who the fuck is Sam Roberts?


1. Sam Roberts: Chemical City
2. Sonic Youth: Rather Ripped
3. Avec Pas d'casque: Trois Chaudières de Sang
4. Charlotte Gainsbourg: 5:55
5. ...Trail of Dead: So Divided
6. Vulgaires Machins: Compter les Corps
7. The Dears: Gang of Losers
8. The Beatles: Love
9. Pawa Up First: Introducing New Details
10. Thom Yorke: The Eraser

06 Platz 8


Swan Lake - Beast Moans
Irgendwann wird es zuviel. Das hätte eine Platte des Jahres werden können, weil ja drei Irre, drei Genies, drei fabelhafte Typen, und noch dazu drei Kanadier. Aber drei Köche, das reicht schon, um... ihr wisst schon. Ich mein: Klar. Irgendwie schon Wahnsinn, was hier passiert. Aber so zerfahren, so unelegant, hätte es nicht werden müssen. Eine Platte die mit einem Wunder um die Ecke lockt, aber im Endeffekt nur sich selbst zu bieten hat. Ja, das überheblichste Wunder des Jahres. Ja, das geht auch manchmal, bei ein paar Nummern trotzdem verdammt gut. Aber eben nur manchmal.

Ral Partha Vogelbacher - Shrill Falcons
Auch schwierig und nur manchmal gut sind Übergänge von Lo- zu Hi-Fi, sowie bruchstückhaftes Songwriting in kombination mit psychedlischem Dröhnfaktor. Beide Kunststücke vollbrachten die mir bisher endlos unbekannten Ral Partha Vogelbacher mit »Shrill Falcon«, angeblicher ihrer ersten Platte, die nicht nach Rattenschnattern in der Garage klingt. Sagen wir früher Bill Callahan bei einem Glas Milch mit Sonic Youth. Very America, und trotzdem irgendwie süß. Noch ein Kunststück.

Mobilé - Kartographie
Tobias Siebert, die erste. Als sein Name im Produzentenfeld dieser Platte auftauchte, war ich neugierig. Das Debüt kannte ich nur vom netten »Liebeslied mit einem schiefen Kapitalismusbegriff«, und das Konzert in Wien mit Jens Friebe habe ich verpennt. Und streiche somit nichts von der Liste der zu erledigenden Dinge, da gibt's noch genug zu tun. Jedenfalls: Nie wieder »klingt wie«-Musik. Dafür haben Songs, Band und Sound gesorgt.

The Pipettes - We Are The Pipettes
Jo, Hits, ne? Ich mein, kaum was, das an »Pull Shapes« sonst ranreicht auf dem Album, aber trotzdem. Irgendwo respect einfordernd. Ist übrigens eine Platte, die vom Hit deutlich profitiert, und nicht kaputtgetreten wird, wie so manch anderes Beispiel heuer. Und warum genau kamen dann prompt die Long Blondes zu soviel Prominenz? Was war da genau die Verbindung?

Pendikel - Don't Cry, Mondgesicht
Als »Dead City« das erste mal auf mich einbrach, war das schon irgendwie auf die schönste erdenkliche Weise erschütternd. Leider kommt diese Grenzwertigkeit, die vielleicht auch von diesem Prog-Zeug, das die hörten, beeinflusst war, auf dem Rest nicht ganz zum Tragen, aber eine gute Platte war es allemal. Eine, die an den richtigen Stellen richtig schief gehen kann, und das war ja heuer bis auf vereinzelte Ausnahmen ja die Devise deutscher Rockmusik. Endlich

Archie Bronson Outfit - Derdang Derdang
Ein schrecklich fades Debüt, das vom Kills-Typen produzierte »Fur«. Und der Tipp kam von einem Menschen, dem ich sonst ohne Umwege vertraue. Aber als mir klar wurde, er meinte den Zweitling, da machte es dann auch bei mir *klick*: Blues-Rock dieser unumschweifenden Sorte, der sich aber nicht in so ein White Stripes-Popgezirkle erbarmt, sondern auf halbem Wege nach Dead Moon (R.I.P.) einen wütenden Klopfstand in der Domino-Diskographie macht. Ich hör mir nie mehr einen Ton Arctic Monkeys an, wenn die mir nicht versichern, alle »Derdang Derdang«-Songs betrunken spielen zu können. Nachdem sie nicht trinken dürfen, und es vermutlich selbst dann keine Hoffnung geben würde, bleibt mir wohl nur dieser eklige Koloss an Rock-Monstranz. Die britischen Tigerbeat.

