PDF-Magazine. Ein Überblick (1)



pdf Mit einigem Recht kann man die immer zahlreicher werdenden PDF-Magazine als neue Form des klassischen DIY-Fanzines verstehen: Ein paar Nerds nageln da just aus Liebe zum jeweiligen Thema eine Zeitschrift zusammen, deren Verbreitung allein durch Mundpropaganda (a.k.a. Links und Forenbeiträge) gewährleistet wird. Profitgedanken stecken so gut wie nie dahinter, wer würde auch schon Geld für eine Datei ausgeben?

PDF bietet dabei ein plattformunabhängiges – wenn auch nur mit einer beschränkten Zahl an Programmen lesbares – Format, das die Möglichkeiten der althergebrachten Fanzines um ein Vielfaches erweitert. Das reicht von der nun obligatorischen Farbe, die im klassischen Fanzine-Printbereich kaum denkbar oder nur durch massive Werbung bezahlbar wäre bis hin zu multimedialen Features wie der Möglichkeit, Videos und Sounddateien zu implementieren, das Heft intern wie extern zu verlinken oder Formularfelder einzubauen. Leider werden diese Möglichkeiten bislang kaum genutzt. PDF wird offenbar immer noch nur als digitales Papier verstanden, dabei bieten sich gerade im kreativen Bereich zahlreiche Funktionen geradezu an.

Die ersten mir bekannten PDF-Magazine kamen, dem Format entsprechend, aus ebenjenem Design- und Foto-Bereich, inzwischen ist die Bandbreite an Themen aber massiv erweitert worden. Was aber so gut wie alle Projekte eint, ist die Hingabe zu einem Thema, ohne die kostenlose Magazine damals wie heute kaum machbar sind.

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Cuemix | Los geht’s mit einem von Michael Mück herausgegeben Magazin, das in der Nähe meines Heimatortes Aachen entsteht. Cuemix beschäftigt sich mit elektronischer Musik im weitesten Sinne. Redaktionelle Professionalität spiegelt sich in Artikeln zu und Interviews mit Sage Francis, dem Shitkatapult-Label oder auch Diplo wider. Bisher erschienen zwei Augaben zu den Themen »Different words for different people« und »Nichts ist, wie es scheint«. Besonders erwähnenswert erscheint mir die Zweisprachigkeit: Jedes Magazin erscheint sowohl in deutsch wie auch in englisch.

Verantwortlich für das Design zeichnet übrigens niemand geringeres als Holger Kochs of Pale-Fame (Pale-Blog). Leider klebt das Layout allzusehr an der imaginären Print-Ausgabe. (Annäherndes) DinA3, immerhin im Querformat, mag für Zeitschriften okay sein, das Betrachten am Bildschirm wird durch die ewige Rumscrollerei eher erschwert. Auch die Größe – Augabe #2 nimmt stolze 13 MB Platz auf der Festplatte ein – ist unangemessen. 200dpi-Fotos sind auf dem PC schließlich so nützlich wie ein Kropf und wer druckt sich das schon aus? Abgesehen von diesen Problemen, bleibt trotzdem ein ansprechend layoutetes Mag mit schöner Typo und guten Texten. Die Ausgabe #3 ist für diesen März geplant.

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Mono | Bisher erschien eine Ausgabe des vom Layouter Serge H. Goerke herausgegebenen Mono-Magazins. Monothematisch (daher der Titel) unter dem Claim »clone me tender« stehend präsentiert sie zwischen interessantem Experiment und klassischer Dokumentar-Photographie changierend Photoarbeiten und Illustrationen von sieben Redaktionsmitgliedern. Die Fixierung auf das Bild allein soll indes mit und mit abgelegt werden: Text- und Beiträge aus anderen Künsten sollen in den nächsten Ausgaben Mono auflockern.

Die Möglichkeiten, die PDF bietet, werden hier zwar nicht voll, dem Thema und Beiträgen entsprechend aber ausreichend ausgenützt. Das Magazin präsentiert sich als eine Art Slideshow und kann so intuitiv mit Mausklicks (Linksklick vorwärts, Rechtsklick rückwärts) durchblättert werden.

Die nächste Ausgabe erscheint zum Thema »made in germany«

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Vektorika | Wie der Name schon andeutet ein Magazin mit nichts als Vektor-Illustrationen. Die aktuelle Ausgabe 6 steht unter dem Titel »Beauty« und versammelt illustre (Ha!) Arbeiten verschiedener Grafiker aus aller Welten Länder, von den USA bis Deutschland, von Indonesien bis Kanada. Viel mehr als Fingerübungen scheinen die Illustrationen dabei meist nicht zu sein, viele Stile kennt man aus der Werbung und hippen Editorialdesigns.

