in deinem Auge ist das beste Vergrößerungsglas.« (Adorno, again) seit »You Forgot It In People« erscheint am 07. Oktober 2005 bei Arts & Crafts. Und warum? Weil wir es endlich glauben müssen. Bitte.

Stars - "Set Yourself On Fire"


Wie altmodisch. Wie unkonsequent britisch. Wie gemein.

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Denken wir mal an »Heart« zurück. Hm, Eleganz? Epos? Breite statt Weite? Mag alles sein. »Heart« war eine Platte zum lieben. Ich tat es nicht, weil ich sie nicht kannte. Ja, die Stars kamen erst mit »Set Yourself On Fire« in mein Leben. Sie hatten weiß Gott früher Möglichkeit dazu, beim Immergut 2003 waren ausgerechnet sie die einzige Band die ich NICHT gesehen habe. Vielleicht aus Vorfreunde auf die große, große Schwesternband Broken Social Scene. Also gut, Rewind. »Heart«. Was für eine Platte! Was für ein schelmisches Stück wunderschöner Popmusik. Erhaben. Gewaltig. Leichtfüßig. Selbstsicher. Irgendwo voller kindlicher Freude. Und voller Hits, nur der Opener »What The Snowman Learned About Love« oder »Elevator Love Letter« als Beispiele genommen. Oder dieses eine Lied über den Tod, das so unglaublich flott war. Erm…. »Death To Death«, genau. Okay, wir haben das irgendwo. Was dann?

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Dann kam sie, die Platte Nr. 3. »Set Yourself On Fire« trägt sie als Namen und beginnt mit dem nun fast schon überstrapazierten Zitat »When there is nothing left to burn, you have to set yourself on fire!«. Dieser Opener, »Your Ex-Lover Is Dead«, ist mal der erste von unzähligen Gründen, warum die Stars so eine besondere Band sind. Weil sie den Moment spüren, an dem Schönheit ganz von sich aus in der Musik aufsteigen kann, und eben dieser Opener am Ende, wenn die Drums nur mehr Snares aneinanderreihen und sich eine turmhoche Energie aufbaut, dir »Transatlanticism« von Death Cab For Cutie ins Hirn legt, das ganz ähnlich aus seiner eigentlichen Statik die größte Kraft schöpft. Statik. Das muss man sich mal bei den Stars auf der Zunge zergehen lassen.

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»Set Yourself On Fire« versucht ähnlich britisch zu sein wie »Heart«, aber irgendwo gelingt es ihr auf eine andere Art und Weise. Etwas konkreter vielleicht. Etwas verspielter. Wo »Heart« noch trüb war, ist »Set Yourself On Fire« träumerisch hoch tausend. Träumerisch und statisch, so kann’s gehen. »Ageless Beauty« exerziert das auch wunderbar in seiner Schlichtheit vor. Ein ganz nebensächlicher, aber weltgroßer Popsong mit (fast) keinen Kanten, der von Amy Millans Gesang in fantastische Umlaufbahnen geschleudert wird. Überhaupt: der Gesang ist so eine Sache bei denen. Wie sich die beiden Stimmen da umherjagen und gegenseitig ergänzen ist in etwas anderer Form aber doch auch ähnlich bei den Kills oder – schlimmer Gedankensprung – Royal Trux zu finden. Nur war es bei denen eben das gegenseitige Belauern und emotionales Offenbaren. Bei den Stars erzählen diese zwei Stimmen wie eine. Sie sprechen von der zeitlosen Schönheit, die in Musik liegen kann. Sie sprechen von der Revolution. Sie sprechen von uns.

Aber wie war das noch mal mit Broken Social Scene? Ganz einfach, eigentlich. Die Bands sind gute Freunde, gingen miteinander auf Tour und Amy und Evan Cranley spielten bei »You Forgot It In People« mit. Die Stellen, wo diese Freundschaft aufblitzt, sind kleine verschobene Momente wo ein Stars-Song kurz bricht, nur um daraufhin sofort wieder in den bekannten Rhythmus zurückzukommen. In »One More Night« z.B. Aber der große Unterschied ist, dass Broken Social Scene (heute mehr denn je) dem eigentlichsten Ziel des Postrocks, den Song zu überwinden, näher sind als es dem Postrock je lieb war, während die Stars von nichts anderem leben, als wunderschöne Songs zu schreiben. Es scheint, als sind die Stars das, was passiert wäre, wenn Broken Social Scene bei ihrer Loslösung vom »klassischen« Postrock und bei den anfänglichen Versuchen mit Indie-Rock (also der Zeit zwischen Platte 1 und 2) eben etwas stärker zu letzerem abgebogen wären, als sie es schlussendlich mit »You Forgot It In People« taten. Die Stars sind die extrem schönen Broken Social Scene, nur eigener. So schön wie eben heutzutage Death Cab For Cutie sein können. Oder etwas früher Spirtualized (man höre das Ende vom Track »Set Yourself On Fire«!).

