In eigener Sache



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Nicht zuletzt, weil wiesengrund und ich mit Frederik a.k.a. lichterloh einen neuen Autor bei .txt begrüßen und die Mißverständnisse und Anfragen sich langsam häuften, gibt es jetzt auch ein »about .txt« mit sexy-avantgardistischen Kopfbildern. (Dank an Spud und Marie.) Aber lest selbst

Random Love



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Die Liebe ist wie ein Meer: mal liegt es glatt und ruhig da, mal bringt ein sachter Wind die Oberfläche zum Zittern, mal peitscht ein Sturm Wellengebirge auf, die alles unter sich begraben.

Da ist die naive Klara, die die Welt durch die rosarote Brille sieht und nur das Gute im Menschen vermutet, bis sie erfährt, dass ihr Freund Jan sie mit ihrer besten Freundin Sylvie betrügt. Und Sylvie, die sich mit ständig wechselnden Partnern betäubt, muss ihrerseits lernen, was es heißt, sich einem Mann hinzugeben, der einen benutzt, demütigt und fallen lässt.

Auch Georg und Judith, die seit über zwanzig Jahren im sicheren Hafen der Ehe ankern, werden zurück aufs offene Meer gespült. Georg beginnt eine Affäre mit einer seiner Schülerinnen, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Als er das Ruder herumreißen will, ist es zu spät, Judith verlässt ihn, verwirklicht sich nach Jahren des frustrierten Hausfrauendaseins und findet eine neue Liebe.

Annette Mingels Prosa ist analytisch, klar und ohne Ressentiments. Ihre präzise gezeichneten Figuren sind Spielbälle des Schicksals; auf der Suche nach Glück setzen sie wie beiläufig Ereignisse in Gang, die rasch an Fahrt gewinnen, sich nicht mehr kontrollieren lassen und denen sie, möglichst ohne zu viel Schaden zu nehmen, ihren Lauf lassen müssen, bevor sie wieder in sichereren Gefilden segeln. Das Leben geht eben nicht immer in die gewünschte Richtung. »Die Liebe der Matrosen« ist ein überlegter, ein vielstimmiger Roman, der aufgrund seiner universellen Thematik ohne Schwierigkeiten den Raum zur Identifikation öffnet.


Annette Mingels: »Die Liebe der Matrosen«. – Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag, März 2005 | 345 Seiten; 19,90 €; ISBN: 3-832-17914-3 | Amazon.de | Buecher.de

Playlist 29.03.2005: Youngblood Brass Band



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Seit 2003, also immerhin schon zwei Jahre, verfolgt mich »center:level:roar«. Nicht durchgehend aber immer wieder: Euphorie. Eines meiner Alben für die ominöse Insel, ein Monolith, ein Bastard aus HipHop und Jazz, dabei in seiner schwarzen Tradition Whiteboys Geist atmend, ein durch und durch – ich bitte diesen hässlichen wie anachronistischen Ausdruck zu entschuldigen aber wenn er irgendwo passt, dann hier – fetziges Album.

MP3s: Nate McCavish Handbills For No Name | Under Your Influence | Brooklyn | Diaspora | Acousticon Theme (feat. DJ Skooly)| Ya'll Stay Up (feat. Talib Kweli) | The Trilogy (vs. DJ Skooly) (Downloads > MP3)

Ted Leo – 21. 3. 2005


Warum nicht einfach mal gehen lassen? Einfach mal die anderen entscheiden lassen, ob es nun richtig »Postpunk« oder »Indie-Emo-Schnösel« oder »Jungs-Gegröle« heißen soll. Als Ted Leo auf der Bühne stand, war das alles egal, da gab es anderes, dringenderes zu bestaunen. Eh klar, seine Musik.

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Ein Lächeln kostet nichts. Gar nichts. Es ist allerdings vielleicht sogar das wertvollste, was einem ein Mensch schenken kann, wenn man ihm das erste Mal begegnet. Ted Leo kam auf die Bühne und schien jedem Menschen im Saal ein Lächeln zu schenken. Jedem, der ungefähr 50 anwesenden Gäste an jenem Abend. Und trotz dieser eher spärlichen Besucherzahl war die Stimmung eine selten so angenehme im kleinen Saal der Arena. Quit Your Day Job haben das Publikum mit Straight-Outta-Hell-Punk eingeheizt, und Ted Leo, dieser Sympathie-Magnet, musste nur ein Lied anspielen, um die Herzen zu erobern.

