Kettcar – 04.04.2005
»Was war und ist, kommt und bleibt, es tut uns nicht leid. So sieht’s aus – unterm Strich: Es tut uns nicht leid« (Kettcar in »48 Stunden«)
Ich stehe vor genau dem Problem, welches so mancher Rezensent und manche Rezensentin letzten Monat hatte, als es galt, kluge Pop-Schreibe zu Kettcars neuem Album »Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen« zu verfassen. Weggeworfene Anfänge, Unbehagen bei jeder auch noch so abgeschwächter Formulierung. Und ein leichter Unwille bestimmte Kerne dieser Musik zu erfassen und genau abzutrennen. Dafür ist sie zu einzig- und eigenartig.
»Mach immer was dein Herz dir sagt.« lautet eine Zeile aus dem eingangs erwähnten Song, und Kettcar orientieren sich auch in all ihren kryptischen, verschoben-durchdachten Momenten an einem gleich oder ähnlich gearteten Ideal. Was der Großteil des Publikums natürlich dankend und strahlend aufnimmt, auch wenn es manchmal etwas zu aufgesetzt wirkt, um ernst gemeint zu sein. Kettcar halten den Spannungsbogen nicht über die ganze Distanz, aber gegen Ende hin blitzt dann doch wieder eine Idee, ein Song auf, der staunen lässt. Bei mir war das die erste Zugabe, »Ausgetrunken«, die Kettcars Qualität so treffend vereinen konnte: Unvergessliche Textzeilen, ein ganz eigenes, verworrenes Rhythmusgefühl, und zu großen Gefühlen fähiger Indie-Rock mit unverwechselbarer Stimme. Für manch andere vereinte »48 Stunden« eben das, und wieder andere fanden einfach alles toll. (Immerhin hinterließ auch die Vorband Pale einen reichlich unkantig-langweiligen Eindruck.)
Warum also die Bewegung weg von Befindlichkeitslyrik bei Kettcar live funktioniert hat, konnten mir auch die ganzen Fans nach dem Konzert nicht erklären. Warum mittelmäßige Konzerte doch irgendwo auch ein Lächeln verbergen können, auch nicht. Kettcars Anekdoten über ihre immer noch erstaunliche Unbekanntheit und die Missverständnisse, die sie bis jetzt (nicht) nach Wien führten, habe ich immerhin verstanden. Und darüber geschmunzelt. Das was ich dann noch verstehe, ist »Home is where your Kettcar-Album is«.Und wenn das alles ist, okay.
in: concert.diary | von: wiesengrund | 6. Apr, 20:41
3 Kommentare | Kommentar verfassen | 0 Trackbacks
manuels - 10. Apr, 03:40
kettcar & pale
ja, schwierige zeiten für kettcar. einerseits ein anderes und doch so gleiches zweites album abgeliefert, das sie natürlich der kritik für beide argumente ausliefert und andererseits der nicht zu erwartende kommerzielle erfolg. da kommen dann nunmal anfragen von "top of the pops" und man verkauft riesige hallen aus, in denen sich fans der ersten stunde nicht mehr wohlfühlen. wieder 1000 leute mehr, mit denen man kettcar teilen muß. die krümel werden knapp, nicht wahr.
und jetzt mal was zu pale. mannomann, kann ich mir nicht vorstellen, daß sie nicht gefielen. gehören zum verdammt besten, was es hierzulande gibt. hab sie allerdings leider noch nicht live gesehen...
ps: herr txt, ich melde mich demnächst wieder per mail, sorry, grad gehts wieder drunter und drüber :-(
und jetzt mal was zu pale. mannomann, kann ich mir nicht vorstellen, daß sie nicht gefielen. gehören zum verdammt besten, was es hierzulande gibt. hab sie allerdings leider noch nicht live gesehen...
ps: herr txt, ich melde mich demnächst wieder per mail, sorry, grad gehts wieder drunter und drüber :-(
wiesengrund - 10. Apr, 10:52
ein freund von mir...
...merkte, dass ich an dem besagten abend auch an sich wegen gewisser anderer störender faktoren (gästelistenpolitik) nicht gut drauf war und sagt, dass an 8 von 10 abenden mir sowohl kettcar als auch pale gefallen hätten. und damals war eben einer der beiden anderen. wahrscheinlich hat er recht. :)
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