Nada Surf – 28.11.2005


Nada Surf-Gigs sind wie Sterne-Gigs: Am Ende hast du zwei Stunden nur Hits gehört, und dir fallen immer noch x Stücke ein, die gefehlt haben. Weil es eben so Bands gibt, die zu viele Hits schreiben.

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Das neue Nada Surf-Album ist geradezu meisterhaft. So schnörkelloser, wunderschöner Alternative-Gitarrenpop ist heuer selten über uns hereingebrochen. Eine Band, die nach so vielen schwierigen Jahren jetzt endlich singen kann: »The Weight Is A Gift«. Chris Walla nahm den Nachfolger zum famosen (aber etwas faden) Comeback »Let Go« von 2003 auf, und es gehört definitiv zu einer der wichtigsten Gitarrenplatten des Jahres. Nada Surf müssen sich endlich nicht mehr rechtfertigen. Für »Popular«, den Hit, der sie 1996 zum »nächsten großen Ding, nach Grunge« machen sollte. Natürlich wurden diese Erwartungen nie eingelöst, und die Band fand sich schnell in Problemen. Aber mit »Let Go« war es auf einmal wieder da, das gute Songwriting, die famose Stimme, die Idee. Und mit »The Weigth Is A Gift« wurde sie perfektioniert.

Live bedienen Nada Surfe alle Phasen ihres Schaffens, durch und durch grandiose Songs, die (wenn etwas älter) sehr 90er-mäßig (im positiven Sinn!) und auch (wenn etwas jünger) sehr allem voraus wirken können, gegenüber dem was heuer so im Indierock herumfleucht. Aber was wirklich erstaunt, ist die Wärme, die Energie, mit der diese Songs vorgetragen und vom Publikum aufgenommen werden. Zwei Stunden wird hier um jede Sekunde gebettelt und gelächelt. Das Publikum bei einem Nada Surf-Gig ist nicht einfach nur ein Publikum: Es ist der intime Freundeskreis einer Band, die sogar an alle imaginären Freunde der Welt Briefe schreibt. Dass besagter Track auf dem neuen Album, »Imaginary Friends«, live wie eine Bombe funktioniert, versteht sich von selbst. Danach hält Sänger und Gitarrist Matthew Caws kurz inne und schreibt auf einer imaginären Schreibmaschine einen imaginären Brief, in dem er die Leute oben auf dem Balkon fragt, ob es ihnen auch so gut geht, wie uns unten. Dann noch schnell einen imaginären Papierflieger gebaut, und ab damit in den Saal.

Unsterbliche Momente sind eben auch, wenn »Always Love« (die aktuelle und auch von FM4 recht gefeierte Single) vom Publikum mitgesungen wird, als ob es kein Morgen gibt. Oder wenn der erste Ton von »Blonde On Blonde« von »Let Go«, welches nicht mal ne Single, aber eben doch heimlicher Hit von vielen war, das Publikum fast zur Explosion bringt. Du spürst diese Augenblicke voller so unglaublicher Intensität, dass du dir denkst, du wärst 15 und auf deinem ersten guten Konzert, für das du natürlich von zu Hause ausbrechen musstest. Du spürst Wärme und Liebe einer Band, die beim Erwachsenwerden nicht erwachsen geworden ist.

Als Zugabe gibt es neben einem neuen, zum Niederknien schönen Miau-Song (ehrlich, darum geht’s!) und dreimaligem Raus- und Wiederreingehen auch als absoluten Schlusspunkt »Popular«. Es ist auf einmal 1996. Der ganze Saal droht zu bersten. Nada Surf leugnen also ihre Vergangenheit nicht und es macht ihnen auch unglaublichen Spaß, immer noch so alte Stücke zu spielen. Fragt doch mal, wie oft Beck »Loser« oder Blur »Girls & Boys« noch spielen. Eben.

Good evening and welcome to the party...