45 Minuten später war dann klar, dass die Energie, die Lebens- und Leidensfreude seiner Verspieltheit gerade auf der Bühne etliche Dimensionen dazugewinnt. Was auf Platte von manchen als »belanglos« und »langweilig« abgestempelt wird, entzieht sich dann live doch den ganzen Kategorisierungs-Versuchen, die ihn dauernd einfangen wollen. Die Punk-Wurzeln sind zu spüren, der Schweiß einer Fast-Hardcore-Sozialisation perlt Ted Leo auch auf der Stirn, und er schickt seine kurzen aber prägnanten Song-Ideen in den Raum, erklimmt schlampig die Songhöhepunkte und brettert ungestüm die Rhythmen in die Tanzbeine des Publikums. Seine Band ist allein schon wegen ihrem vollbärtigen Aussehen auch eine Augenweide, und Ted Leos Stimme ist in ihrer Eingängigkeit ein ganz besonderes Phänomen, wenn er vor einem steht. Und er lächelt, immer wieder.

Dass drei Jungs Rock so gut für sich kontextualisieren können, so nahe an die Berührungspunkte zwischen Tanz und Kopf rankommen können, war zumindest mir vorher nicht klar. Ted Leo hat ein Konzert abgeliefert, das in seiner Großartigkeit, sich fast allen Beschreibungsversuchen – wie dem hier – entzieht. Und diese Konzerte sind ja bekanntlich die besten.

Das System Woody oder Die lustige Schwere des Seins


»Anything Else« (USA 2003, Woody Allen)
Kino

Die Freundin eine anorektische Zicke, der Manager ein parasitärer Möchtegern, der Psychoanalytiker schlicht ein desinteressiertes Arschloch. Jerry Falk (Jason Biggs) hat’s nicht leicht. Der Autor, der gerne einen existenzialistischen, an Camus und Nietzsche geschulten Roman schreiben würde, es aber doch nur zum eher mäßigen Gagschreiber bringt, ist geschlagen mit einem Leben, dass man so wohl keinem an den Hals wünscht.

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Jerry ist einer der Typen, die Frauen nicht verlassen sondern die von ihnen verlassen werden, einer der so lange wartet, bis sie Schluß macht, einer der an Traditionen festhält und für den das Neue erstmal mit Vorsicht zu genießen ist und der deswegen gar nicht erst auf die Idee käme, einer Frau den Laufpaß zu geben. So erträgt er die Eskapaden seiner Freundin Amanda (Christina Ricci), die »ihm zu Liebe« andere Männer fickt wie nichts Gutes und das ernsthaft damit begründet, sie wolle herausfinden, ob sie nur auf ihn keine Lust mehr habe oder ob es sich um ein generelles Problem handele. Wenn sie dann schließlich tatsächlich mit ihm Schluß macht und ihm gleichzeitig vorschlägt noch ein letztes Mal miteinander zu schlafen – »Wer weiß, vielleicht wird dann eine Affäre draus« – dann wird endgültig klar, wessen Geistes Kind sie ist.

Jerry ist also, so würde die heutige Lebensberatungsundbessermach-literatur behaupten, »entscheidungsschwach«. Anders ist nicht zu erklären, dass er seit Jahr und Tag denselben Manager (Danny DeVito) hat, der nur darin Talent zu haben scheint, Jerry das Geld aus der Tasche zu ziehen. Da Lebensberatungsundbessermachliteratur im Film tunlichst personalisiert werden sollte, trifft Jerry bald auf David Dobel (Woody Allen), Lehrer und ebenfalls Gagschreiber, hauptberuflich aber nichtgläubiger Jude.
»Sie brachten einen Spruch über meine Religion, den ich für sehr geschmacklos hielt.« – »Was? Religion? Du bist doch Atheist!« – »Ja, ich bin Atheist aber ich war auch ganz schön verärgert, dass sie versteckt kurz durchblicken liessen, dass Auschwitz wohl nichts weiter gewesen sei als ein Themenpark.«
Ironie oder böser Kommentar zu seiner Figur, dass Dobel in einem knallroten – ausgerechnet deutschem – Cabrio durch die Straßen fährt? Dobel wird zu Jerrys Mentor und väterlichem Freund zugleich. Er wird es schließlich sein, der Jerry dazu motiviert (jepp!), mit alten Traditionen zu brechen, aus der Stadt weg und der Freundin eine lange Nase zu ziehen.

