10 - 1


Tocotronic - Pure Vernunft darf niemals siegen
Muss man auch erstmal schaffen, sich mit jeder Veröffentlichung neu zu erfinden. Tocotronic ist die deutsche Madonna, was das angeht. Und mit Hilfe des großen Mythos endlich weg von den - Achtung, Klischee - Trainigsjacken. Geht klar mit uns und braucht genau sowenig Rechtfertigungen wie Justus Koehnckes Schlagerversuche, ihr langweiligen Realisten und aufgeklärten Alleschecker. *

Trail Of Dead - Worlds Apart
Ehrlich gesagt hätte die Rockgeschichtsschreibung an dieser Stelle ihr Ende finden müssen. Hiernach gab es einfach nichts mehr zu sagen, und sogar standfeste Hasser der Band (*hüstel*) fanden sich irgendwann einfach überrannt, von den Ideen, den Referenzen und dem klugem Scheiß dieses Albums, das auch bei den Gigs immer wieder den Eindruck erweckte, von Ghostwritern geschrieben worden zu sein. Zeigt Euch, ihr Schweine! Aber wollen wir mal nicht so sein, und Trail Of Dead trotzdem den großen Hotelzimmerzertrümmerungspreis überreichen für das schlichtweg straighteste, beste und atemraubendste Rock-Album seit ... ähem ... den 50ern? Egal. The Rest Will Follow. Hoffentlich bald. *

Isolée: We Are Monster
Es war die zwingendste Technoplatte des Jahres, wahrscheinlich. So alles in allem. Auch wenn sie vielleicht jene Technoplatte des Jahres war, die am wenigsten Technoplatte war, dafür aber mehr die Disco als solche neuerfand. Weil hier die Gunst des Kampfes der Maschine um die Aufmerksamkeit des Menschen so elegant verknüpft wurde mit jener des Kampfes zwischen Hirn und Bauch. Was also dramaturgisch schon so ausgereift und geschickt uns allen die Köpfe verdrehte, war vom Sound her so oder so schon a gmahte wiesn. "We Are Mosnter" traf alle Punkte, die es treffen musste, und ließ aus, was nicht mit Disco läuft. Zum Mitdenken und Mittanzen gleichfalls eine unvergleichliche Platte.

The Robocop Kraus - They Think They Are The Robocop Kraus!
Hier wollen wir nun nicht von Nachfolgerplatten reden. Wir würden uns nur verheddern in "Geht es doch wieder um Refrains?"-Debatten; und dergleichen und so langweiliges Sezieren ist in keinster Weise dieser Platte anzutun. TRK übertreffen sich hier wieder einmal, differenzieren die Linien und Songideen noch weiter aus, machen Popsongs aus Punksongs und Soulfeeling aus Händeklatschen, liefern den unfassbaren Sommerhit "In Fact You’re Just Fiction" und beweisen wieder Mal, dass Pop-Wunder auch aus der Provinz kommen können. Tanzboden erschütterndend wird hier R.O.Q.U.E.N. richtig buchstabiert: Mit Leib und Seele. (Ob da ne Collabo mit Tigerbeat drin wäre?) *

The Go! Team - Thunder, Lightning, Strike
Kommt uns nicht mit Avalanches, wir sind im Hier und Jetzt! Und seit auch bei uns diese Platte die Rockisten- wie auch Disco-Herzen zum Hüpfen bringt, ist es klar, dass es an der Schnittstelle von Rock und Disco eben doch noch viel zu enttanz.... äh, decken gibt. Die beiden Schlagzeuge, der dreckige Popappeal, die unmögliche Unterscheidung von Sampling und Songwriting, das Gestern, das ein Morgen ist, all das war einfach ein großer, gewaltiger Kickstart. Und schoss uns direkt in eine nickende Umlaufbahn, wo wir seither von "Panther Dash" und "Ladyflash" oder "Everyone's A V.I.P. To Someone" nicht losgelassen wurden. Gerade auch die Gigs bewiesen mit jedem Mal mehr: Jung ist cool. Cool ist jung. Und Viel ist Viel. *