Nichtsdestotrotz wissen einige Beiträge zu begeistern und zeugen von einer Auffassung von »Illustration«, die sich jenseits der abgenudelten Wege althergebrachter flächiger Vector-Art positionieren. Betrachtet man den Werdegang des Magazins kann man sich sicher sein: Da geht noch einiges. Denn mit dem Umfang und den teilnehmenden Grafikern stieg auch die Qualität. Dennoch kann man sich nicht des Eindrucks verwehren, dass hier Schubladenarbeiten renommierter Grafiker mit denen von Laien vermengt werden.

Übrigens geben die Macher Vektorikas in Zusammenarbeit mit Vectorized Me auch einen für den Druck optimierten PDF-Kalender heraus, der hier heruntergeladen werden kann.

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to be continued …


Trail Of Insignificance



I

Im leichten Schneefall eines bewölkten, kalten Wintertages schimmert die Parkplatz-Auffahrt der Münchner Muffathalle in leicht nebeligem Silber. Die Erinnerung an Dampf und verbrannte Erde sind gleich um die Ecke der eigenen Verwirrtheit. Im Discman schallt es »If you don’t want to then you could at least pretend, that the paper’s your soul and your blood’s in the pen«. Das Verfassen dieses Textes liegt im Halbdunkeln der Auffahrt, in der auch der Trail Of Dead-Tourbus hält. Ich denke darüber nach, während mein Blick den Anhänger des Tourbusses, den »Trailer Of Dead«, streift. Der Dampf brennt in den Augen wie der Rauch am Abend davor.

II

Scheinwerfer von hinten, volle Dröhnung, als ob sich die Buchstaben des Wortes BOMBAST einfach an die Wand projizieren lassen würden. Die »Ode To Isis«, der Opener des aktuellen Albums »Worlds Apart«, schallte vom Tape in die Halle; Mozarts Segen auf den Schultern brettert der Takt über die Köpfe der Fans, Unbekannten und Freunde. Etwas Großes scheint sich anzubahnen, die Dynamik ist schier greifbar in den Umrissen der Band auf der Bühne. »Will You Smile Again« erschrickt (wie auch auf dem Album) als nächster Song die verzweifelten Erwartungen. Conrad Keely rudert sich durch das Intro, die Scheinwerfer werfen seinen Schatten an die Wand, eine Marionette, die gezogen wird, anstatt zu ziehen. Conrad Keely rudert um sein Leben. »Will You Smile Again« gewinnt.

III

Ein »Die Hard«-Fan, wie er sich selber nennt, sitzt nach dem Konzert in der kalten Nacht vor der Halle, und hört mich fluchen und toben. Er fragt höflich nach, ob mir denn das Konzert missfallen hat, erkundigt sich über meine Bedenken, versucht sie zu verstehen. Er meint richtigerweise, dass »Source Tags & Codes« zum Live-Spielen geboren wurde, »Worlds Apart« dagegen live völlig unspielbar ist. Als ich erzähle, dass ich bei jedem der alten Stücke der Bühne gegenüber das »Fuck You!« proklamiert habe, das »Worlds Apart« so eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, meint er, dass das aber auch nicht ganz nett ist. Der Band gegenüber. Eine Moral schwebt in der Luft, vor der ich sowohl Angst, wie auch Bewunderung habe. Beleidigung ist ein Zeichen von Gleichgültigkeit den Beleidigten gegenüber. Aber heute finde ich es Scheiße, Trail Of Dead Scheiße zu finden.

IV

Fünf Songs. Mit »Ode To Isis« sechs. Soviel war von »Worlds Apart« verwertbar für den Gig. Conrad rudert weiter. Bei »The Rest Will Follow«, nach etwa 15 Minuten, versagt ihm erstmals die Stimme. Das Schlagzeug links hinter ihm ist zu laut abgemischt, Jason Reece rechts hinter ihm ist chaotisch. Zwei Stunden Schwanzvergleichs-Spaß-Punkrock tobt von vorne durch die Welt der Muffathalle, die Ahnung vorm Auftrittsverbot ist aber in weiter Ferne. Ganz selten versuchen Trail Of Dead doch noch »Worlds Apart« anzustimmen, müssen aber mit jedem Mal einsehen, dass dieses Album nicht auf die Bühne kann. Die Marionetten mühen sich durch die eigenen Songs, von denen mehr und mehr angezweifelt werden kann, dass sie wirklich von ihnen geschrieben wurden, so weit weg klafft dieses schreckliche Desaster vorne und die Unglaublichkeit dieses Albums auseinander.