Zwischen den Punkten Tradition und dem Bruch mit ihr liegt ein Film, der (auf allen’sche, also: charmante Art und Weise) traditioneller nicht sein könnte. Allen erzählt nochmal die Story des symphatischen Losers, der ganz autistisch so sehr mit sich selbst beschäftigt ist, dass sich alles seiner Weltsicht unterzuordnen hat.

Allen tut gut dran, seine angestammte Rolle des Neurotikers Biggs zu überlassen. So kann er einen Part übernehmen, der überrascht: Endlich einmal ist die Beziehung der Figur Woody Allen und ihrer filmischen Verkörperung des Neurotikers gebrochen. Denn so gut man es der Filmfigur Dobel abnimmt, ein Waffennarr zu sein, der hinter jeder Ecke die antisemitische Weltverschwörung wittert und der sich deswegen mit einem Wust an Überlebensstrategien und -praktiken ausstaffiert, so schlecht kann man sich den Schauspieler Allen mit einer geladenen Waffe vorstellen. Absurd, geht gar nicht.

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Und während in »Manhattan« noch über den Nutzen eines Selbstmords nachgedacht wurde, ist hier schon klar: »Selbstmord ist keine Lösung für mich. Ich habe so viele Probleme, ein einziger Selbstmord kann sie unmöglich alle lösen«.

Auch dieser Allen-Film ist mehr Buch als Film. Neben den natürlich grandiosen Dialogen scheinen allein die Bilder des Kameramanns Darius Khondji den Film vor dem stets drohenden Absturz in’s Langweilige zu schützen. Bei Allen-Filmen reicht das. Und wahrscheinlich würden seine Filme auch mit statischer Kamera wirken. Biggs macht seine Sache, wie im Übrigen alle Darsteller, wahrlich nicht schlecht. Aber wenn der Abspann läuft, man langsam von seinem Kinsosessel in die Wirklichkeit zurückgleitet und das Gesehene Revue passieren lässt, dann sind es Allens Sentenzen und seine fahrigen Bewegungen, die sich im Gedächtnis festsetzen. Mich stört das kein bißchen.

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Info: IMDB | Offizielle Filmhomepage | Deutscher Verleih

re.present: Claudia Rorarius



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Claudia Rorarius hat ein kleines Heftchen mit dem Titel »What It Feels« herausgebracht, das einige ihrer schönen, stets persönlichen aber nie ins peinlich-intime hineinreichenden Bilder vereinigt. Bestellt werden kann das hier. Und das sollte man. Schnell. Denn viele gibts nicht.

In den Kommentaren eine kleine Auswahl ihrer Photos.

Thalija


thalijacoverDa ist ein Kreis. Du siehst ihn genau vor dir, verstehst, warum er die perfekteste Figur der Mathematik ist, denkst dir die unendlich vielen Symmetrieachsen darin, und gestehst dir am Ende doch ein: Ein Vieleck ist eine Band ist ein Kreis. Thalija ist alles davon.

Die Wurzeln des Problems sind relativ leicht erklärt: Ein Kreis ist ein Nichteck. It’s just as simple as that, mit dem schalen Beigeschmack, dass ein Kreis gleichzeitig sowohl Unendlichkeit als auch Eingrenzung ist. Ein Innen und ein Außen. Ehemals produktive Levi-Strauss-Zitate surren im Hinterkopf, während doch die Erkenntnis winkt, dass Pi unendlich viele Nachkommastellen hat. Was also deutlich jenseits der Vorstellungskraft des Menschen liegt. »Die Menschheit hat Pi genauer bestimmt, als der Kreis rund ist.« sagte dazu ein namentlich nicht bekannter Mathematik-Student.