»The revolution wasn't bad
We hit the streets with all we had
A tape recording with the sound
Of the Velvet Underground
A K-Way jacket torn to shreds
And a dream inside our heads
And after changing everything
They couldn't tell we couldn't sing
After changing everything
They couldn't tell we couldn't sing
They couldn't tell we couldn't sing
And that changes everything.«

Dieses Ende von »Soft Revolution« macht es allein schon aus. Das macht alles wieder gut, wenn der Tag mies war. Das macht alles ins Lot, damit der letzte Track, »Calender Girl«, dich sanft loslassen kann. Nachdem dir die ganze Platte die Hand hielt, braucht es so einen Moment auch. »I’m alive.«. Denk da mal drüber nach!





The Go! Team - Thunder, Lightning, Strike


Eine kalte Herbstnacht bricht über einer trostlosen Vorstadt des Englands der 80er Jahre herein, du stehst auf der Schwelle eines Hauses und hast Angst davor, in die Stadt zu gehen. Angst vor den wilden Meuten, den Grausamkeiten, dem Terror, den Katzen. Du blickst rauf und der Wind bricht lauthals in dein Gesicht ein. Kälte. Starre. Und immer wieder diese Angst….



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Das waren immer und immer wieder meine Vorstellungen der ersten acht Sekunden von »Thunder, Lightning, Strike«. Es war allein der Wind, dieses gruselige Rauschen. Und was passierte mit jedem Mal wieder? Dieser Überraschungsmoment, dieser Bruch. Als auf einmal mit einer ungeahnten Lockerheit eine E-Gitarre den Wind zerschneidet und die Drumsticks den Takt angeben für eine Odyssee, die jede Zelle des Gefühlten Körpers der ersten acht Sekunden widerspricht. Angst? Verzweiflung? Katzen? Forget it!

Allein dieser Opener »Panther Dash« ist in seinem fundamental-simplen wie genialen Aufbau ein Stück Popkultur der Sonderklasse. Wird hier (wie auch auf den weiteren 37 Minuten) gesamplet und geklaut was nur geht. The Go! Team sind eine kaum erahnbare Mischung aus 80er-Jahre Fernsehserien und Nullziger-Indierockotronic. Mit Drive. Und Wucht. Der blasse Anblick des Retro scheint hier aber schon zur Abschreckung zu dienen. Denn wahrhaft hat es damit nichts zu tun, auch wenn durch die Jahrhunderte hindurch geklaut wird. The Go ! Team gelingt es auf »Thunder, Lightning, Strike« so geschickt, Altes für Neues zu verwenden, ohne die beiden zu verwechseln, wie es mir seit Von Spar nicht mehr vorkam. Nur klingen The Go! Team natürlich britischer. Vielleicht auch nicht so zornig, und von dacher entspannter. Und es ist nichtsdestotrotz unmöglich hier Sampling von Songwriting zu unterscheiden. The art of daaaance: We’re playing drums TWICE!! Excuse me, I need a haircut….

Was da für Perlen noch herumliegen? Neben »Panther Dash«? Das bereits erwähnte »The Power Is On«, Hektik, Fröhlichkeit, Euphorie. »Get It Together«, inkl. Scratch-Exkursion am Ende. (Schon mal was von der neuen Common gehört? Aufgefallen, dass ein Track »Go!« heißt? Mal überlegt wessen jugendliche Gego!e da am Ende reingesamplet wird?)
»Junior Kickstart«! Du grüne Neune! Was für ein Anfang, dieses trocken-zerschmetternde Gitarrenriff, das dann so von den Bläser und den Schlagzeugen in unerreichbare Höhen gehoben wird! Und schließlich »Everyone’s A V.I.P. To Someone«, der ruhige Ausklang, der einfach nicht ruhig werden will. Aber täuscht Euch nicht: Von 11 (in der neuen Europa-Version 13) Stücken ist kein Filler, sondern nur Killer zu finden. (Na gut, außer dem Intermezzo der »Air Raid GTR«, dass »Junior Kickstart« ausklingen lässt….)