V

Die großen Posen des Biz beherrschen Trail Of Dead genauso, wie die geraume Ausdruckskraft der Worte »Power!«, »Fuck!« und »Show!«. Wohin an dem Abend die Kraft und das Wissen eines Werkes wie »Worlds Apart« verschwunden sind, weiß der morgendliche Nebel in der Auffahrt der Muffathalle auch nicht zu klären. Jemand hat den Trailer beschmiert und den beliebtesten aller Rechtschreibfehler hingetan. Der »Trailer Of Death« ist der Stempel der Ungreifbarkeit dieser Band. Peinlich. Schmutzig. Junge Männer, mit viel Energie in den Knochen und jede Menge Selbstvertrauen. Allzu viel zertrümmert haben sie diesmal nicht; »Play to the hilt this unlikely role« wummert in meinem Discman, während die Bilder des Vorabends noch mal vorbeiziehen. Welcher Moment der Klarheit kann bei Leuten, die so gern so falsch abbiegen, so ein Album wie »Worlds Apart« hervorbringen? Welch trauriges Schicksal muss es sein, dieses selbige Album als Erschaffer nicht verstehen zu können? Worin liegt der Reiz, sich diesen Songs immer und immer wieder als Band hinzugeben? Nur um einfach immer und immer wieder daran zu scheitern?

VI

Der Botenjunge lief von Marathon nach Athen, um die Siegesbotschaft zu überbringen. Diese Anekdote der griechischen Geschichte stellt der Schatten von Trail Of Dead an der Wand der Muffathalle dar. Ein willenloser, unbewusster Läufer, der unterwegs vermutlich die schönsten Geheimnisse aus tausenden Jahren Geschichte hervorgebracht hat, und am Ende doch tot zusammenbrach. Conrad Keely rudert vermutlich noch immer, im Tourbus. Ich rudere nach Hause, »Worlds Apart« immer noch im Discman, immer noch im Kampf um das Verständnis, das dieses Epos bieten könnte. Ich weiß nicht welcher der beiden Kämpfe schwerer ist, und welcher mehr Ertrag bringen kann. Ich weiß aber, dass sie seit gestern nicht mehr derselbe sind.

txt.news (Sondersendung)


Ab heute offziell ist das Programm des Donaufestivals. Da ich zur Zeit noch immer keine passenden Worte finde, soviel gute Musik in so wenig Platz zu beschreiben/anzukündigen, hier einfach mal der Link für Interessierte in der Nähe von Wien... nein, Europa.

>> Festival-Page

txt.news 01.03.2005



Harald Schmidt Unser aller Harald kann sich inzwischen auch alles erlauben: In einem überaus spannenden Interview mit der Zeit spricht Schmidt (erstmals?) über seine Auszeit, das Unterschichtenfernsehen, den »Super-Fick« und Krankenhaus-Clowns. »Die Souveränität, mit der die Boulevardmedien vom Tsunami zu Mosi direkt übergeblendet haben, das war einfach großartig.« Währenddessen scheint sich das Feuilleton wieder auf Schmidt-Lobhudelei-Linie einzulaufen.

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Cite-U-Like Eine Art Furl spezialisiert auf academic papers bietet Cite-U-Like. Quellen werden dabei automatisch übernommen. Wissenschaftliche Relevanz soll dadurch gewährleistet werden, dass nur die Artikel allgemein verlinkt werden, die aus einem Pool an journals stammen und also bereits eine peer-review durchlaufen haben. Das persönliche Archiv berührt das allerdings nicht. An einer Import-Funktion für BibTeX wird derweil gearbeitet.