Blood Brothers - Crimes
Dass so eine Platte zum Heulen bringen kann war zumindest mir vorher nicht klar. Vielleicht war es das, was "Crimes" eben zur großen Blood Brothers-Pop-Platte machte, dieser unbändige Wille zum Schön-und-Schirch-Sein, wo du Mitklatschen, Mitdenken, Mitmorden und Mitfürchten kannst. Verdammt, es geht auch immer um Ehrfurcht vor so großer, kaum fassbarer Intensität. Es geht auch immer um das sich recken in die Ecken des Songs, um die Kaputtheit doch nur als Fassade für dieses eine wunderbare Gitarrenriff zu entdecken. Um beim Titeltrack schlichtweg zu kollabieren, den vielleicht ruhigsten und bodenlosesten vier Minuten des Jahres. Love rhymes with Blood Brothers now. Wer hätte das gedacht. *

Death Cab For Cutie - Plans
Lasst uns auch hier nicht von Nachfolgerplatten reden. Das hier war einfach wieder mal so groß, so weit, so unglaublich wunderschön, lieferte eine sommerliche Single und ungefähr sechsundsiebzig Momente zum bodenlosen Verlieben. Stellen, wo Ben Gibbard sich für ewig einbrannte in die Großhirnrinde: "I wish we could open our eyes to see in all directions at the same time. Oh what a beautiful view if you were never aware of what was around you." Es funktioniert nicht im Vergleich zu "Transatlanticism", es funktioniert nur als "Plans", nur als jenes Juwel, das es ist. "What Sarah Said" stellt auch die entscheidende Frage nach dem Aufpasser im Tod. Diese Platte würden wir uns ehrlich gesagt mitnehmen, dorthin. *

Broken Social Scene - Broken Social Scene
"It is because history is inescapable that every historical moment - that is, every moment - feels so much like an escape." (Stanley Fish) Das gilt auch für die Geschichte dieser Band, des ganzen Rundherums, des Tourwahnsinns, der Nebenprojekte, der jetzt auftauchenden Akustik-Radio-Sessions, wo die Wucht und Vielschichtigkeit dir in Minimal-Folk-Variante trotzdem Tränen in die Augen treiben. Und was dieses Kollektiv so alles leistet, wenn es grad mal nicht selber Meisterwerke schreibt/improvisiert, steht (wenn man die Connections fertig verfolgt) auf Platz #1 und #41. Und als Label Arts & Crafts noch mal auf #16 und #47. Geschichte, Tränen und noch mehr Mehr. Diesmal sogar mit Techno, HipHop und WuffWuff. *

The Arcade Fire - Funeral
Das war so ein Moment, an dem die Welt sich änderte. Sie wurde wuchtiger, dichter, emotionaler und verspielter. Jetzt im ersten Winter seit dem Hereinbrechen dieses Albums kommen die Erinnerungen hoch an den letzten, an die unzähligen Stunden, wo man sich vorstellte, wie man Tunnel durch Schnee buddelt. Und daran, wie Schnee und Feuer so gut zusammenpassen konnten. Wir waren vielleicht am Anfang skeptisch ob des aus Amerika und den ganzen Blogs herbeiwehenden Hype, aber es erwischte uns doch voll und ganz. Und wir flehten um Fortsetzung. Bald, die Kirche ist gekauft, die Arbeiten laufen, und wir bangen. Man kann sich ja kaum vorstellen, dass diese Band auch nur ein Konzert ihrer Tournee überlebt hat. *