Sport - Aufstieg und Fall der Gruppe Sport
Wo Pendikel ist, ist Sport nicht weit entfernt, oder? Was hat Spex bloß angerichtet? Trotzdem geht es hier um Obsession. Eigentlich eine sehr lustige Platte, für ihre Obsession. Und irgendwie zu schwerfällig um was mit einem Grunge-Revivel zu tun zu haben. Lustige Schwerfälligkeit vom Kante-Gitarristen. Das passt doch. Na, jedenfalls: Kein Hit, aber durch und durch grundgute Stücke. Und live damals der Hammer, die Band, die Platte.

The Dresden Dolls - Yes, Virginia
Okay, nur wegen einer Nummer: »Sex Changes«. Nichtmal »Sing« konnte mich sonst umwerfen. Lustigerweise auf der letzten auch nur »Coin Operated Boy« wirklich gut gefunden. Eine neue One-Hit-pro-Album-Wonder-Band. Aber »Sex Changes« isses halt, ne? Vielleicht weil es der einzige unaufdringliche Song ist, also im Sinne von: der am wenigsten »Song« sein will. Siehe »Sing« für das grausame Gegenbeispiel.

Okkervil River - Black Sheep Boy
Weiter geht's mit den Hits, weil ja »For Real« halt doch irgendwie zu überirdisch ist, um hier nicht aufzutauchen. Aber: Die Platte ist ja deswegen nicht wurscht. Vielleicht etwas langatmig, aber nicht wurscht. Auf der Bonus-EP z.B. unbedingt »Another Radio Song« anhören. Und sonst bitte die übliche »das sind so schöne Songs, das packst du schlichtweg gar nicht«-Argumentation dazu vorstellen.

Magnétophone - The Man Who Ate The Man
Und zum Abschluss noch ein Album, das stark im Schatten eines Hits steht, und dennoch davon profitiert: »Kel's Vintage Thought« hat mich jedesmal in der Tanzfläche im Kopf zum Durchdrehen gebracht. Bekannt genug, um mal von einem DJ in Wien aufgelegt zu werden, wurde es glaub ich eh nicht. Also: Analoge 4AD-Elektronik. Sehr locker, gar nicht düster. Aber nicht verspielt. Die Deal-Schwester lächeln mit. Terrific.
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brüllt, brüllt jetzt


Name des Albums: Neon Bible
Name des Songs: Intervention
Name des Promotionsformats: Telefon
Name des besten New Shit-Lieferers: stereogum.com

Name der Band: The Arcade Fire

rest in peace

du einzige, die mir was bedeutet hat. weil heute sentimental echt okay ist.

nochmal


Und gestern dann noch von einem Freund den schönen Satz sagen lassen, dass der Schlussakkord einer Sinfonie ja nicht die Sinfonie negiert. LCD Soundsystem kann das ja nicht nur bedienen und höchst elegant zwischen Album- und Single-Welt leben, sondern eben auch die Todesglocken läuten. Und das ist deutlich mehr, als nur das geschickte Bedienen und Leben. Derselbe Freund, der in einem Wort meine Bedenken über Young Machetes auf den Punkt brachte: Alterswerk. Wie kriegt man solche Gespräche aus dem Diskurs in den Diskurs? Das kann doch nicht so schwer sein! Und warum klappt es denn doch irgendwie? Nochmal: Suds & Soda. Nochmal: Weihnachtsfeier. Nochmal: Leben.

kennt ihr diese tage...


