Paul Armfield & The Four Good Reasons – 09.11.05


Wie schon bei seinem ersten Gastspiel in Wien vor einem Jahr war das nicht sehr zahlreiche Publikum am Ende doch voll und ganz dem Charme und diesem wunderbar düsteren Folk des Herrn Armfield völlig verfallen. Die Isle of Wight zu Gast in Wien.

Paul Armfield kommt von dieser utopischen Insel südlich von England, wo es schätzungsweise so viele Pubs wie Einwohner gibt. Wo jeden Abend Freund und Feind, Alt und Jung, Trauer und Freude sich auf der Bühne zu treffen, um etwas zu tun, was hier den holprigen Namen »Jam-Session« trägt. Bei der Unmenge an Musik, die in diesen Pubs entsteht, wundert es nicht, dass sich immer wieder mal ein Talent herausbildet, das in die Welt hinauswill.

Die musikalische Bürde dieser Insel war schon seit 1968 festgelegt, als in drei aufeinander folgenden Isle of Wight-Festivals quasi das mythenumrankte europäische Woodstock erschaffen wurde. Es erreichte 1970 den absoluten Höhepunkt, übertraf Woodstock vermutlich an Zuschauern und erfuhr Jimi Hendrix’ letzten öffentlichen Auftritt. Heute werden vor allem The Bees oder noch aktive alte Helden von damals – wie The Pretty Things – herangezogen, um diese Freundeskreise zu erforschen. Paul Armfield kam mit seiner vierköpfigen Begleitband (allesamt natürlich befreundet oder gar streckenweise involviert in die Bandhistory jeder anderen Band von dort) vor einem Jahr in unser Blickfeld, als das Debüt »Songs Without Words« erschien. Das Konzert in der Szene Wien war sehr schlecht besucht, aber wurde sehr frenetisch gefeiert. Paul Armfields unglaubliche Verschmelzung von Folk Noir mit einer witzig-sympathischen Herangehensweise an die gefühlte Melancholie von Tir Na Nog ließ einem keine Wahl. Witz und Charme seiner Band, Chaoten und Profis zugleich, waren das i-Tüpfelchen.

Image Hosted by ImageShack.us

Nach dem Release des zweiten Albums »Evermine« stand das Konzert im B72 dem in der Szene um nichts nach. Zwar unbestuhlt, aber doch gemütlich. Mal ausgelassen und wild, mal ruhig und zum Heulen traurig. Ein unbezwingbarer Kontrabass, Armfields bärige Stimme, eine verrückte Ziehharmonika, träumerische Keyboardflächen und eine Prise Gitarre, Mandoline, Banjo. Was halt so herumliegt, auf der blümenbeschmückten Bühne. Als volle Performance ein eindrucksvolles Erlebnis. Später erzählt Armfield noch, dass er, als er letztens in Wien für die Go-Betweens eröffnet hat, sehr nervös war. Er war alleine. Wie kaum wer anderer machen Paul Armfield und seine vier guten Gründe auch klar, dass Musik eben doch nicht einsam funktioniert. Wer diese Leute nach dem Konzert nicht umarmt hat, war selber schuld.

mp3 der Woche


Flotation Toy Warning: Bluffer's Guide To The Flight DeckImmer wieder zum reinlegen schön, so wunderwunderschön "Popstar Researching Oblivion" von der viel zu spät entdeckten Platte "Bluffer's Guide To The Flight Deck". Auch wenn er immer wieder den Eindruck erweckt in diesem Refrain "happier" zu singen höre ich am liebsten "Trying... trying to understand it all .... to understand it all just makes you heavier." raus. Was für eine Zeile! Was für ein Refrain! Was für ein Song!