Stars - Set Yourself On Fire
Der Platz 1 also. Soso, hm. Das ist ja das Blöde an diesen Listen: Dass ich meine Top Ten am liebsten alle nebeneinander auf Platz Eins stellen möchte. Dass das sooo unfair ist, diese eine jetzt so rauszustellen. Aber wir wissen, life's a hard one, auf dem obersten Plätzchen hat nur eine Platz.
Die Stars haben gezeigt, wie schmerzhaft schön Musik sein kann. In diesem Jahr war der von vielen Seiten bereits begrabene POP nirgends lebendiger als auf dieser Platte. Die Rückkehr des Duetts, das eigentlich nie weg war, aber seit langem nicht mehr so charmant vollzogen wurde wie hier. Überhaupt: Charme beschreibt nicht mal annähernd die Sympathien die ich dieser Band live entgegenbrachte. Und die Songs? Meinegutegüte, die Songs.
Ich kannte die Band bereits als ich sie hier zusammen mit Marko und anderen wunderbaren Menschen sehen durfte. Aber ich kannte sie nicht so. Die Stars schaffen es, Abgründe in zuckrigen Pop zu verpacken und aus den grimmigsten Akkorden Lebenslust und all den anderen guten Scheiß blicken zu lassen. Das Tollste aber ist - und wahrscheinlich handelt es sich auch deswegen um so eine Konsensplatte -, dass sie immer und überall funktioniert. Zum wilden Rumknutschen auf Parties, zum deprimiert-durch-Schneewehen-nach-Hause-Torkeln, zum auf sich selbst zurückgeworfenen Alleinhören, als bester Anlaß um gemeinsam zu schweigen und zu so ziemlich jeder anderen Gelegenheit, die dir gerade so einfällt. Weil das alles eben so verdammt einfach klingt und dabei aber so unendlich Schwieriges beschreibt. Und weil man so schön dazu weinen kann. *

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23 - 11


Shout Out Louds - Howl Howl Gaff Gaff
Fuck the indierock. Wir glauben nur an jene Stellen, wo unser Herz aufgerissen wird und unsere Knie einsinken. Die schwedischen Shout Out Louds machen alles, was alle anderen Bands zurzeit auch machen, aber sie sind dabei eben die besten Herzaufreißungsundknieeinbrechungsberserker seit dem frühen Lou Barlow, Built To Spill und jenem Augenblick, als du das letzte Mal bei einem TSOOL-Gig am Boden lagst.

Kano - Home Sweet Home
Habt Ihr den PC an eure Anlage angeschlossen? Ja? Gut. Habt Ihr ein kleines Rad an Eurem Verstärker, mit dem Ihr den Bass regeln könnt? Ja? Bitte nach ganz rechts drehen. Dasselbe im Anschluß bitte mit dem Volumeregler. Okay? Fein. Nun öffnen wir diese Website: http://www.ka-no.com, warten ein paar Sekunden bis Home Sweet Home geladen ist und halten uns bitte irgendwo dran fest. Fertig? Höschen feucht? Mission completed.

Kammerflimmer Kollektief - Absencen
"Absencen" bietet genau die Art von Jazz, die man nach der Jahrtausendwende noch hören mag. Verrätselt, nichts ist klar und von vornherein gegeben. Alles muss sich neu erarbeitet werden. Und damit ist diese Platte näher an Bohrens Geisterfaust (die es nur knmapp nicht hierein geschafft hat), als man vielleicht annehmen mag.
Erlaubt mir auf die fantastische Remix-EP hinzuweisen, die letzten Monat bei Staubgold erschien. Nôze, Jelinek, David Last und Aoki Takamasa fügen der schwebenden Gestalt der Platte noch einiges an Zerbrechlichkeit hinzu.