...die sich wie Suds & Soda anfühlen? So von diesem Rhythmus her, dieses Stakkato-Repetitions-Scheppern? Zuerst Referat halten, dann die Unterlagen dazu kopieren, obwohl man es natürlich andersrum gemacht hat? 60 Euro für Konzerte, dann drüber schreiben, obwohl man es natürlich andersrum gemacht hat? Alte Freunde treffen, und dann zufällig am nächsten Tag wieder, obwohl man es natürlich andersrum gemacht hat? Zwecks Vorbereitung deiner vernichtenden Antwort und Antizipation meiner lächerlichen Entschuldigung: Swan Lake auf 80. Just wanna shout what the fuck.

wer hört schon löffeln zu?


LCD SoundsystemAlbingl. Sinblum. Eine Frechheit, wie sie sehr sich die Wörter »Album« und »Single« in geheimer Konspiration gegen alle freundliche Verschmelzung wehren. Dennoch nicht ansatzweise so frech, wie James Murphys Erfolg dabei, als er vor zwei Jahren den Inbegriff von discoider Konsensfähigkeit geliefert hat. Und zwar in Album- und Singlesammlung-Format. Fast schon elegant wirkt dementsprechend der Schachzug, ein paar Monate vor dem neuen Album mit »45:33« eine ebenso lange Single rauszubringen. Tatsächlich ist »Sound of Silver« auch und insbesondere zusammen mit »45:33« jene Vielfalt, die man so sehnsüchtig erwartet hat. Alle Welten bedienen. Die unzähligen Einflüsse und Tricks, das umfassende Wissen der Produzentenarbeit sowohl für Nerds, als auch fürs das Hier und Jetzt der Tanzfläche absolut zwingend vereinen. Minimale Songs grölen, Tracks mit Refrain beten. Manche Missverständnisse zulassen, andere klären, z.B. geographische: »North American Scum«, ein Discopunk-Monolog-Monster à la »Movement«, macht klar, dass es hier nicht um England geht, während Murphys Stimme ab Strophe 2 den frühen Frank Black gegen Mark E. Smith aus Strophe 1 ausspielt. Jawoll. Beeindruckend auch, mit welcher Lockerheit diese Platte lächelt, was an der bereits geleisteten Definitionsarbeit der letzten Jahre liegen mag. Jetzt wird geerntet. Der Opener »Get Innocuous« belebt »Losing My Edge« via Kraftwerk wieder, lässt uns aber alle mittels der Zeile »You can normalize« ins Gemeintsein aussteigen, »Someone Great« ist eine mit Stimme aufgefettete Hypnose aus »45:33«, und »New York I Love You« (»but you're bringing me down«) ist die ruhige Piano-Hintergrundstrahlung zum Ausklang mit obligatorischem Rock-Aha kurz vor Schluss. Dieser Typ kann (wieder) alles. Und wenn »Sound of Silver« grad nicht als Single die Tanzflure der Welt entflammt, erweckt es in ihren Wohnzimmern als Album nach wenigen Sekunden den Eindruck, ein Instant Classic zu sein. Mehr kann ich nicht verlangen.

*klatsch*


  • Die neue LCD Soundsystem ist Wahnsinn. Wirklich, da wirken Murphys Aussagen im Interview darüber noch erschreckend nüchtern.
  • Of Montreal werden mit der neuen endgültig zu Patrick Wolf. Kevin Barnes' Platte des Jahres ist - richtig geraten - 45:33 von LCD Soundsystem.
  • Dave Sitek (von TV on The Radio) vergisst einen Koffer beim Ausziehen, und jemand findet drin eine Demo-CD von Karen O-Solo-Songs. Seither Drama. Ist jetzt nur die Platte, nur das Drama oder beides nur fad, nur überreagiert oder beides?

06 Platz 9


Howe Gelb - 'Sno Angel Like You
Eine deutliche Überraschung, für mich. Giant Sand Grundgüte hin oder her, das ganze ist an sich definitiv nicht meine Kost. Und ich kann auch mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass die Beteiligung von irgendwelchen Arcade Fire-Triangeln nichts daran geändert hätte. Und trotzdem, eine ganz ganz tolle Platte, die der Herr Gelb da ausgespuckt hat. Einzig die schiere Fülle an seinen Veröffentlichungen (und die nun gegebene Möglichkeit, dass alles so eine fabelhafte Herbst-Depression vertont, wie das hier) macht mir echte Sorgen. Aber die Experten unter euch werden mir sicher bestätigen können, dass das ein Ausnahmealbum für ihn ist, oder? Na? Bitte... kommt schon....