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Open Clipart Library Vektor-Cliparts waren bislang nur als Sammlungen auf eigens dafür hergestellten CD-ROMS oder als Beilage zu Grafik-Programmen wie CorelDRAW erhältlich. Die Open Clipart Library stellt nun eine Clipart-Sammlung mit derzeit 3207 frei skalierbaren Grafiken zur Verfügung. Eigene Cliparts können auch hochgeladen werden.
[via Rochus Wolff]

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August Strindberg & Helium Brüller!
[via Kid]






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The Thought Project by Simon Hoegsberg Die etwas andere Street-Art. Simon Hoegsberg, der auch schon für das schöne Projekt Private and Public verantwortlich zeichnete, hat über einen Zeitraum von drei Monaten 150 Fußgänger in Copenhagen und New York nach ihren letzten Gedanken befragt, diese aufgezeichnet und Porträt-Bilder der Fremden gemacht.
[via Anke Groener]

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KOPS Bei KOPS, dem Konstanzer Online-Publikations-System, steht Hanno Loewys Dissertation »Medium und Initiation. Béla Balázs: Märchen, Ästhetik, Kino« online: »Die vorliegende Arbeit nähert sich der Beziehung zwischen dem Dichter [Balázs] und seinen Kino-Theorien in kritisch-biographischer und ideengeschichtlicher Weise. Den Rahmen einer Werkbiographie wie auch den einer Theoriegeschichte des Mediums überschreitend, eröffnet sie den Kontext philosophischer, psychoanalytischer und ethnologischer Deutungen: Fluchtpunkt dieser Rekonstruktion ist keine Semiotik des Films sondern eine rezeptionstheoretisch verankerte Ästhetik des Kino – der Utopie einer neuen Identität von Kultur und Ritual, Ausdruck und Erleben.«

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Google.com Wie Golem berichtet bietet Google.com die Möglichkeit gezielt nach Kino- und Filmdaten zu suchen und mittels der Tags »movie:« oder »showtime:« die aktuellen Kino-Startzeiten zu erfahren. Wird dann wohl nicht mehr lange dauern, bis das auch hierzulande möglich ist. Dennoch sollte man sich langsam nach einer neuen Standard-Suchmachine umschauen, den SO gehts ja nun echt nicht!

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Sign and Sight
»Man könnte den Perlentaucher in verschiedene Richtungen weiterentwickeln. Man könnte ein komplettes Netzfeuilleton daraus machen, aber auch eine Presseschau, die auch andere Bereiche, wie etwa Sport oder Wirtschaft, berücksichtigt.« Außerdem Thierry Chervel über die internationale Vernetzung nationales Debatten. Warum das alles? Deswegen.

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CSI bei VOX Laut der Wochenendausgabe der FAZ (Artikel nicht online), hat Quentin Tarantino zugesagt, für die letzte Folge der aktuellen Staffel von »CSI – Den Tätern auf der Spur« Regie zu führen und das Drehbuch zu schreiben. Tarantino habe sich als großer Fan der Serie erwiesen. Ausgestrahlt auf VOX wird die Folge vorraussichtlich im Mai diesen Jahres.

Cass McCombs - "PREfection"


prefection»Unaufdringlich brillant. « war John Peels Urteil über Cass McCombs, ein Songwritertalent, bei dem kaum zu entscheiden ist, ob seine musikalischen oder seine lyrischen Qualitäten gemeint sind. Storytelling in großem Stil, Hemingway auf Anti-Folk-Kurs und ein Sound der kaputt, kratzig und vor allem dramatisch klingt. Das erste Album »A« erregte mal Aufsehen, und quasi direkt im Anschluss erscheint nun die Fortsetzung »PREfection«.



Das Gute an dem Mann ist auch hier wieder in eindrucksvoller Weise zusammengefasst. Nicht so glamourös wie Adam Green, nicht so melodisch wie Folk Implosion, irgendwo zwischen Morrissey und Ian Curtis singen gelernt, und die Gitarre aufs Notwendige reduziert. Dreckig scheppernde Keyboards im Hintergrund, die gut und gerne auch an seinen früheren Kollegen Casiotone For The Painfully Alone erinnern dürfen, verweben sich mit Cass’ Stimme auf wundersam mystische Weise. Es ist alles so einfach gemacht, dass die Geschichte von selbst ihren Lauf nimmt und einen nicht mehr loslässt. Bei »Multiple Suns« findet man neben diesem fiesen, Cop Shoot Cop-lastigen Bass auch die Zeilen: »I´m looking forward to losing all my hair. I´m looking forward to looking backward. « Diese unendliche Geschichte, die uns Cass McCombs hier erzählt, ist aufrichtig zwischen Fakt und Fiktion angesiedelt, als ob sie von Lou Reed und Bill Callahan beim Billardspielen ausgedacht worden wäre. Prädikat: wertvoll.