Bloc Party- Silent Alarm
*ähm*







Architecture In Helsinki - In Case We Die
Auch so eine Platte, die wahrscheinlich 2006 richtig durchstarten wird. Der Zweitling hat nichts mehr mit ruhigem Fingerschnippen, dafür aber mit exaltiertem Wahnsinn, unzähligen Songideen und verdammt gutem Diebstahl zu tun. Entrückt, gut aufgelegt, sich dauernd brechend und auslachend spielen hier AIH eine Mystery-Show für australische Isolationsexperten, die aber auch hier nei uns Anklang, Tanzwut und Mitsingabende bescheren könnte. *

Sage Francis - A Healthy Distrust
"Kill one of ours, we'll kill one of yours with some friendly fire, that’s a funny term, like civil war." Kaum eine HipHop-Platte hat so viel Emo, so viel politisches Appeal und kluge Lyrics gehabt wie die erste Francis der Epitaph-Ära. Stellenweise sind die Lyrics so abgrundtief, so fett unterlegt, so pointiert und so traurig, dass ich mich an die erste Adorno-Lektüre zurückerinnere. Und dazu einen Weltkriegssoundtrack, Dekonstruktionswahnsinn und Invisibility. Hölle. *

Andi Teichmann: Fades
Ein später Nachzügler, aber was für einer. Fades ist die Platte, die Turner dieses Jahr gerne gemacht hätte, wenn er nicht mit expressiver Rumheulerei beschäftigt gewesen wäre. (Sorry, Andreas, ein letzter Seitenhieb sei mir erlaubt.) Fades geht von Minimal bis Maximal die gesamte Bandbreite aller Gefühlsregungen ab, ist Autorenplatte durch und durch und vermutlich spätestens in einem halben Jahr so oft geremixed auf 12inches vertreten wie Adas 2004er Technoentwurf letzten Sommer. Mehr braucht es nicht.

The Most Serene Republic - Underwater Cinematographer
Der erste kaum in den Zwanzigern befindliche, nicht mit BSS verbundene Act auf Arts & Crafts scheuerte hier gewaltig Elektronik ins postrocksche Whatever der Großen des Labels. So jung, verspielt, elegant und nervenaufreibend soll ein Debüt bitte klingen. Und hoffentlich findet es dann auch bald einen breiten Release (und eine Tour die diesmal Wien NICHT auslässt), um dann wiederzukehren - in den Jahrescharts 06.

Colleen: Golden Morning Breaks
Dazu habe ich bereits alles gesagt, was zu sagen war. Weiterhin betörend und verstörend. Weiterhin Rätsel aufgebend und noch immer bin ich der Phaszination nicht auf die Schliche gekommen. Nuff said. Bitte kaufen. *


Kanye West- Late Registration
*hüstelräsuper*






Metope - Kobol
Alleine für »Libertango« gehört Metope die patinaüberzogene Interpretationsmedaille am rostenen Bande. Wie man so dreist den Tango entstauben und ihn zwar von seinem Pathos nicht aber von seiner Melancholie befreien kann! Wie kaputt das alles klingt! Wie rauh und zärtlich zugleich! Wenn Machinen alt werden klingen sie so verranzt, dreckig und ölverschmiert wie diese Platte. Techno für den verschwitzten Clubmoment um 5 Uhr morgens, wenn die Beats schon die ganze Nacht das Fleisch aus den Hörgängen gekratzt haben.


Common - Be
Be eternal! Die Definition von smooth. Sophisticated yellow-press und intelligent gossip. Definitionen sprengend und Grenzen übertretend. Common und Kanye als zwei Seiten einer souligen Medaille. Laut Ja-Sagen zum Leben, das aber im Bewußtsein dessen, dass die Ja-Momente dann doch eher rare und deswegen umso wichtigere sind. »Presence is a gift, and I just wanna be!«

Gustav - Rettet die Wale
Es muss auch so gehen, dass sich da wer entschließt einfach auf eigene Faust, unabhängig sowas auf die Beine zu stellen, und dann doch auch erfolgreich damit ist. Ohne sich vereinnahmen oder korrumpieren zu lassen. Auch ganz abgesehen von der Musik, dieser wunderbaren Neuerfindung des (elektronischen) Protestsongs ist das Projekt "Gustav" einzigartig und verdient allen Respekt, den die vernarrte Indietronica-Welt noch übrig hat.