Archive - Lights
Warum Archives Werk nicht redundant ist, ist schwierig zu klären. Es ließe sich wohl sehr leicht auf alles mögliche reduzieren, auch auf das beachtliche Debüt Londinium von 1996, bzw. den Trip Hop-Effekt, der damals wohl schon im Sterben lag. Aber gut, wenn Archive dann beschließen Prog-Einflüsse über die Jahre verstärkt geltend machen zu müssen, können wir sie auch mit unserer Aufmerksamkeit, äh... strafen. Warum die Platte nicht schlecht ist? Wegen des Titeltracks. 18 Minuten gekonnter Geschichtsrevision, massiv unredundant. Aber ohne das, auf verlorenem Posten.

The Flaming Lips - At War With The Mystics
»Mittelmäßige Flaming Lips-Platten sind immer noch besser als...« Wie oft heuer vernommen. Rettet das Album. Ja, besser als was denn? Na gut, ich kenn mich ja nicht aus. Auch nur sporadisch aufgearbeitet. Und ohne wirkliche Ahnung, wie das denn zu den bisherigen Meisterwerken steht, bleiben mir nur »The Yeah Yeah Yeah-Song« oder »The W.A.N.D.« um es gut zu finden. Aber eben auch so Zeug wie »Free Radicals« um enttäuscht zu sein.

Britta - Das schöne Leben
Seit ich damals »L****« gehört habe, wusste ich, dass die Band mir mal gefallen wird, auf Albumlänge. Das schöne Leben, die Platte sollte es werden. »Depressiver Tag« stellt vielleicht am besten unter Beweis, wie gut Britta Refrains erwischen können, und »Heimi Heimato«, wie langsam das atmet, wie da Adam Green herrlich rückwärts gedacht wird. Das war schon verdammt toll. Absurderweise, obwohl da Welten dazwischen liegen, war das heuer das Substitut für eine Jens Friebe-Platte für mich. Klapsmühle, ich weiß.

The Low Frequency In Stereo - The Last Temptation Of...
Hell, recht amüsant und mit so viel gute Laune stiftenden Bläsern versetzt, dass von der trägen Lo-Fi-Postrock-Schublade kaum was übrig bleibt. Kam mir auch als eine missverstandene Platte vor, da das hier mit Beat und Freude deutlich ausgelassener feiert, als es es die oft beschworene »Kühle« der Musik suggeriert. Partys können eben auch weitläufig sein. Und weiter Raum hat eben nicht zwangsweise was mit Depression zu tun.

Sufjan Stevens - Songs for Christmas
Ich war ja nie ein Überfan des Herrn, und werde es durch dieses 5-EP-Paket wohl auch nicht werden, aber das ist schon verdammt okaye Kost, die er da die letzten Jahre angesammelt hat. Zwar hätte ich mir Weihnachten doch mit etwas mehr Kettensägen vorgestellt, aber allein für einen Songtitel wie »Get Behind Me, Santa!« verdient der Herr schon seinen Respekt. Äh, meinen. Und nein: Das ist nicht nur ein passendes Geschenk für musikalisch unzugängliche Mütter. Der kleine, 8-jährige Bruder hat das deutlich auch verdient. Weil der Wii ja sicher schon ausverkauft ist.

Anathallo - Floating World
Die hätte ja auch sowas wie eine Lieblingsplatte werden sollen. Mit all den Broken Social Scene, Architecture in Helsinki und Sufjan-Rufen. Ich mein, gut, das ist schon tougher Shit, aber wie bei Danielson kam ich hier nach drei Durchgängen irgendwie kaum vom Fleck. Das wieder in einen Hut zu bringen für mich. Und das sollte mir eine gute Platte schon erlauben. Nevertheless, mindestens im Auge behalten. Entweder »Floating World« wird zu einer jener zu ihrer Zeit völlig unterschätzten Platten, oder eine ihrer nächsten Würfe wird uns das Fürchten lehren. Wie auch immer: Frohlocket der Zukunft.