Okay, also worum geht’s? Ninja! Go! Power! Kickstart! Junior! Terror! Ladyflash! Panther Dash! Huddle Formation! Thunder! Lightning!! Strike!!!
Allein die Namen, die sie sich und ihren Songs gaben machen deutlich, dass dies hier eine der druckvollsten, frischesten und unverbrauchtesten Musiquen seit Ewigkeiten ist. Und die besten zwei Schlagzeuge seid »Worlds Apart«. Ehrlich.


Need some fine music?




Wenn das neue Album der Cardigans so wird, wie die Single verspricht, wird das ein schöner Herbst. Die hiesige Veröffentlichung ist für den 14. Oktober geplant, die Single kommt eine Woche früher. Ich beginne, hibbelig zu werden.

I need some fine wine and you, you need to be nicer
Video: Real High, Real Low, WinMedia High, WinMedia Low

Bloß kein Eskapismus


Tilman Rammstedts neuer Roman »Wir bleiben in der Nähe«

»… dass wir uns nie entschieden haben, dass wir immer nur in alles hineingestolpert sind.«

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Ein Text-Hinweis in eigener Sache.

Aus dem literarischen Topos einer Ménage à trois lassen sich spannende Geschichten entwickeln. Von Hemingways Catherine, Marita und David bis hin zu Tuffauts Catherine, Jules und Jim ergeben sich aus dem Sujet einer Dreiecksbeziehung Konstellationen, die gruppendynamische Komplikationen versprechen. Felix sieht das anders: »Ein Dreieck ist schließlich kein sehr gewagtes geometrisches Gebilde.«



weiter …


Tilman Rammstedt: »Wir bleiben in der Nähe«. – Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag, 2005 | geb.; 237 Seiten; 14,50 €; ISBN: 3-832-17939-9 | weitere Informationen und Leseprobe

Schatten


Ich wollte jetzt wirklich weit ausholen. Ich wollte wirklich viel erzählen über die beste Band der Welt. Aber es reicht nicht. Sechs Durchläufe des neuen Albums reichen nicht. Wahrscheinlich wird es nie reichen. Stattdessen spielt die gute spud Schach. Und dort fragt sie ein Wildfremder:

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Yes it is. Bald mehr dazu. Viel mehr. Es ist schlichtweg das beste Album der besten Band des Jahres. Ach Quatsch... des Jahrzehnts...

Seele essen Angst auf


Schnee von gestern? Uns egal.
Da nun hier online (wo er schließlich auch hingehört...), können wir (also ich und spud) euch hier auch ein bisschen was erzählen über... naja, ihr wisst schon.... "die schärfste Band unserer Tage" (Thees Uhlmann).

Wenn Bands alles richtig machen und die großen Festival-Bühnen erobern, trotzdem jedoch jeden noch so kleinen Club mit ihren Superlativen, mit ihrer Energie und mit ihrem Drang erreichen, dann heißt das, dass die Maschine »Rock« begriffen und ausgetrickst wurde. Aber wenn dann auch noch so eine Platte wie »They Think They Are The Robocop Kraus!« daherkommt, dann ist es verdächtig. Verdächtig gut.

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Aus der Nähe von Nürnberg kommt das Wunder her. Eine Band, fünf Freunde, die auszogen um ihre Hardcore-, Emo-, NewWave-, Postpunk-Vergangenheit in einen schmackig-eleganten Pop-Entwurf zu verpacken. Und ihre bisherige History liest sich in der Tat wie ein Märchen ohne Bösewichte: Mitte der Neunziger erste wütende HC-Aufnahmen, eigenes Label gegründet, Pop schummelt sich rein, zweites Album »Tiger« lässt sie zum Geheimtipp werden. Unablässiges (und wirklich, DAS ist wörtlich gemeint) Touren und die richtigen Connections bringen 2003 den Deal mit der Indie-Legende L’Age D’Or. »Living With Other People« hieß das Meisterwerk, das in Anbetracht der jetzt laufenden Welle an stilistisch ähnlichen, international umjubelten Bands eindeutig seiner Zeit voraus schien. Und dann musst du cool genug sein, nicht unterzugehen, nicht abzusaufen, sondern weiterzumachen, bis du in Schweden bei Pelle Gunnerfeldt landest, dem Produzenten der Hives und der (International) Noise Conspiracy. Hm, das mag komisch klingen, immerhin machen TRK alles richtig, was Bands wie diese immer schon falsch gemacht haben. Vor allem sind TRK nicht langweilig. Aber gut, Pelle gibt schon im ersten Mail den Ratschlag »Hört mehr AC/DC!«, was das neue Album zwar nicht wirklich explizit auszeichnet, aber vielleicht doch den Dampf und die Energie bündeln konnte. Die Energie ihrer Konzerte, der sagenumwobenen TRK-Gigs, die den Club definitiv nicht in Ordnung lassen. Diese Energie auf Platte zu bannen scheint unmöglich. Und doch gelingt »They Think They Are…« dieses Kunststück bestens.