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37 - 24


The Arcade Fire - The Arcade Fire
Ja, Ausnahme Nr. 2. Und diese hier ist sogar eine Wiederveröffentlichung von der 2003-Demo, also falscher geht's gar nicht mehr. Doch diese EP hier hat eben eine Sonderstellung, weil sie (noch dazu im selben Jahr, quasi im Anschluss) beweist, dass "Funeral" eben keine Eintagsfliege war. Hätte es "Funeral" nicht gegeben, wäre das hier schon eine Offenbarung gewesen. Wir sind gespannt wie die Geschichte weiter geht. *

Cass McCombs - PREfection
Da es Adam Green knapp nicht in die Top 50 geschafft hat, muss dieser junge, vom ehrenwerte Hr. Peel sehr geschätzte Mann für die verstiegen-elegante Anti-Folk-Songwriterpartie herhalten. Geschwärzte Texte im Booklet, unzügelbarer Humor, augenzwinkernde Songs, die Smiths-Fans um Kopf und Kragen bringen, und die nötige Portion Ironie waren der Soundtrack zum Lachen. I'm looking forward to looking backward. *

Gravenhurst - Fires In Distant Buildings
Es bleibt dabei, was ich hier schrieb. Eine ganz und gar introvertierte Geschichte ist dieses Album. Fast meint man Unanstäniges zu tun, lauscht man gebannt-voyeuristisch den teils nur angedeuteten Geschichten Nick Talbots. Die Lieblingssongs wechseln ständig, zur Zeit ist es »Cities Beneath The Sea«. Bitte noch reinhören, bevor die Platte in ein, zwei Monaten im Wust fröhlicher Frühjahrsplatten unterzugehen droht. *

Wolf Parade - Apologies To The Queen Mary
Was tat es nicht weh. Das Album der Arcade Fire-Vorband-Gründungsmythologen heulte und brach, kanadisch-roh, völlig ungeschliffen und kaputt durch unsere Herzen und hinterließ Hits ("Shine A Light", "You Are A Runner...") wie auch kaum überschaubare Emotions-Orkane ("I'll Believe In Anything"). Und wie kann diese Stimme nur so wehtun? Kann das mal wer kurz erklären?

Egoexpress - Hot Wire My Heart
Wer sich (wahrscheinlich zu Recht) über den inflationären Gebrauch des Wortes »schön« in dieser Top50 ärgert, wird froh sein, hier endlich mal von dem genauen Gegenteilzu lesen. »Hot Wire My Heart« ist nämlich alles andere, aber nicht schön. Hässlich-kratzende Sythies, Bässe, die zwar tief aber nicht (kanoesk-)deep sondern lustig vor sich hin knartzend sind, Gameboy-Gedudel und kaputte Töne geben den Takt an. Ein Wahnsinn das und durchaus zum -Aus-der-Haut-tanzend.

Art Brut - Bang Bang Rock ‘n Roll
Eigentlich passt der Brit-Hype hier gar nicht. Art Brut sind mehr Punk als Rock, im Zweifelsfall eher dreckig als poppig und trotz eingängiger Melodien alles andere als Easy Rock Listening. Man kann sich darüber streiten, ob die explizite Absage an jegliche Ironie nun nicht auch wieder Ironie ist, ob der plakativ vor sich hergetragene ROCK nicht auch gleichzeitig eine Grabesrede desselben ist. Man muss das aber nicht, und kann einfach nur ein paar heftig runtergeschnodderte Songs mitgröhlen, sich Bierüber den Kopf schütten und so tun, als sei Rock tatsächlich noch lebendig. Funktioniert mit dieser Band erstaunlich gut.

Xiu Xiu - La Forêt
Jamie Stewart macht die eigentlich beste Platte seiner Karriere, und keinen kümmerts? Bist du deppert, was für riesige Flächen hier die Songs aufreißen, wie verzweifelt mystisch alles klingt, wie gewaltig einsam und doch so unsuicidal das alles ist, das alles toppt sogar das vielumjubelte Vorgänger-Konsensding "Fabulous Muscles". Und keinen kümmerts? "Ihr wollt Kuschelsex? Fickt Euch!"