Burial - Burial
Verdammt, wieder so ein Fall wie Joanna Newsom. Okay, ich sag euch was: Ich war hypnotisiert. Ich hab das gehört, und war weg, hinüber, erschüttert. Aber, da ich mindestens ohnmächtig, und ziemlicher sicher im Koma war, kann ich mich an absolut nichts erinnern. Ganz abgesehen von meinem fehlenden Gehör für unterschwellige Sägezahnbeats und mystischen Zauberkram. Keine Ahnung, verdammt. Wie soll ich das bloß rechtfertigen? Äh, ... sowas KANN ich nicht kapieren, kapiert?

Neko Case - Fox Confessor Brings The Flood
Och, Neko! Blöd, dass sie nicht mit den New Pornographers zu Besuch war. Denn diese Stimme, ja diese Stimme, die wäre einem für Jahre nicht mehr aus dem Kopf gegangen, wenn sie im selben Raum gewesen wäre. So bleibt uns nur die schon Monate anhaltende Faszination aufgrund des Albums. Ihr Durchbruchalbum, völlig zurecht. Und eines, das das Gefühl erweckt, dass es hier auf keinen Fall aufhört.

Adem - Love And Other Planets
Irgendwie sehr songwritinglastig, die Runde. Joa, Adem. Ein ganz famoses Debüt, die Homesongs damals. Und ja, auch der Zweitling lässt genug Platz an Adems Tisch, um sich und das Album daran schönhören zu können. Aber ehrlich: Der Pop-Clown, den er am Debüt noch wild über unsere verträumten Köpfe schwingen ließ, der fehlt mir hier schon etwas. Ich hab ja nur Angst, dass der bald furchtbar trocken endet, der Adem.
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06 Platz 10


The Lemonheads - The Lemonheads
Ich hab ja keine Ahnung, meine Musikrezeption fängt 99 an, da war Dando schon tot. Auch nie aufgearbeitet, so wie ich geschichtsfeindlicher Trottel generell nichts aufarbeite. Also: Ich hab keine Ahnung, wie schön oder emotional wichtig das als Comeback ist. Ich weiß nur, dass diese okaye Platte mir nicht ganz erschließen möchte, warum ihr Schreiberling so über allen Klee gelobt wird. An der Frisur wird’s nicht liegen, an diese hier versammelten Songs – bei aller nicht zu leugnenden feinen indie-repulsiven Songidee – allerdings auch nicht.

Channels - Waiting for The Next End of The World
Die Apokalpyse ist ein ausgedehnter Zustand heutzutage. Eine vom menschlichen Schicksalen jederzeit herbeiführbare Gefahr. Das Debüt der Channels kriegt dieses Gefühl gut hin, mit einer punkigen Powerpop-Platte, die man sogar irgendwo nach Cop Shoot Cop zurückrechenn kann. Ich plädiere aber immer noch und stur für Brois Kovac' World After History, denn schließlich ist an jeder Apokalypse immer noch das deutlich spannendste, wie es danach weiter geht. Kovac' Jazz-Sax als Spiegelplatte zu einem Punkrock-Debüt? Hört selbst.

Emily Haines - Knives Don't Have Your Back
Ach, Emily. Irgendwie war ja 2006 hier doch ein Metric-Jahr, mit den VÖs der beiden letzten Alben. Wenn dann jemals auch deine Solo-Platte nachkommt, wird es vermutlich nicht so zugehen. Nicht, dass das schlecht wäre, was du hier fabrizierst, aber es steht doch etwas hinter dem Metric-Zeug hinterher. James Shaw macht dort nämlich doch einen beträchtlichen Teil aus, auch wenn das schwer zu glauben ist. Diese Klavierplatte ist dennoch ein feine Stimme im kanadischen Wettstreit, auch wenn sie vermutlich erst in Kollaboration mit Amy Millan wirklich aufgehen würde.