Gewalt im Film noir


TV Not The Radio: Mi/Do, 9./10. November 2005

»Broken Wings« ist einer der Filme, auf die sich 2002 so ziemlich alle einigen konnten. Wer den Streifen aus Israel damals verpasst hat, kann das heute während der WDR Kinozeit nachholen. Interessanter dürfte aber die Sendung sein, die darauf folgt: In der nicht genug zu lobenden Reihe »WDR Filmtip« geht es um die »Geschichte der Gewalt im Film noir«. Verantwortlich zeichnet Norbert Grob, Prof an der Uni Mainz und Verfasser einiger toller Filmessays, die vor zwei Jahren bei Gardez unter dem Titel »Zwischen Licht und Schatten« erschienen. Das darf man auch ruhig als Kaufempfehlung verstehen.

23.15 Uhr, WDR
»Broken Wings« (Nir Bergman, 2002)

00.35 Uhr, WDR
»Geschichte der Gewalt im Film noir« (Norbert Grob, 2005)

»Broken Wings« in der IMDB | WDR Kinozeit

Staying alive with: The Earlies


www.theearlies.comAm Anfang vielleicht zwei Sachen vorweg: Erstens hat selten eine freche Aneinanderreihung von Referenzwünschen so fruchtbar gewirkt und funktioniert wie die von Lars Brinkmann in seiner Rezension zu »These Were The Earlies«. Und zweitens hat selten jemand (trotz ganz ähnlicher Referenzgrundlagen) so einen grob fahrlässigen Blödsinn geschrieben wie:


»Nevertheless, The Earlies' ample cleverness gives them personality, and their sumptuous soundscapes offer a reason to keep pushing play. Even when their lyrics are banal ("It's all right, my baby" from "Morning Wind"), the music rarely fails to provide more twists than an M. Night Shyamalan ending.«

Kombiniert mit der Ahnung, dass das Zuhause dieser transatlantischen Kombo weder Texas, noch Manchester, sondern eher Atlantis und die Bong(!) ist, haben wir es quasi eh schon immer gewusst: Selbstverliebte, schwebende Hippies, die nicht glauben wollen, dass es eine Realität gibt, und die wir erst ernst nehmen werden, wenn sie auf der selbigen hart aufgeschlagen sind. Also die erste Platte machen, die nach Neil Young klingt. Bis dahin aber…

Es würde mich vermutlich gar nicht mal so aufregen, wenn The Earlies mir mit dieser selbstverliebten Naivität nicht so sehr ans Herz gewachsen wären. Ich würde vielleicht gar nicht die Fühler ausstrecken, um zu finden, was alles dieser Platte angetan wurde. Mag sein, dass das ein egomanischer Kurzschluss mit sämtlichen Vaterkomplexen ist, aber die Platte, die dich zum Beschützen auffordert ist nun mal auch eine, die du offensichtlich lieb hast. Wie klebrig auch immer du dir das vorstellst.

Klebrig, verwischend, leichtfüßig ist auch die Musik um die es hier geht. »These Were The Earlies« ist in seiner Trance und seiner eleganten Melancholie vielleicht die beste Fortsetzung der Reihe »Ruhige Herbstplatten« (remember?). Trotz der vielschichtigen Arrangements, den jaulenden Bläsern und gewitzten Electroschichtereien, der nervenaufreibenden Chöre und knarzigen Noiseflächen behält es die Vorsilbe »Psych-« ohne monoton, nur auf Drogen konsumierbar oder nervig-elitär zu sein. The Earlies zaubern hier auf eigenem Boden mit Leichtigkeit schwebende Songs und Landschaften, die zwar stellenweise die erwähnten Referenzkanonen nur so explodieren lassen (auch wenn ich The Polyphonic Spree weder raushöre, noch mag – was miteinander zu tun haben könnte), aber im Endeffekt doch nur auf dem Nenner ihrer eigenen Anfänge verharren bleibt, da es sich ja auch um eine Zusammenstellung der ersten paar EPs handelt.