Smog - A River Ain't Too Much To Love
Mit dem entfernen der Klammern kam auch wieder die Kraft, ein Album aufzunehmen, das endlich wieder hervorkehrt, was Smog immer ausmachte: Seine Stimme. Seine Texte. Seine Ideen. Das je nach Rechnung zehnte, elfte oder zwanzigste Album hat die ruhigen, kontemplativen Momente des Jahres gebracht. "So bury me in wood, and I will splinter. Bury me in stone, and I will quake. Bury me in water, and I will geyser. Bury me in fire, and I’m gonna phoenix." Na? *

Various Artists - 2Rabimmel 2Rabammel 2Rabum 2Bum Bum
Hey, du da! Du Eckensteher und Nichttanzenwoller, du armer dich an dein Bierglas festkrallender Indierocklurch. Zieh dir den Stock aus dem Hintern und das hier tief ins Ohr, bitte. Danke. Und jetzt erzähl mir nochmal was von herzloser Musik.
Warum eine Compilation (Ausnhame Nr. 3!) in dieser Liste auftaucht? Weil sie ein Label repräsentiert, das - neben Cadenza und Sender (again) - das Jahr geruled hat. Man konnte im Grunde genommen jede einzelne 12inch blind kaufen, Tanzgarantien waren sie alle. Und diese Platte ist der schwitzende Beweis (und für mich eine gute Ausrede um nicht auch meine Top100-12inches schreiben zu müssen).

The Earlies - These Were The Earlies
Ehrlich gesagt war da gar nicht so viel mit Flaming Lips und Polyphonic Spree. Dieses Debüt war viel zu unfad dafür, geradeheraus elegisch, breit himmelhoch schön und irrsinnig beweglich in seinem Referenzsystem. Und trotzdem wirklich eigenständig. "Morning Wonder" hätte ein Indiehit werden sollen, aber wir wissen: Die Indiewelt kann die grausamste sein, wenn mal die Gitarren nicht im Vordergrund sind. Und den Earlies wünschen wir die Chartserfolge von Spiritualized, klar. *

Nada Surf - The Weight Is A Gift
Rambazamba, das so ein schnörkellos gutes Gitarrenindieschrammelalbum noch aus deren Fingern kommen konnte war auch nicht selbstverständlich. Man mag über die Fadesse von "Let Go" denken was man will, aber das hier birgt so viele Hits und Mitfühl-Stellen in sich, dass ein Entkommen kaum möglich war. Auch wegen dem totgespielten "Always Love". So alt, und doch so jung, diese Herren, das macht die Sache mit dem Gewicht ja gerade erst verständlich.

David Lipp - In immer: Love
Wiener Schmäh fand endlich auf elektronischem Musikverständnis fußend den Weg zu einem Konzeptalbum, das sich dem vielleicht schwierigsten Topos der Popkultur so wunderbar leicht widmete. David Lipp wird bestimmt vergessen und übersehen werden, das Label Niesom hat gerade zugemacht, weil sie eben nicht nach Kanada gingen, um reich nie wiederzukommen, und die Welt ist schlecht. Halten wir uns an David Lipps Liebe fest, bitte. *

Nine Inch Nails - With Teeth
Gut Ding braucht Weile, die sich hier (wieder mal) gelohnt hat. Es war wieder ein ganz anderes Album als erwartet, es war dieses Notwistsche Indieetwas mit jenem Dave Grohlsschen Haufdraufrock und der übliche Prise Industrialherumgepose, samt Gospel und Wall Of Sound-Irrsinn. Nicht selbstverständlich, nicht leicht zu verstehen, auch wegen der beiden falsch gewählten Singles. *

Lawrence - The Night Will Last Forever
Dieses Album abwechselnd mit Andi Teichmanns »Fades« gehört, bringt dich durch den Winter. Denn mal ehrlich: Sonne, Strand und gute Laune ist ja alles ganz fein. Aber irgendwie freut man sich ja dann doch auch auf die dunklen melancholischen Momente des Jahres, wenn alle Licht weicht und die Kälte alles überzieht. Das hier ist die Musik dazu. Träumerisch, elegisch, wärmend und ohne dem vielen Winterplatten so eigenen Pathos. Für den düsteren Romantiker in dir.