Danielson - Ships
Ich hätte ja der Familie Danielson mehr Chance gegeben. Aber es erwies sich als eine sehr schwierige Angelegenheit, diese Platte zu mögen. Das ganze Ding war schon etwas zerfahren und ein wenig zu weit ausufernd, um sich in wirklich großem Ausmaß als Familienfeier wieder zu etwas zusammenzuführen, was Sinn macht. Klar: Die Sinnlosigkeit dieser Orgie stellt eben manchmal auch den Reiz dar. Und sinnlos wie ich meine, ist es sicher nicht, da müsste ich mich wohl nur etwas mehr anstrengen. Soll ich?

Dirty Pretty Things - Waterloo To Anywhere
Ich hasse ja alles, was mit den Libertines zu tun hat. Aber das hier nicht. Das ist wirklich okay. »Deadwood« und »Bang Bang You're Dead« haben mich auf jede Tanzfläche heuer gekriegt. Und das alles trotz einer an sich sehr unsympathischen Band. Oder ist nur ihr Umfeld unsympathisch? Ich weiß es nicht, jedenfalls hielt die Erinnerung an diese Platte das ganze Jahr über an. Und ich mag solche Züge ja sonst wirklich nicht. Wirklich. Nicht. Damnit. Wie konnte mir das nur passieren?

Band of Horses - Everything All The Time
Die Fragen mehren sich, je weiter wir fortschreiten. Immer unsicherer wird das Gebiet, das sich man sich gar nicht mehr »Rezeption« nennen traut. Ein drogenartiger Effekt, der gerade auf dem Debüt der Pferdeband verdammt gut eingefangen wird. Begräbnis-Manie, irgendeine obskure Mischung aus Shins (oh gott), My Morning Jacket (schon besser) und irgendeinem Indie-Traumcocktail (ihr kennt sie alle). Und trotzdem irgendwie nicht altklug, auch wenn alles stark danach riecht. Was wiederum für alle drogenähnliche Zustände gilt. Tolle Platte.

Joanna Newsom - Ys
Ich nehme nicht an, dass ich mich hier rausreden kann, oder? Vielleicht habe ich euch ja in die Irre geführt, und Wirklichkeit ist die Liste andersrum, aber dann wäre Dando auf 1 und das würde nicht gut gehen. Aber gut: Joanna. Gute Platte. Auch eigenartige Platte. Nicht wegen der Stimme, sondern wegen dem etwas verkrampften... Krampf drauf. Was schade ist, aber in seiner Form halt schon beeindruckt. Ich hätte gerne mehr Durchhaltevermögen dafür gehabt. Und vielleicht weniger das Gefühl, dass hier zu viel gewollt wurde.

The Zutons - Tired Of Hanging Around
Nach den Dirty Pretty Things gleich die nächste englische Rock-Sache? Was war bloß los mit mir 2006? Kann es sein, dass das alte Vorurteil über UK-Rocksounds gar revidiert werden muss? Was kommt denn als nächstes? Arctic Monkeys: Platte des Jahrzehnts? Egal, die Zutons haben eine unverdient unbeachteten Nachfolger zu Who killed... nachgelegt. Hier lag ein gewisser geiler Dreck drin, der mich sofort beim ersten Hören von »Secrets« gepackt hat. Und gleichzeitig halt schon eine herrliche Schüchternheit in der Sache. Wie es sich gehört.

Mogwai - Mr. Beast
Ganz im Gegensatz dazu die unschüchternste Mogwai-Platte seit wo langer Zeit. Was mich jetzt nicht sonderlich gestört hat in dem Fall, weil ja Mogwai, weil ja doch da »schüchtern« wieder was anderes heißt. Bei »Glasgow Mega-Snake« habe ich regelmäßig Leute in der Bim blutsüchtig angeschaut. Verriet zumindest der Retourblick. Was diese Platte eigentlich herrlich für die Weihnachtszeit macht, aber gut... darauf konnten nun wirklich niemand achten. Was ich aber nicht weiß, ist wie es nun weitergehen soll, mit Mogwai. Ideas, anybody?