In der brütenden Hitze eines überfüllten Porgy & Bess, nach drei Stunden halber Langeweile, war die Band da, die sich Flotation Toy Warning nannte. Die Band die ich sehen wollte. Die Band, von der ich Angst hatte, dass sie fad sein wird. Weil auch das Album es auf Dauer nicht durchhielt.

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Und es fing an, wie es nicht hätte anfangen sollen: mit »Popstar Researching Oblivion«. Ich denke mir: Okay, der einzig wirklich unglaublich großartige Hit auf »Bluffer’s Guide To The Flight Deck«. Blöd nur, dass das beste Pulver am Anfang verschossen wurde. Nach diesem wunderbaren Ozean an Song, stimmte »Losing Carolina; for Drusky« an. Ich denke mir: Okay, der zweite von zwei wirklich unglaublich großartigen Hits auf »Bluffer’s Guide To The Flight Deck«. Aber danach ist Schluss, und das Konzert wird wohl nur mittelmäßig enden. Es folgt »Happy 13«, und ich denke mir: Okay, der dritte von drei wirklich unglaublich großartigen Hits auf »Bluffer’s Guide To The Flight Deck«...
Ihr könnt euch denken wie es endete. Mit einer Stunde Konzert-Euphorie, wo am Ende das Album in einem ganz anderen Licht da stand, was eine seltene Qualität von Konzerten ist: Dass sie einem das Album neu erschließen. Dass du am Ende, obwohl du es schon x Mal gehört hast, es mit neuen Ohren hören kannst, und einsiehst, dass es nur aus Hits besteht.

Erwähnt werden sollte die unfassbare blöde, weil zu leise Abmischung und das völlig überdrehte Schlagzeug. Oder auch, dass diese Songs ihr Schönheit, ihr Pathos, ihre Langsamkeit trotz der fehlenden, aus der Konserve eingespielten Bläsern, Streichern und Chören doch so unglaublich berührend entfalten können. Oder auch, dass der Sänger wie ich ihn mir vorstellte (spindeldürr, zerrissene Klamotten, lange Haare, jung) mit dem Typen auf der Bühne (stämmig, erhaben, beim Soundcheck für Techniker befunden, fast Glatze, Uniform aus einstelligem Jahrhundert, Trainingshose) nichts zu tun hatte. Oder auch, dass es eines der berührendsten Konzerte ever war.

(Hinweis am Rande, especially auch für waldar: Ohren auf für das nächste Botanica-Album!)

...und wieviel Profil hat ihre Homosexualität?


www.profil.at

Radio Russia


Das erstklassige russische Internet-Radio Deepmix steht ganz im Zeichen von Minimal und Techhouse. Unter dem Link »Selected« (javascript, nicht verlinkbar) lassen sich neben erstaunlich vielen (und guten) Tracks von Sten über Sami Koivikko bis hin zu Claude Debussy (!) auch komplette Sets herunterladen. Wahre Fundgrube, das.

Kopfkino #2




»Es ist mal wieder Kopfkino-Zeit. Schon zum zweiten Mal gibt es im Malteserkeller eine Lesung der ganz besonderen Art. Gelesen werden Geschichten, die im Kopf des Zuhörers einen ganz persönlichen Film entstehen lassen. Dazu, davor, danach und dazwischen gibt es den passenden Soundtrack vom Plattenteller. Diesmal gibt es u.a. Geschichten von Douglas Adams (nein, nichts aus dem "Anhalter..."), Wladimir Kaminer, Erich Kästner und Ray Bradbury. Als Extras gibt es noch gemütliche Sofas, geräuschfreien Knabberkram und Kerzenlicht.«

Am Mikro stehen haufenweise erfahrene Radioten:
Camel, Nina, Günther, Hanna, Daniela, PvK und Marvis.

An den Plattentellern:
Achim und Marvis.