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50 - 38


Hallo, liebe Leute. Wir beide, txt und ich, haben uns die letzten Tage/Wochen/Monate den Kopf zermartert, was denn so übrig bleibt, von 2005. Das Ergebnis sind diese hier mit kurzen, teils mehr, teils weniger Ich-bezogenene Kommentaren/Rückblicken versehenen 50 bemerkenswertesten Veröffentlichungen aus Sicht der unfehlbaren txt-Musikredaktion. Have fun. Und guten Dings.

Matt Elliott - Drinking Songs
Matt Elliotts Zweitling unter dem Namen brachte die wirklich tiefste Melancholie des Jahres. Zum Betrinken sind diese wunderbaren, slawischen Gitarrenelegien natürlich wunderbar geeignet, aber am Ende landete er ja doch wieder bei einem 20-minütigen Jungle-Desaster, Third Eye Foundation halt. Wir wünschen ihm ein erfolgreiches Aufstehen, einen schönen Kater und weitere Inspiration für Alben, die uns helfen mit dem Schlimmsten Kater klarzukommen. *

M.I.A. - Arular
Es war schon so bezeichnend und erstaunlich zu beobachten, wie oft in Kritiken von der "attraktiven" Maya die Rede war (und das Übel aller Kritik: hier jetzt durch die Wiederholung natürlich auch wieder). Und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass dieses Album von einer weniger gut aussehenden und aus weniger exotischen Background stammenden Musikerin nicht den Anklang gefunden hätte. Dabei besteht gar keine Notwendigkeit, noch extra auf das Aussehen hinzuweisen, wenn die Musik doch schon so geil ist wie diese hier. Mittlerweile sind die meisten Stücke zwar schon wieder aus meinem löchrigen Kuzzeitgedächtnis herausgefallen, aber den Spaß, den uns diese Platte auf Sommer-Partys bescherte, wird man bestimmt auch noch im kommenden Sommer nachvollziehen können.

Abe Duque - So Underground It Hurts
Der Titel lügt natürlich wie nix Gutes. Underground ist Herr Duque nun spätestens seit seiner Zusammenarbeit mit Lieblings-Münchener Hell nicht mehr. Aber vielleicht stellt das ja auch mehr einen ironischen Seitenhieb auf Duques bisheriges Schaffen dar. Denn obwohl es sich hierbei schon um seinen vierten Lonplayer handelt, startet er erst hiermit richtig durch. Und das auch noch mit lediglich zwei, drei 12inch-Clun-Hits vorab. Vielleicht auch ein Zeichen dafür, dass die Techno-Jünger nicht mehr so borniert auf alles herabblicken, was mehr als drei Tracks auf zwei Seiten vereint.

The American Analog Set - Set Free
Wohnzimmer umstellen war angesagt. Das sind so Alben die einfach (neuen) Raum brauchen, um zu fließen, die einfach die Ambient-Zutaten nicht schlicht in einen Mixer hauen mit dem Indie-Postrock-Gitarrengenudel, sondern sehr feinfühlig, sehr wohlwollend und mit viel Charme einen Teppich weben, sanft zusammensetzen, was wir uns vorher nicht zusammendenken getraut haben. Groß. Und schön. *

Rufus Wainwright - Want Two
Wahnsinn, was ich da fast verpasst hätte. Oper, Drama, Kitsch, Camp. All das, bei dem die verdrucksten Besserwisser sich schaudernd mit Hinweis auf ihre Abgeklärtheit abwenden. Dabei ist das Ganze so durchgeknallt und mit tausenden Meta-Ebenen durchzogen, dass man gar nicht mehr weiß, wo man nun gerade steht. Heten-Freunde, die sich nach Konzertbesuchen als Teilzeit-Schwule und Erweckungsschwuppen outeten sprechen eine eindeutige Sprache. Nur, dass Wainwright sogar bis ins Zeit- und Sipegel-Feuilleton vorgedrungen ist, das kann mir noch immer niemand erklären.