Phoenix - It's Never Been Like That
Okay, auch hier ist die Frage vielleicht berechtigt. Weil das hier auch etwas hinter dem bisherigen hinterherlief. Aber dennoch: Phoenix waren heuer da, und haben mit »Long Distance Call« doch einen Hit unter's Volk gebracht, der irgendwo an der Grenze zum Wahnsinn entlanglief. Ich mein, hat man schon mal so ein bescheuert-geniales Refrain-Ohrwürmchen gehört? Auf der anderen Seite aber ist dem ganzen Ding etwas der Soul abhanden gekommen. Wenn Spaß davon abhängen würde, ein Desaster. So, immer noch eine ziemlich schöne Platte.
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NaN - Not a Notion (of brain)


xkcd berichtet von einem Mathe-Prof, der das "Problem" des durch-Null-dividierens "gelöst" hat. Lust auf more Blödsinn? Go here!

...


Es ist alles ja nicht so einfach, wie es erscheint. Gerade auch 2006 hat geschickt gewusst, einem das Leben schwer zu machen, auch und unter anderem hier, bei .txt. Was im Endeffekt als Jahresbilanz rauskommen kann und soll ist schwer zu trennen von dem, was einem das Blog-Betreiben erst erlaubt: Luft und Raum von dem anderen Zeug, dass einem eigentlich den Atem rauben sollte. Uni, Platten, Freunde, Fußböden, all der Kram. Auch schwer, das alles, weil ich heuer über weite Strecken alleine random life samples gesammelt habe (Herr .txt, wir vermissen dich; ein Statement deinerseits würde mich sehr freuen), und man sich an diesen Modus auch erst mal gewöhnen muss. Kein Teilung der Verantwortung, keine exorbitante Themenbandbreite. Just my little music blog, möchte man fast weinen.

Aber in dieser schwierigen Lage, mit allen Veränderungen und stressbedingten Problemen bekommt man erst zu Gesicht, was für Probleme man eigentlich all die Zeit bisher völlig ignoriert hat. Man bekommt präsentiert, was für Voraussetzungen eigentlich da immer mit einhergehen, mit so einem Blog-Ding über und von Popmusik. Man muss sich dann schon wieder hinsetzen, sich das überlegen, und alte Trivialitäten (z.B. ob man überhaupt über Popmusik schreiben kann) überdenken. Darüber nachdenken, dass (wenn man sich dafür entscheidet) noch immer weit mehr als ein rein kulturelles oder ästhetisches Empfinden dahinter steckt, dass man sich in einem Spannungsfeld bewegt, dass nicht selbstverständlich auf irgendeine Form von »coolem« Wissen oder »frecher« Schreibe reagiert. Und um Reaktion geht es ja auch immer, irgendwie. Sogar dann, wenn sie fehlt.

Also bei all dieser Schwierigkeit, und der dadurch entstandenen Bestätigung, und den immer problematischer werdenden Voraussetzung (inkl. dem daraus erschlossenen Willen weiterzumachen), muss man sich am Ende zusammennehmen und sich dann dafür bedanken, was alles dann doch ging. Sich klar machen, dass 06 deutlich das erfolgreichste Jahr für .txt war, was erhaltene Reaktionen, ausgelöste Hypes und verhässlichte Layouts anbelangt. Und da ein Großteil dieser Leistung, dieser wunderbaren Arbeit an so einem Blog, eben auch davon abhängt, in welchem Spannungsfeld welcher Reaktionen sie steht, muss man hier auch mal Danke! sagen, an alle, die mitlesen, die kommentieren, die Fäden aufnehmen und – vielleicht vor allem – die Fäden liefern. Und weil dann – Jahresrückblick galore – natürlich immer noch zu viel vergessen/übersehen wurde, weil es immer (auch unter dem Jahr) das Problem gibt, keine Zeit zu haben, auf das und jenes hinzuweisen, weil immer - wirklich: immer - so verdammt viel unter den Tisch fällt, gibt’s jetzt bis Silvester den Roundup von 2006. 100 Platten, die man gehört haben muss. Damit ja nichts vergessen wird. Ich hör euch jetzt schon gähnen. Aber in dem Fall... sind die Platten wichtiger. ;-)

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