Einen Großteil eurer jetzigen Bekanntheit verdankt ihr eurem unnachgiebigem Touren. Seht ihr euch primär als Live-Band oder ist die Studio-Arbeit wesentlicher?
Studio-Arbeit macht schon Spaß, aber ich glaube wir definieren uns schon eher als Live-Band. Das haben wir bisher eigentlich schon immer gemacht, und das ist auch das, wo wir am unabhängigsten agieren können. Bei der Plattenaufnahme bist du immer vom Label abhängig, und rüberkommen tut eh immer fast nichts, also bleibt es bei uns meistens bei den Konzerten. Aber es ist eben schon auch ein Reiz mal ne gute Platte aufzunehmen.

Das Loslassen bei euren Konzerten, dieses Punkige, ist auf der neuen Platte erstaunlich clever rübergekommen.
Ja, Dank den tollen Menschen mit denen wir zusammengearbeitet haben. Wir sind zufrieden wie eigentlich noch nie mit einer Aufnahme. Ich mein, so richtig perfekt kann man das ja nie abfangen. Man kann sich hinsetzen und ne gewisse Stelle üben, bis man sie super spielen kann, oder man kann sie aufgeben. Bei Konzerten kannst du so nicht rangehen. Da musst du was finden, was du dazu spielen kannst, was dazu passt, und was auch im Stress irgendwie noch fehlerfrei spielbar ist.

Wie waren die Aufnahmen? Wart ihr auf einer Wellenlänge mit Pelle Gunnerfeldt?
…und Johann Gustaffson, der Engineer, muss man dazu sagen. Ja, auf jeden Fall waren wir das.

Habt ihr ihm viel erklären müssen oder hat er euch viel erklärt?

Nö, er hat grundsätzlich gar nichts erklärt, weil der nicht viel redet. (lacht) Vom Gemüt her ist er ein richtig typischer Schwede, sagt nix, macht aber. Und das halt dafür umso besser.

Beim Hören eurer Platte kommen immer Assoziationen von wütenden Jungs hoch, die den Club in Schutt und Asche legen wollen. Gibt es einen gewissen Druck eurerseits auf der Bühne Entertainer zu sein?
Druck nicht, aber wie wir mit The Robocop Kraus angefangen haben, war es irgendwie klar vom Konzept her, dass wir uns als Entertainer sehen. Wir haben alle in so Emo-Postpunk-Bands gespielt, da war’s ja dann auch oft so, dass du mit dem Rücken zum Publikum spielst und so. Und da mag die Musik noch so gut sein, aber ein Konzert muss, finden wir, mehr bieten.

Und dieses Mehr, das TRK live bieten, findet auf der neuen Platte Entsprechungen sondergleichen. Nur »In Fact You’re Just Fiction« als Beispiel genommen, ein Popsong ohne Wenn und Aber, der jenes Niemandsland des Rocks beackert, wo alle letztes Jahr noch Franz Ferdinand triumphieren gesehen haben. Heute triumphieren da eben TRK. Oder »You Don’t Have To Shout«, die uneingeschränkte Frechheit des Songtitels, weil Schreien und Jubeln wirklich das dringlichste ist, wozu der Song anstiftet. Diese Songs leben davon, weniger zu wollen als sie bieten. Sie versuchen nicht, fünf Geschichten in einem Song zu erzählen. Sondern zwei. Dies ist wirklich bemerkenswert, vor allem weil der innewohnende Soul, das Gefühl, die Seele in Thomas Langs Stimme das erste Mal seit langem ein Rock-Album zum Erzählen gebracht hat. Und die Musik das erste Mal seit langem so viele Leute bei Konzerten zum Tanzen. Wenig Geschichten großartig zu erzählen heißt eben auch: Großformatigen Witz und unbestechliches Gespür für den Moment zu haben. Wir schreiben 2005, auf einmal werden die Zeichen klar, dass TRK mehr sind als nur irgendein deutsches Provinz-Ideechen. Epitaph ruft an.