Image Hosted by ImageShack.us


Eigener Anfang? Würde ja dann auch heißen: Was brachte sie dazu? Da gibt’s sicher bald vieles dazu zu lesen, und eventuell sollten wir den Earlies auch gut zuhören, falls wir gewillt sind, zu erfahren, welcher Zaubertrank so ein Album aus dem Boden stampfen kann, aber ehrlich gesagt sollte man das nicht vorher tun, bevor man nicht dieser Perle selbst die Ehre erwiesen hat. Die himmelhohen, gotischen Luftschlösser über dem Atlantik sind dafür zu eigenständig. Vielleicht doch noch kurz: Ja, ich gehöre zu den Menschen die auf eine Fortsetzung von »Deserter’s Song« gewartet haben. Und ja, ich liebe Spiritualized – auch wegen ihrer drogenbedingten Entgleisungen. Aber beides hat sich durch »These Were The Earlies« nicht verändert, was mich sehr freut. Eigentlich umgekehrt: Ein Monument von Song wie »Morning Wonder« liefert (auch gerade wegen seiner »banalen Lyrics«!!!! s.o.) die stärkste Lebensaufforderung seit … sagen wir »Come Together« von »Ladies and Gentlemen…«. Was gibt es schöneres, als so verführt und geliebt zu werden?

Schriftbarmachung


»Daily Type is a creative project run by several russian type designers. Day by day, they create original typefaces and post their results along with routine.«

>> Daily Type

...


Kann mir vielleicht mal jemand verraten woraus dieses Sample stammt? Ist als Intro auf dieser Platte von Reinhard Voigt erschienen und scheint aus einem Film zu stammen.

...


Die Texte, an denen man am längsten sitzt, nicht der Länge, sondern der Sperrigkeit ihres Themas wegen, die sich sträuben und aufbegehren, die scheinbar so gar nicht geschrieben werden wollen, diese Texte sind die besten.

~

Die Texte, die sich wie von selbst schreiben, die man nur noch der Geheimbotschaft auf Spiegeln gleich aus dem Papier dampfen muss, deren Buchstaben aus dem Bleistift zu schmelzen beginnen, diese Texte sind die besten.

~ ~

Stimmt wahrscheinlich beides nicht. Fühlt sich aber während des Schreibens meist so an.

~ ~ ~

Hat schon mal jemand eine Hommage geschrieben? Die Praxis interessiert mich. Hat die wirklich ihren Ursprung in der (religiösen) Lobrede? Ist das der Grund für diese seltsamen Auren, die diese Texte umgibt? Ähnlich guten Todesanzeigen, die ja bestenfalls auch Lobreden, wenn auch nicht zwingend religiöse, sind?

~ ~ ~ ~

Das traurig-reaktionäre Überleben der (als Werkeinleitung getarnten) Hommage in Bildbänden und Katalogen. Aber auch: Dath als größter Hommagenschreiber, wie da die LIEBE zu den Dingen aus den Texten fließt. Kann man heute ernsthaft noch andere Hommagen schreiben?

Trumpf


Image Hosted by ImageShack.usAch, es ist einfach zu herrlich....
















(via creekpeople)

.txt

random | life | samples


SUCHEN

 


DOLLHOUSE


Dollhouse


KALENDER

September 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
 
 
 
 
 
 
 
 


AKUT

Jippie Diplomarbeit....
Jippie Diplomarbeit. Ich bin gerade damit fertig geworden...
Scheini (Gast) - 1. Aug, 15:10
Recht hast du. Sieht...
Recht hast du. Sieht man ja an so mancher Zeitung.
Phil (Gast) - 1. Aug, 15:03
Eitelkeit?
Nur wer laut schreit wird gehört. Der Inhalt ist da...
Roland Rafael Repczuk (Gast) - 1. Dez, 09:02
Absoluter Surrealismus...
Mir fehlt die Farbe
Roland Rafael Repczuk (Gast) - 18. Mär, 12:42
Endlich mal eine Filmkritik...
Endlich mal eine Filmkritik als Auslegung die Sinn...
der (Gast) - 9. Mär, 21:49


BLOG STATUS

Online seit 7604 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 1. Aug, 15:10


CREDITS

powered by Antville powered by Helma


Creative Commons License

xml version of this page
xml version of this page (summary)

twoday.net AGB

Subscribe with Bloglines



ABOUT .txt




STATUS

Du bist nicht angemeldet.