Thalija war einst auch namenlos. Als Gruppe, als Spinnennetz der verschiedenen Möglichkeiten, sind es jetzt 15 Leute, die sich genau als »Thalija« verstehen, also als Kompromiss, als Idee des Gemeinsamen im Einzelnen, als Kollektiv. Eine Fußballmannschaft mit Reservebank, die die einzelnen Qualitäten gut und gerne als Schnittpunkte eben jenes Netzes sehen. Postpunk hier, Postrock da. Kanadische Kälte mit germanischer Krautvergangenheit. Aber so weit weg einen dieser Gedanke führen kann, so weit daneben liegt er dann doch von Thalija, die ja eigentlich gleich um die Ecke sind, hier in Wien. Hier stehen also die Musiker und Musikerinnen im Kreis aufgestellt, und spinnen die Fäden zwischen sich, ergänzen sich, auch wenn schon genug da ist, und nehmen einander weg, was sowieso schon fehlt. Thalija sind beängstigend und fordernd. Das Netz zwischen den Klangarchitekten (und ja: dieses Wort IST vorbelastet) ist das Sinnbild eben jener Prozesse, die von Jazz über Improvisation bis hin zu Pop immer wieder den Zündfunken liefern, die eigenen Parolen zu hinterfragen. »Zündfunken« meint hier auch Schichten-Ver(un)schachtelung, Sound-Türme, Gewalt-Exzesse, Subjekt-Delokation. Es schreit förmlich danach, sich selbst «Labil-Rock!« oder »Dekonstruktion!« zu nennen. Aber sagen wir mal die Postrock-Konzepte der letzten Zeit seien die Horrorfilme der letzten 10 Jahre. Dann ist Thalija eine Mischung aus »Blair Witch Project« und dem Nachspann des Remakes von »Dawn Of The Dead«.

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Die selbstbetitelte Platte von Thalija ist dann die Anekdote um diesen Kreis, den die Menschen an seinem Rand bilden. Die sechs Stücke entnehmen ihre Namen ihrer Position auf dem Werk – das kürzeste, »4«, ist nur sieben Minuten lang, und entwickelt vermutlich durch diese Komprimierung seine enorme Intensität. Die Stücke schichten und türmen übereinander was nur geht, zwei Schlagzeuge reihen rhythmischen Krach aneinander, während die Loops und Effekte der Gitarren und Bässe die Geschichte erzählen, die eigentlich keine wirkliche Geschichte ist. Das alles funktioniert aber ohne die oft beschuldigte »Kopflastigkeit« oder »Überladenheit« dieser Musik-, ähem….Gattung. Die Improvisation durchdenkt nicht die Konsequenzen ihrer Handlung, vielmehr umgehen Thalija jedes (auch postmoderne) Trauma durch jene Prise Zurückhaltung und Kleinkariertheit, die eher an der elektronischen Front einen Siegeszug nach dem anderen einfahren konnte. »Minimal-Postrock« ist es aber trotzdem nicht so ganz, weil es wie gesagt die Angst den Zuhörern überlässt. Wenn du sie in deinem Kopf mittürmst, bist du quasi selbst schuld; dass Thalija die lauteste Band der Welt sein wollen und maßlos übertreiben, versteht sich von selbst. Und diese Verantwortungsabgabe ist es auch, die es so leicht macht, Thalija in ihren vielen Kontexten zu lesen. Als Antwort auf Broken Social Scenes Weiterentwicklung des Postrock hin zum Indie-Pop. Als Korrektur der schiefen Wiener Improvisationsbrille. Als Kaffeehausmusik für angehende Mathematiker. Ein fiktives Gespräch zwischen selbigen könnte dann so aussehen:

X: […] Also das Vieleck geht beim Grenzübergang in einen Kreis über.
Y: Und stell dir dabei vor, welche Vielecke unterwegs mit Zirkel und Lineal konstruierbar sind.
X: Aber ich dachte es geht um DEkonstruktion?!
Y: (lacht) Schau mal her… Ein Kreis kann im Flatland nichts weiter sein, als die Momentaufnahme einer Kugel, die das Flatland gerade durchdringt.
X: Ja, gut.
Y: Und genau darum geht es auch hier… 15,14159265 Menschen weichen Grenzen der Perfektion, des Verstandes und der Gesetzmäßigkeiten ihrer eigenen (musikalischen) Dimension auf. Insofern… kannst du es auch Dekonstruktion nennen.
X: Dann ist der Kreis also doch ein Unendlicheck, und kein Nichteck?
Y: Ja. Oder anders: Auch die beste Postrock-Platte seit The Microphones »Mt. Eerie« ist nur so rund, wie die Presse, aus der sie kam.

VÖ: 10.01.2005 auf Pumpkin Records
INFO: thalija.com
MP3: "4"

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