VÖ: 07.02.2005 auf 4AD

NIN - With Teeth - Tour


Ich weiß nicht, wieviele von euch sich für den Herrn interessieren, aber seine neue Veröffentlichung ist für mich zumindest eine der am heißesten herbeigesehnten des Jahres. Hier sind die Gigs, die bis jetzt bestätitgt sind. Ich bin nervös.

6_10_05 scheesel_germany hurricane festival
6_12_05 tuttlingen_germany southside festival
6_14_05 vienna_austria outdoor arena
6_15_05 berlin_germany columbiahalle
6_22_05 paris_france zenith
6_24_05 interlaken_switzerland greenfield festival
6_25_05 oberhausen_germany area 4 festival
6_29_05 barcelona_spain razzmatazz
7_04_05 london_uk brixton academy
7_07_05 glasgow_scotland barrowland
7_08_05 birmingham_uk academy
7_10_05 manchester_uk apollo

INFO: NIN

Girls Against Boys + Sunshine – 21.02.2005


Rock in großen Lettern stand an dem Abend auf dem Programm der Fluc Mensa. Den Bogen von Washington nach Tabor (Tschechien) zu erfassen gelang aber nur manchen.

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Drei Alben haben die tschechischen Sunshine bis jetzt veröffentlicht, und es zu einem nicht allzu großen Bekanntheitsgrad gebracht. Sicher, da war eine Split mit At The Drive-In, die manchen Insiderkreisen noch was sagt, oder der Vorband-Charakter, den sie sich durch fleißiges Touren mit Trail Of Dead oder eben At The Drive-In erarbeitet haben, aber wie so oft bleibt dann das Wissen über die Band spätestens beim lokalen Plattenhändler hängen, der sich die Platte anhört, für gut befindet und im »Sonderangebote«-Regal hinter einer raren Therapy?-EP kaum sichtbar liegen lässt. Und dann muss man eben warten, bis sie in die Stadt kommen, um wen größeren zu supporten. Girls Against Boys, diesmal.

Von »Support« kann aber zumindest in eben diesem Fall keine Rede sein. Sunshine haben hier ein Exempel statuiert, bewusst die große Show abgezogen, und es ist lange her, dass das letzte Mal ein Gefühl so greifbar in der Luft lag, es wäre eine Zugabe bei der Vorband nötig. Das war Rock in bester, trockenster Manier, auf die Bühne gebrettert mit der richtigen, groß-kleinen Pose, etwas dünn und vielleicht auch ein wenig monoton, aber vorzüglich durchwachsen mit den ganzen Joy Division- und The Cure-Referenzen. Und die bereits erwähnten Therapy? werden mit einer Bassline gewürdigt, die der »Troublegum« alle Ehre gemacht hätte. Ein Mysterium bleibt die Stimme von Sänger Kay, dessen Selbstbeschreibung von „I play guitar, rape noise walls, sing and worship Satan.“ bis „I am voting for cultural riots.” reicht. Der kann auch der Grund sein, warum diese Musik auch auf Platte gut funktionieren könnte. Lust gemacht hat sie auf jeden Fall, es mal auszuprobieren.

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»Furztrockener Rock«, wie es die skug-Ankündigung meinte, war es dann tatsächlich. Die gesamten 90er durchforstend wurde hier DC-Hardcore über Jesus Lizard mit Rage Against The Machine verbunden und verbündelt, bis es so dicht war, dass kaum etwas von der Oasenhaftigkeit ihrer Refrains durchschimmern konnte. Die Songs mögen wahrlich klasse sein und auf Platte extrem gut funktionieren, aber an diesem Abend waren Girls Against Boys nicht gut gelaunt. Oder müde. Oder beides. Jedenfalls war es fast schon traurig, an sich gute Songs so ideenlos runtergespielt zu bekommen. Und sehr schön ist es für eine Band von dem Format wahrscheinlich auch nicht, wenn nach dem Gig weniger Leute im Saal sind, als davor.

The Mars Volta - "Frances The Mute"


francesWer von Anfang an meinte, das könne nicht gut gehen, musste bei »De-Loused In The Comatorium« dann doch einsehen, dass es irgendwie doch ging. Dieser Wahnsinn. Dieser riesige Forget-It!-Prog-Rock. Dieses gewaltige, gewalttätige Epos, das die Ideen von Dream Theater oder meinetwegen Tool gänzlich unbekümmert links liegen lässt auf der Überholspur der Magie. Und jenes Album vermochte nun auch tatsächlich Welten zu sprengen, Album- und Songstruktur zu dekonstruieren und Fantasiewelten turmhoch aufzuschichten, bis der letzte Dreck aus den Emocore-Löcher gekrochen kam, um sein Haupt andächtig zu verneigen. Das war 2003.