TRK stellt man sich am ehesten in einem kleinen, engen Club vor, wo die Hölle los ist. Wie geht’s euch jetzt mit dem Erfolg, mit den großen Festival-Bühnen, mit der Unpersönlichkeit dort?
Ich weiß es nicht genau, vielleicht kann ich euch das im nächsten Jahr sagen. Was wir bisher bei den großen Bühnen gemerkt haben, ist halt, dass du da wieder was lernen musst. Am Anfang war’s bei uns ja auch ein kleiner Club ohne Bühne oder ein besetztes Haus. Dann kamen 100er-Clubs. Es sind halt immer Schritte, wo du was neues Lernen musst, insofern ist das halt jetzt auch einfach ein Schritt, wo du den Ablauf, den Umgang mit der Bühne und mit dem Publikum neu lernen musst. Natürlich fühlen wir uns wohler in Clubs vor zwei-, dreihundert Leuten.

Wie seid ihr zum Deal mit Epitaph gekommen?

Über einen Freund von uns. Der hatte da die Kontakte, hat die mal bei einem Konzert vorbeigeschickt, die sind gekommen und haben gemeint, das würde klappen.

Wann habt ihr davon erfahren?
Eigentlich genau während den Aufnahmen in Schweden. Das hat aber nichts an unserer Arbeit geändert, es ist dadurch kein Druck auf uns ausgeübt worden. Den fand ich beim letzten Album wesentlich größer, wahnsinnige Anspannung. Ich weiß nicht einmal, warum damals der Druck größer war, ist immer sehr subjektiv. Aber das jetzt war wesentlich lockerer.

Reagieren manche Fans jetzt aufgrund des Erfolgs anders? Sind manche enttäuscht? Früher habt ihr ja Interviews mit Intro oder Visions abgelehnt …
Eigentlich haben wir diesbezüglich noch keine negative Kritik gehört, natürlich kann man’s nicht jedem Recht machen. Wir haben damals die Interviews auch nicht aus Prinzip abgelehnt, sondern eher weil wir wollten, dass das Ganze organisch wächst. Also Sachen zu lassen, die vielleicht einfach sind, aber keinen Sinn für uns ergaben. Und dadurch gibt es eben Grenzen, wobei bei uns sehr viel diskutiert wird, welche Interviews wir jetzt machen, und wie weit wir gehen wollen.

Zum Beispiel?
Also, Springer-Presse ist von uns verhasst, aber ich bin mir gar nicht sicher, ob wir da nicht auch schon was hatten. (lacht)

Euer Stil ist nicht der typische schwedische Rock-Chic, aber trotzdem scheint er für euch als Live-Band wichtig zu sein.
Ja, wir haben angefangen mit Hemd und Krawatte, Anzug auch mal. Das war halt Punks-Ärgern bei Konzerten. Das hat aber irgendwann dann nicht mehr funktioniert, momentan sind wir etwas orientierungslos, es bricht gerade etwas auf. Wir suchen uns immer kurz vor jedem Konzert aus, was jetzt Sinn machen würde, und diese Spontaneität gefällt uns zurzeit.

Wie geht es euch mit dem euch oft nachgesagten Soul?
Hm. Das find ich jetzt gar nicht so. Bin selbst jetzt nicht so ein Soul-Fan.

Also doch kein Soul. Aber woher kommt dann diese Angst, die das Ende eines TRK-Songs auszeichnet? Die Angst, dass er nicht wiederkommt? War es nicht genau das, was Soul in all seiner Schönheit ausmacht? Offensichtlich nicht. Zumindest bei TRK weißt du also nie, was Fiktion und was Realität ist. In der Tat sind sie selbst, und ihre Konzerte, vielleicht Fiktion.

Ist das viele Touren anstrengend?
Ja. Es macht enormen Spaß, aber es ist auch anstrengend. In Österreich sind wir halt so oft, weil das Label hier viele Möglichkeiten bietet. Das ist in anderen Ländern oft nicht so.

Und da sollten wir dankbar sein. Zahlreiche Clubs, Ottensheim Openair, Seewiesenfest, Donauinselfest wurden schon in Schutt und Asche gelegt. Und weitere folgen. Und sie sollten nicht verpasst werden. Z.B. der 25. September im Wiener B72....












VÖ: schon längst draußen...
INFO: www.therobocopkraus.de

UBUWEB goes on and on and …


After a long summer of rebuilding, UbuWeb is back. […] With our expanded bandwidth and storage space, you'll find a wealth of new media files, particularly in our Sound and Film sections (see below). We have moved practically all our files this summer.
Welch schöne Nachricht. (s. auch hier)

[via Swen]

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