Die Basisdaten:
Termin: 22.11.2005, 21 Uhr
Ort: Malteserkeller (nähe Milchstrasse)
Eintritt: 2 €

Weitere Infos:
Malteserkeller | Hochschulradio

Audition


TV Not The Radio: Mi/Do, 16./17. November 2005

»In ›Audition‹ geht Miike in vieler Hinsicht an die Grenzen des Darstellbaren, die Mischung aus gebannter Faszination und Abscheu, die der Film bei fast allen Zuschauern hervorruft, zeigt nur, wie clever Miike kalkuliert hat und wie effektvoll er das Grauen (mehr sollte man gar nicht verraten) umsetzt.« – Andreas Ungerböck im Schnitt

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»Die Deutung des Horrors, den Miike folgen lässt, hängt genau an der Frage nach dem Status des Gezeigten; da der höchst bewusst im unklaren gelassen wird, bleibt der Film, notwendig, für unterschiedlichste Interpretationen offen. Er ließe sich lesen als Morality Play, als die (maßlose) Bestrafung Aoyamas für den Trick, mit dem er Asami gefunden hat. Aber eben auch als bloße Projektion, als panischer Schrecken vor der Frau […] Die Spaltung Asamis in den Engel und den Teufel (stets in weiß) ist radikal, es gibt keinen Übergang von der verletzlichen Unschuld zum mörderischen Monster, stets auch gibt es zwei Versionen: der Vorgeschichte, der Motivierungen (wenngleich die Spuren sich in Richtung Eindeutigkeit zu verdichten scheinen). Wäre das Monster die Wahrheit über Asami, Audition wäre ein bloßer, die Subtexte eher zum Vorwand nehmender Horrorfilm. Die krassen, kaum zu ertragenden Bilder (und Geräusche!) fordern ganz unabweislich die Ambivalenz, um nicht reiner Selbstzweck zu sein, nichts als Lust am Schock.« – Ekkehard Knörer

23.25 Uhr, ARTE
»Audition« (Ôdishon, Takashi Miike, 1999)

IMDB | Filmz.de (Presseschau)

Broken Social Video


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Das vielleicht einzig denkbare Video zum vielleicht besten Song des vielleicht besten Albums des Jahres... Tränen gelacht, Mission erfüllt!

Gravenhurst: To understand yourself as a killer


Hosted by ImageShack.us Die Gitarren-Platte für den Herbst kommt von einer Ein-Mann-Band und heisst »Fires In Distant Buildings«. Gravenhurst ist Nick Talbot ist Düsternis ist Gewalt. Deprimierender kann Musik eigentlich nicht ausfallen. Die Platte atmet in ihrer Langsamkeit den Geist von Low und bei dem vorletzten »Song From Under The Arches« meint man zu Beginn einer ent-doomten Version von Bohren & der Club of Gore zu lauschen. Dabei scheint sich aber vor allem Gewalt in ihrer körperlichen und seelischen Form als Leitthema zu etablieren. Die Songzeile »To understand a killer / I must become the killer«, die spätestens in ein paar Wochen das zu Tode zitierte »When there is nothing left to burn / you have to set yourself on fire« der Stars als Lieblingsbonmot der herbstdeprimierten Indiejugend ablösen wird, stellt sich durch das darauf folgende »and I don't need this violence anymore« selbst in Frage. Nick Talbot führt ein Gespräch mit sich selbst, Introspektion, zwei Seelen, ach…

Zitiert wird hier ausgiebig, von Simon & Garfunkel (»Nicole«) bis hin zu Placebo (!), aber die Zitate sind bloß mehr Eckdaten auf einem Weg, der längst beschritten wurde. Die Einsamkeit ist überall, aber hier ist sie am größten. Und wenn Talbot Radiohead zitiert (»I want to have put everything in its place / I want to destroy everything«) nickt man nur noch stumm mit dem Kopf. Alles zu zerstören, um neu anfagen zu können: das scheint Talbots Weg zu sein, dessen Ziel wir nicht zu sehen bekommen werden. Um es klar zu sagen: Katharsis ist hier nicht drin, vergiß es. Die Platte zieht dich tief runter in Höllenkreise und da sollst du verdammt noch mal auch bleiben.

~ ~ ~

das wunderschöne Video zu »Velvet Cell«

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