Die 5 »Passagen« von »Frances The Mute« ziehen sich 77 Minuten lang durch die Tagebücher eines Unbekannten, gefunden vom 2003 verstorbenen Bandmitglied Jeremy Ward. Die Unterkapitel dieses Werkes drehen sich in Zeitlosigkeit und Referenzdisaster, die Gitarren quietschen gern nach Led Zep-Manie und vergewissern sich der Anwesenheit der unkapierbaren Rhythmuswechsel und Latino-Würstchenbuden. Aber was dieses Album will und soll, wissen wohl TMV wohl selbst nicht mehr. Der Wunsch, wieder bei At-The Drive In anzufangen wird größer, je länger dieser Ozean sich vor einem ausbreitet. Und zum Unverständnis, warum hier hundert Mal die potentielle Schönheit dieser Musik verhunzt und (langweilig) gebrochen wird, gesellt sich der Unwille, diese Solaris verstehen zu wollen. Schade eigentlich.

VÖ: 21.02.2005 auf GSL
INFO: www.themarsvolta.com

Tarwater - "The Needle Was Traveling"


the needleDer Pulsschlag des Erwachens-mit-Sonne-im-Gesicht pocht in diesem Album. Das Berliner Duo Tarwater will nicht zu wenig, wenn es hier versucht, Pop durch eine Minimal-Frickel-Funk-Brille zu denken. Gelingen tut es ihnen wahrlich zufriedenstellend. Weniger Kunstmucke, weniger Track - mehr Offenheit, mehr Song. Die Lieder atmen einen erzählerischen Atem, gleiten förmlich umeinander herum, was natürlich auch oft nach Belanglosig- und Austauschbarkeit riecht. Aber keine Sorge, »The Needle Was Traveling« ist Besagtes fast nie. Tarwater schaffen es hier endlich, die schönen Song-Ideen in ein geeignetes Kleid zu bringen, das passt und gut aussieht. Bei »Sprechgesang! « muss nunmehr die dritte Silbe betont werden, nix mehr mit geheimniskrämerischem Spätdadaismus. Es darf nach »Requiem For A Dream« - OST klingen, wie auch nach The Notwist. Es darf berauschen und fesseln, wie auch mal beruhigen und loslassen. Das muss ein schöner Sommer werden. Hier ist eine der Platten dazu.



VÖ: 14.03.2005 auf Morr

Masha Qrella - "Unsolved Remained"


unsolved remainedÜber zwei Jahre sind seit Mashas Debüt »Luck« vergangen. In der Zwischenzeit hat sie nichts Geringeres getan, als die Band NMFarner mitbegründet und deren Debütalbum »Die Stadt« zu einem DER Indie-Hits 2004 aus Deutschland gemacht. Und nun heißt’s wieder zurück zum Ego, zurück zum selbst auferlegten Exil im Nirgendwo.
Natürlich klappt das dann doch nicht so wie gedacht, und Masha holt sich auch dementsprechend Hilfe von außen: Norman Nitzsche von NMFarner produzierte munter mit auf »Unsolved Remained«, ein Einfluss, der sich in den Songs durchaus bemerkbar macht. Songwritertum ist das ja eigentlich keins mehr, so durchtrieben elektronisch und manchmal richtig Band-haft wirkt das. Masha singt auf sehr eigene, wohltuende Weise ihre Texte zwischen einem »I« und einem »You«, und oft wissen die Zuhörer nicht, auf welcher Seite dieser Achse sie stehen. Die Ruhe und die (selten) dagegen arbeitenden (elektronischen) Ecken und Verzerrungen spielen dem breiten Feld Emo-Pop einen Streich nach dem anderen – und bleiben doch nur Fassaden, im Versuch professionell unprofessionell zu sein. Etwas zu sauber produziert wirkt dieses intersubjektive Manifest, dessen Nachvollziehbarkeit hin und wieder stört. Würde es mehr nerven, könnte es die eigene, zurzeit sich selbst ausschaltende Dynamik wunderbar nutzen, um das Persönliche im Prüfstand der Zuhörer als einen erkundenswerten, unbekannten sonischen Raum darzustellen. Mashas Stimme wäre gut genug dafür.

VÖ: 28.02.2005 auf Morr

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