Wilco - Kicking Television
Ausnahme Nr. 1 zur Regel "Keine Live-Alben, EPs, Compilations oder Rereleases in Jahreslisten!": Dieses Live-Album war einfach unfassbar. So gewaltig groß, so verdammt breitarming einfangend, was Wilco die letzten beiden Alben lang zu einer der unglaublichsten Bands dieses Planeten machte, so elegant die Geschichte davor mit einem Opener, mit nur einem Song zu erzählen, der einen (bitte B-U-C-H-S-T-Ä-B-L-I-C-H verstehen!) umhaut, mit "Misunderstood". Schlicht unpackbar. Wilco eben.

The Decemberists - Picaresque
Schelmisches Phantasien, endlich hast auch du einen Soundtrack! Wir wachen im Bauch eines Wals auf und wundern uns, wir rumpeln, stechen, graben, machen all das, was die Platte mit uns macht. Hier ging es um so wunderbares Songwriting, so elegante Einflüsse von slawischer Seite, dass Firewater oft nicht weit weg war in Gedanken. Wer will schon aufwachen und eine Ahnung davon haben, wo er ist?

Funkstörung - The Return To The Acid Planet
*hüstel*






Aoki Takamasa & Tujiko Noriko - 28
*räusper*







Metric - Live It Out
Okay, hier wollen wir mal über Nachfolgerplatten reden. Diese hier ist nicht so gut wie Metrics Debüt (*hüstel*) "Old World Underground, Where Are You Now?", aber sie ist nichtsdestotrotz eine wunderbar rockige Besser-als-The-New-Pornographers-Variante davon. Emily Haines verzauberte ja stimmtechnisch schon die BSS-Platte, und darf sich hier mal auf Albumlänge austoben. Und "Too Little Too Late" bitte unter "Jahrhundertsong" bookmarken.

Ferenc - Fraximal
Seltsame Sache dieses Fraximal. Wollte ich gutfinden, weil die 12niches (besonders die auf Nitsa erschienenen) der beiden Herren so gut waren. Dann erstmal Enttäuschung und weggekramt das Teil. Kurz darauf wieder hervorgeholt und mich gewundert, was ich da alles überhört habe. Vermmutlich liegt es an der glitzernden Kälte des Albums, dass es mich nicht sofort fing. Jetzt bin ich mir sicher: Auf Kompakt erschien dieses Jahr kein besseres Album.

The Kills - No Wow
Da muss sich ein Rockungetier neuerfinden. The Kills belegen mit ihrem Zweitling die ungemein produktive Schnittstelle zwischen Punk und Disco, und legen ein raues, minimalistisches Rockalbum hin, das von Goth bis Emo Anklang fand und auch gut tanzbar blieb. Vor allem live ja auch eine Wucht bleibt uns "No Wow" als Mahnung in Erinnerung, als Mahnung, nie das Staunen zu verlernen.
*

Roisin Murphy - Ruby Blue
Warum zum Teufel redet davon eigentlich niemand mehr? Von dieser Stimme, die ein wenig daneben und verletzlich kling. Von diesen Songs, Tracks, Produktionen, die so maßgeschneidert auf den Gesang abgestimmt wurden. Klar, wurde es den Checkern leicht gemacht, diese Platte zu hassen: Der notorische Mathew »PC« Herbert hier und bisweilen, nunja, wirre Zirkusmusikanleihen da. Aber, meine Güte, diese Stimme! Und nach einiger Zeit weicht all das Pompöse aus den Songs und sie stehen nackt da als zur Melodie gewordene Erhabenheit.

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