Trafo 25.01.2005
„Atmosphäre lässt sich nicht an die Wand malen.“ lautet ein weiser Spruch aus der Restaurant-Branche. Nun, wer es trotzdem versucht, muss wahrscheinlich sein Scheitern eingestehen, wenn die Wand dem Druck nicht gewachsen ist. Oder er lädt Trafo zu sich ein, und stellt fest, wie vertrackt Musik Räumlichkeiten durchdringen und sie verformen kann.
Dem Wiener Gitarrenquartett gelingt im Transport von CD auf Luft einiges an Mehrwert, was bei der immer präsenten Schwierigkeit derartig komplexe Musik präzise wiederzugeben doch beachtlich ist. Daniel Pabst und Chris Janka als Hauptkompositoren der Gruppe sitzen ganz außen und bilden somit eine zweidimensionale Klammer um die Musik von Trafo. Die sperrigen Loops einerseits, und die Improvisationen aus Lust andererseits kommen nie ins (unproduktive) Schleudern, sondern geben den Songs Raum und Luft. Wie plastisch die Rhythmen und die Bilder dann werden, ist natürlich auch vom eigenen Zustand abhängig, aber Trafo machen alles, um dem Publikum zumindest die Möglichkeit zu geben, ihre eigenen Traumschnipsel zu erspähen. Hier ein stürmisches Gewitter, da ein griechischer Mönch. Superman und Knight Rider werden als große 80er-Helden hergebeten.
Und tatsächlich ist dann die Abwandlung des Knight Rider-Themas auch Thema im eigenen Kopf, beschäftigt einen auf dem Weg nach Hause, der diesmal sowohl kälter als auch wärmer als an den Abenden zuvor wirkt. Vielleicht fängt es dann wieder von vorne an, das Erwachsenwerden, das alles-durchdenken-Wollen. Ein 30-Sekunden-Stück von Trafo kann dann live auch nach 4 Minuten klingen. Das schöne Scheitern also - wieder einmal. Und wie jedes Mal verlasse ich den Ort des Geschehens dankbar.
in: concert.diary | von: wiesengrund | 28. Jan, 18:07
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